Als Quellen für den Atlas dienten Karten anderer Kartenmacher wie Ortelius, Mercator und Hondius, zeitgenössische Reisebeschreibungen und Erzählungen.
Blaeu gibt nur rudimentär Angaben zu den Kartenherstellern (Autor des Kartenbildes, Kupferstecher, Verleger) an. Urheberrechte gab es noch nicht, Raubdruck war üblich.
Oft finden sich in den Karten Widmungen an einflussreiche Personen; meist wohl in der Absicht, dadurch eine finanzielle Belohnung zu erhalten. Die Titel der Karten stehen immer in Kartuschen, geschmückten oder ornamentierten Textrahmen, häufig mit allegorischen Figuren, Wappen oder charakteristischen Produkten der auf der Karte abgebildeten Region versehen.
Das metrische System ist im 17. Jh. noch nicht gebräuchlich, es sind zahllose unterschiedliche Längenmaße in Verwendung: Meilen aller Art, Wegstunden, Messruten (am weitesten verbreitet war die deutsche Meile mit ca. 7,4 km). Deshalb finden sich Maßstableisten auf allen Karten. Maßstabskartuschen sind oft mit Gestalten von Landvermessern dekoriert, die mit dem Zirkel in Händen ihre Arbeit versehen.
Der Band über Europa beginnt mit der berühmten Weltkarte und beschreibt auch das Gebiet des Nordpols.
Blaeu, Willem Janszoon, (1571-1638):
Theatrum Orbis Terrarum, Sive Atlas Novus: in quo Tabulæ et Descriptiones omnium Regionum. Pars 1: Europa septentrionalis et orientalis.
Amsterdami: Apud Iohannem Guiljelmi F. Blaeu. 1649.
121 Karten und 150 Seiten Text.
Die Weltkarte zeigt neben bereits bekannten Kontinenten links unten im Kreis den Nordpol und rechts den noch unbekannten Südpol, die Terra Australis incognita.
Sie ist umrahmt von Schmuckleisten:
Oben die personifizierten sieben Planeten: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn,
links die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde,
rechts die vier Jahreszeiten,
unten die sieben Weltwunder:
Die hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon, der Koloss von Rhodos, die Pyramiden, das Grab des Königs Mausolos von Halikarnassos, der Diana/Artemis-Tempel von Ephesos, die Zeusstatue des Phidias von Olympia und der Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria.
In seiner Einleitung schreibt Joan Blaeu über Kosmographie und Geographie, über die Systeme der Welt von Ptolemäus bis Kopernikus, über die Himmelssphären, die Zonen der Erde, über Längen und Breiten, über Klimata und Winde und über die Entwicklung der Wegmaße.
Große, über neun Zeilen gehende Schmuckinitialen − hier das „M“ − findet man an jedem Kapitelanfang.
EUROPA recens descripta
Karte von Europa
Seite 5
In der Zierleiste oben Stadtpläne und Stadtansichten aus der Vogelschau:
Amsterdam, Prag, Constantinopel, Venedig, Rom, Paris, London, Toledo und Lissabon.
An den Rändern Darstellungen von Trachten der verschiedenen Völker:
links: Engländer, Franzosen, Belgier, Kastilier und Venetianer;
rechts: Deutsche, Ungarn, Böhmen, Polen und Griechen.
Weitere Illustrationen:
Neptun, der griechische Gott des Meeres, mit Dreizack, ein Walfisch, Schiffe, Eisbären und Löwen.
AUSTRIA ARCHIDUCATUS
Seite 4
Die Karte des Erzherzogtums Österreich zeigt
Ober- und Niederösterreich, das Burgenland, nördliche Bereiche der Steiermark und Nordostkärnten.
Als Kartenmacher wird der Wiener Gelehrte Wolfgang Lazius (1514−1565) angegeben.
Die Maßstabkartusche mit deutschen und französischen Meilen hat auch eine lateinisch-deutsche Legende.
SALTZBURG ARCHIEPISCOPATUS et CARINTHIA DUCATUS
Seite 56
Karte des Erzbistums Salzburg und des Herzogtums Kärnten.
Eine gelbe Grenzlinie umrahmt Salzburg, eine rote Kärnten.
Die Titelkartusche oben rechts zeigt zwei Wappen:
Das des Salzburger Erzbistums mit Kardinalshut, der Putto links daneben hält den bischöflichen Krummstab;
rechts das Wappen des Herzogtum Kärnten, gekrönt mit dem Herzogshut.
Gerhard Mercator (1512−1594) wird als Autor der Karte genannt.
STIRIA Steyrmarck
Seite 5
Karte der Steiermark
KARSTIA, CARNIOLA, HISTRIA et WINDORUM MARCHIA
Seite 35
Karte des Karst, von Krain, Istrien und der Windischen Mark
Sie reicht im Norden von Villach bis Pettau (heute: Ptuj),
im Westen von Ragogna bis Jesolo und
zeigt im Süden den Carnero Golfo
Ebenfalls eine Mercator-Karte
Die Karte der Nordsee (Ausschnitt) zeigt eine Vielzahl von Schiffstypen und einer Windrose mit holländischen Bezeichnungen der Winde
Beispiel einer Portolankarte mit Loxodromen.
Dies sind Linien, die von einer oder mehreren Kompassrosen ausgehen. Sie dienen auf Seekarten der Einzeichnung des Schiffskurses.
(Dünkirchen, Ausschnitt)
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