Handke handschriftlich
Drei Bleistiftmanuskripte und ein früher Brief
Peter Handke, 1942-:
Versuch über die Müdigkeit. Versuch über die Jukebox. Versuch über den geglückten Tag.
Frankfurt am Main: Suhrkamp. 3 Mappen in Box, aus Anlass seines 50. Geburtstages am 6. Dezember 1992 vorgelegt.
Einmalige, signierte und nummerierte Faksimileausgabe.
Die Originale befinden sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien.
(Universitätsbibliothek Signatur: II FA 260056, Nr. 686 von 1000 gezählten Exemplaren)
Der Bleistift nimmt als Instrumentarium in Peter Handkes Schreiben eine zentrale Position ein – als mystifiziertes Arbeitsgerät und als literaturmotivisches Moment. In der Geschichte des Bleistifts (1982, S. 63) formuliert Peter Handke »Was entspricht mir als Werkzeug? Nicht die Kamera, auch nicht die Schreibmaschine (und nicht die Füllfeder oder der Pinsel). Aber was entspricht mir als Werkzeug? Der Bleistift.«
Zu Anfang der 1990er Jahre begann Handke ausschließlich mit Bleistift zu schreiben, eine Schreibpraxis, die er bis heute beibehalten hat. „Unmittelbarer Anlass zum Wechsel des Schreibwerkzeuges war die Tatsache, dass der Autor in dem spanischen Hotelzimmer, in dem er an dem Text arbeitete, keine Ruhe fand und deshalb zum Schreiben mit Papier und Bleistift ins Freie ging.“ (kk https://handkeonline.onb.ac.at/node/949)
Das Manuskript zum Versuch über die Müdigkeit gilt als der erste Text Handkes, den er vollständig handschriftlich mit dem Bleistift verfasst hat. Dies erfolgte just in einer medientechnischen Umbruchsphase und bildet ein zentrales Moment im Selbstverständnis des schreibenden Autors. Die Bleistiftmanuskripte veranschaulichen die Grundzüge seiner literarischen Arbeitsweise:
„Die Bleistiftmanuskripte sind gut lesbar und mit großer Regelmäßigkeit geschrieben. Auffällig ist die formale Einheitlichkeit, die Handke in allen Bleistiftmanuskripten beibehält: Titelblatt (mitunter illustriert wie bei Rund um das Große Tribunal), täglich datierter und paginierter Text, Abschluss mit Angabe von Ort und Datum des Arbeitsendes. Die Manuskripte enthalten kaum Streichungen, Einfügungen oder Korrekturen, nur kleine Sofortkorrekturen (Ausradieren oder Einfügen von Wörtern) sind auf den Bleistiftmanuskripten als Eingriffe erkennbar. Der tägliche Schreibfortschritt ist mit Datumseinträgen am linken Seitenrand vermerkt.“ (kk https://handkeonline.onb.ac.at/node/949)
Erste Mappe: Versuch über die Müdigkeit. Geschrieben in Linares, Spanien, zwischen dem 11. und 25. März 1989 (erschienen 1990).
Zweite Mappe: Versuch über die Jukebox. Erzählung. Geschrieben in Soria, Spanien, zwischen dem 9. und 30. Dezember 1989 (erschienen 1991).
Dritte Mappe: Versuch über den geglückten Tag. Ein Wintertagtraum. Geschrieben in Chaville bei Paris, zwischen dem 12. November und dem 8. Dezember 1990 (erschienen 1992).
Der Text der Manuskripte unterscheidet sich von dem der Buchfassungen. Die Originale liegen im Vorlassbestand – im sogenannten »Chaville-Bestand« – des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek.
Auskunft über Handkes Schreiben gibt auch ein Brief des gerade neunzehnjährigen Schülers an seinen Deutschlehrer Reinhard Musar im Gymnasium in Tanzenberg / Kärnten aus dem Jahr 1961, verwahrt im Kärntner Literaturarchiv. Er diente Handke als Vorbild für die Figur des Villacher Lehrers in der Wiederholung (1988).
Handke berichtet ihm von seinem Romanprojekt Die Hornissen (1966) und verdeutlicht seinen Absolutheitsanspruch als – zukünftiger – Autor.
Brief von Peter Handke und Reinhold Musar vom
10. 12. 1961, samt Kuvert.
Originalmaße: 29,5 cm x ca. 18 cm, 1 Doppelblatt, recto und verso beschrieben
(AAU/Robert Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv)
Foto Peter Handke und Reinhold Musar vom 17. 2. 1959
Originalmaße: 9,5 cm x ca. 6,2 cm
(AAU/Robert Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv)
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