Auf das Register folgen sechs Teile mit Rezepten.
Die Seitenüberschriften lauten durchgehend „Pars … D[oktor] Phil. Theophrasti, contra Pestem“ und sollen wohl wieder den Anschein erwecken, dass der berühmte Arzt diesen Text verfasst habe. Dies zeigt, wie berühmt der hochgelobte Paracelsus auch noch Jahre nach seinem Tod war.
Paracelsus hatte mit dem Medizinstudium in Ferrara das theoretische Schulwissen seiner Zeit als Basis. Zur Breite der ihm genau bekannten offiziellen Therapien kam sein Wissen über die pharmazeutische Chemie der Arzneipräparate und seine große Erfahrung als Praktiker. Paracelsische Medizin geht also weit über den Wissensstand der Volksmedizin hinaus, wie ihn die Ratschläge und Rezepte des Pest-Traktates zeigen. „Der Text selber athmet nirgends Paracelsischen Geist“, notiert der Leipziger Medizinhistoriker Karl Sudhoff (1853-1938), der bedeutendste Medizinhistoriker seiner Zeit, der die bis heute maßgebliche Gesamtausgabe der Paracelsus-Texte veröffentlichte. „Die Recepte selbst schmecken durchaus nach Paracelsus“ meint Sudhoff, sie finden sich aber so nirgends in Paracelsus´ Schriften.
Die Zutaten für die „Pillen“ sind stets in Latein gehalten, da nur erfahrene Apotheker die Mittel mischen sollten. In diesen beiden Rezepten ist Paracelsus sogar ausdrücklich genannt.
“Aber annder Pillel gleicherweiß wie die ersten zůgebrauchen/ seind vast köstlich vnd gũt/ gebraucht vnd bewärt durch Doctor Theophrasten/ vnd annder in ainem seer grossen Sterben zů Bern in schweitz”
[Eine andere Pille, die von Doktor Theophrastus und anderen während der großen Pest in Bern in der Schweiz in bewährter Weise angewendet hat.]
„Dise Pillel hat Doctor Theophrastus Pie Memorie (wie er dann von jm selb schreibt) vil vnd offt bewårt/ vnd im brauch gehabt / vnd vil gůts auch grossen nutz zů Antorff im Brabant/ in ainem grossen lauff damit geschafft”
[Diese Pille wurde oft von dem verstorbenen Doktor Theophrastus (wie er es selbst beschrieben hat) oft und in bewährter Weise verwendet während einer Pest in Antwerpen in Brabant und damit großen Nutzen bewirkt.]
Die Volksmedizin hat aber auch durchaus Nützliches und seit Jahrhunderten Erprobtes zu bieten, wie der Aufruf zur Quarantäne oder zur richtigen Ernährung:
Man findet Anleitungen darüber, „was inen für die vergifften Lüfft Zůbrauchen … und Einzůnehmen sey, Auf das sy … nit inficiert … werden“:
„Man soll innen pleyben, unnd an den Lufft nit khoḿen … und mit fleiß vermeiden alle getrennge [Gedränge] des Volckhs“ (f14v, 15r)
Leichte Krankenkost:
„die weil er Siech ist, solle man ime zů essen geben … dünne habermüßlein inn fleisch brůe gekocht, Gersten in fleisch brůe, Dünne Erbis supplein, …, Schotten, Rahmsupplein mit saffran zimlich und wol gegilbt, der dem hertzen vast dienlich ist…“ (f29v)
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