Handbuch für reisende Liebhaber
„Botanische Reisen nach einigen Oberkärntnerischen und benachbarten Alpen unternommen, und nebst einer ausführlichen Alpenflora und entomologischen Beiträgen als ein Handbuch für reisende Liebhaber herausgegeben von Joseph Reiner der kaiserl. Reichsakademie der Naturforscher zu Erlangen, und Sigmund von Hohenwarth der nämlichen Akademie, und der Berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde wirklichen Mitgliedern. Erste Reise im Jahr 1791. Mit 6 illuminierten Kupfertafeln. Klagenfurt gedruckt und verlegt bei Carl Friedr. Walliser, 1792.“
Als reisender Botaniker und früher Alpinist hat Sigmund Hohenwart (1745 – 1825) – oft auch: Sigismund v. Hohenwarth – im ausgehenden 18. Jahrhundert mit seinen Berichten das Reisen ins Gebirge, die Pflanzenjagd und das Naturerleben populär gemacht. Als einer der Exponenten der naturwissenschaftlichen Erforschung Kärntens hat er daran mitgearbeitet, die bisher nicht domestizierte, wilde Natur – die terra incognita – in den Fokus des kulturbürgerlichen Interesses zu rücken und deren Wahrnehmung nun emphatisch positiv zu bewerten. Damit setzten Alpinismus und Naturforschung in Kärnten ein.
Joseph Reiner (1765 – 1797), geboren in Görz, Hofmeister des Grafen Strassoldo, war ab 1793 Archivar und Hofkaplan in Gurk und ab 1796 in Klagenfurt.
1791 bereisten Reiner und Hohenwart mit Franz X. Wulfen (1728 – 1805) die Oberkärntner Alpen. Im vorliegenden Bericht, der im Jahr darauf erschien, ist Reiners Name an erster Stelle als Autor genannt, allerdings wurde das Werk in der Folge stets mit dem Namen Hohenwarts verknüpft.
Sigmund Hohenwart stammte aus eine Krainer Adelsfamilie aus Cilli / Celje in der Untersteiermark. Seine Begeisterung für die Naturwissenschaften erwachte bereits am Laibacher Gymnasium, geweckt vom Lehrer Franz Xaver Wulfen, welcher ab 1764 am Klagenfurter Lyzeum Physik und Mathematik unterrichtete. Mit diesem Pionier der botanischen Forschung in Kärnten unternahm Hohenwart später als Schüler, Begleiter und Freund alljährlich Exkursionen in Kärnten. Er nennt Wulfen „… mehr mein Vater als Freund … mein Lehrer, mein Wegweiser und Rathgeber“ (Bd.2, S.IIII)
1763 begann Hohenwarts kirchliche Laufbahn als Novize im Augustinerchorherrenstift in Gurk. 1764-1768 folgte das Theologiestudium in Graz; er avancierte 1785 vom Konsistorialrat und Domkustos zum Dekan des Gurker Domstiftes. Mit der Verlegung des Bischofsitzes wurde er 1787 Generalvikar und Präses des Gurker Konsistoriums in Klagenfurt unter Fürstbischof Franz X. Salm-Reifferscheid (1749 – 1822).
Hohenwarts Hauptinteresse galt aber seinen naturwissenschaftlichen Studien. Geognostisches Interesse und auch Freundschaft verbanden ihn mit Wulfen und Reiner, auch mit Sigmund Zois (1747 – 1819) und Belsazar Hacquet (1739 – 1815). Er korrespondierte mit weiteren, zahlreichen Gelehrten im In- und Ausland.
Band 1
Hohenwart unternahm „Sammelfahrten“ in Kärnten, Krain und in der Steiermark sowie mit Wulfen und Reiner zahlreiche Besteigungen im Hochgebirge und schrieb darüber populär gehaltene Reiseberichte.
Hohenwart baute sich ein erlesenes Naturalienkabinett mit Pflanzen, Schmetterlingen, Käfern, Vögeln, Mineralien, geschliffenen Edelsteinen und astronomischen Geräten auf; dazu eine große Bibliothek. Er erbte 1805 Wulfens ebenso berühmte Sammlung. Große nationale, öffentliche Sammlungen mit Referenzexemplaren für die Forschung fehlten zu der Zeit noch, denn das Kärntner Landesmuseum wurde 1844, das Naturhistorische Museum in Wien erst 1889 gegründet. Hohenwarts Sammlung gelangte nach mehreren Besitzerwechseln in das 1811 geschaffene Steirische Landesmuseum Joanneum nach Graz.
Aus Anhänglichkeit an Kärnten lehnte Hohenwart Beförderungen und Karriere im kirchlichen Bereich lange ab, musste aber 1809 die Ernennung zum Bischof von Linz annehmen und mit Bedauern Kärnten verlassen.
In der Folge der Aufklärung hatte die Erforschung der Natur in allen Wissenschaftsdisziplinen einen ungeheuren Aufschwung erlebt. In der Habsburgermonarchie fehlten allerdings die notwendigen Gremien für einen produktiven Wissenschaftsbetrieb. Für Hohenwart und Reiner wurden daher die „Berlinische Gesellschaft naturforschender Freunde“ und die „Reichsakademie der Naturforscher zu Erlangen“ wichtige Kommunikationspartner, wie auch die „Jenaische Mineralogische“ und die „Regensburger Botanische Gesellschaft“.
„Der erste Theil enthält eine kurzgefaßte Alpenreisebeschreibung, oder vielmehr nur botanische Alpengeographie, wo der Liebhaber, vornehmlich der reisende Liebhaber, schon zum voraus wissen kann, was er auf dieser oder jener Alpe zu suchen hat, oder wo er dieß oder jenes Gewächs sicher zu finden hoffen darf.“ (S. II)
„Im zweiten Theile folgen ausführliche Beschreibungen von mehr als fünfzig der seltensten Pflanzen, … und einigen nach der Natur gezeichneten, und gemahlten Kupfertafeln solcher Gewächse, die entweder sonst gar nicht, oder doch nirgends gut gezeichnet angetroffen werden. Die Pflanzenbeschreibungen sind größtentheils aus des gelehrten Freiherrn von Wulfen Schriften übersetzt, hie und da mit eigenen vermehrt, und meistens mit nützlichen Anmerkungen beleuchtet“ (S. III)
„zuerst der systematische Namen lateinisch und deutsch, dann der wesentlich unterscheidende Karakter ebenfalls in beiden Sprachen, hierauf die Synonmie, darauf die ausführliche Beschreibung, und zuletzt noch meistens eine oder die andere Bemerkung.“ (S. 64)
Kärntnerische Wulfenia – Wulfenia carinthiaca:
„Da es hauptsächlich darum zu thun war, die Wulfenie (Wulfenia Carinthiaca) welche seit ihrem Entdecker Frhrn. v. Wulfen noch kein Botaniker an ihrem natürlichen Wohnorte besucht hatte, noch in der Blüthe anzutreffen, und schon bereits der 13. Juli war…“ (S. 3)
„Allein wie betrübt standen wir da, als wir die hier häufig vorhandene Wulfenie …, die Absicht unserer Wallfahrt, fast durchaus verblüht antrafen!“ (S. 12)
Entgegengesetzt blättriger Steinbrech – Saxifraga oppositiofolia
„Steinbrech mit kriechenden, zweigetreibenden Stengeln, verkehrt-eirunden am Rande aussätzig-knorplichten, gebrämten Blättern, welche an den Zweigen vierfach wie die Dachziegel übereinandergelegt, an den Blumenstielen einander entgegengesetzt sind (ich setze noch hinzu) mit lanzetartigen Kelchabschnitten, und eirunden Blumenblättern“ (S. 133 f.)
Spanischer Mauerpfeffer – Sedum hispanicum:
„…Die Blätter sind überall zerstreut, halbwalzenrund, pfriemenförmig, voll Saftes, etwas krumm, glatt, eisengrau, an der Seite dem Stengel nur schwach angewachsen …“ (S. 169)
Hahnenfuß mit Einblattblättern – Ranunculus parnassifolius:
„Mittlerweilen hatte Fhrr von Zoys nicht nur in der Gegend um Lienz botanisirt; sondern auch nach einigen entfernteren Alpen Leuten ausgeschickt, um auch dorther einige Seltenheiten zu bekommen. Ob nun gleich die empyrische Kenntniß dergleichen Alpenkletterer sich gemeiniglich weiter nicht, als etwa höchstens auf die Enzianwurz, die Graupen und vielleicht auf die Meisterwurz erstrecket … so fanden sich doch etwelche sehr seltene Stücke darunter, und zwar nebst andern der Hahnenfuß mit Einblattblättern … “ (S. 34)
Schillernder Mohrenfalter – Hochalpenwidderchen – Kerbelfreund – Hornmistkäfer:
Der Anhang mit der „Alpenentomologie“ [Seite 255-270] liefert „… einige theils noch ganz unbekannte, theils doch sehr seltene Insekte nebst ihren Beschreibungen, und genauen Abbildungen.“ (S. III)
Fig. 1a und b: „Argynis“:
Schillernder Mohrenfalter (Europäischer Cassus, Papilio cassioides = Erebia cassioides)
Fig. 2: „Zigaena exulans“:
Hochalpenwidderchen (Verwiesener Dämmerungsvogel, Sphinx exulans)
„Dieser Falter wohnt an den äußersten Alpengipfeln des Eisgebirges am Glockner, auf der sogenannten Pasterze, und nähret sich vielleicht von dem Eis- oder ährentragenden Beifuß, welches beinahe die einzigen Gewächse dieses ewigen Winterlandes sind.“ (S. 258)
Fig. 3: „Geometra chaerophyllata“:
Kerbelfreund, Phalaena chaerophyllata
Fig. 4a und b): „Bolboceras mobilicornis Fabr.“:
Hornmistkäfer (Waffenträger)
Der Band schließt mit einem alphabetischen Suchregister und den sechs kolorierten, eingefalteten Kupferstichtafeln.
Teile der Auflage enthalten eine Widmungsvorrede des Verlegers – Karl Wallisser – an Kaiser Franz II. Diese ist im Klagenfurter Exemplar nicht enthalten.
Band 2
„Botanische Reisen nach einigen Oberkärntnerischen und benachbarten Alpen, unternohmen, und nebst einer ausführlichen Alpenflora als ein Handbuch für reisende Liebhaber herausgegeben von Sigmund v. Hohenwart, der Akademie der Naturforscher zu Erlangen, der botanischen naturforschenden Freunde, der Jenaischen Mineralogischen, der Regensburgischen botanischen, und der Agrikultur=Gesellschaft zu Klagenfurt Mitglied, und Lor. Chrisanth v. Vest, der Arzneykunde Doktor, der Chirurgie Mag. der theoretischen und praktischen Medizin auf dem Lyceo zu Klagenfurt öffentl. Lehrer; der Regensburgischen botanischen und Agrikultur=Gesellschaft zu Klagenfurt Mitglied. Zweyter Band. Als Fortsetzung der ersten Reise im Jahre 1791. Mit illuminierten und schwarzen Kupfertafeln. Klagenfurt: bei Johann Leon 1812.“
Eine handschriftliche Korrektur auf der Titelseite weist darauf hin, dass die vorliegende Ausgabe der UB Klagenfurt vermutlich das Korrekturexemplar war. Der Druckfehler scheint in anderen Ausgaben so nicht mehr auf. Die Letter „e“ war vom Setzer fälschlich kopfüber gesetzt worden. Oder ein aufmerksamer späterer Leser hat in diesem Exemplar diese Korrektur angebracht.
Dem zweiten Band fehlt ein Inhaltsverzeichnis:
In der Vorrede, die Hohenwart 1807 schrieb, begründete er, warum er erst nach 15 Jahre daran ging, den zweiten Band des Reiseberichtes zu edieren (ursprünglich waren vier Bände geplant). Es ist der Schmerz und die Trauer über den frühen Tod Joseph Reiners: „… die Feder entfiel allemal der schlappen Hand wieder, die Thränen flossen aus den Augen; da mich jede Stelle an meinen liebsten und unvergeßlichen Freund Reiner erinnerte, den ich unbeschreiblich liebte, dessen Umgang und Gesellschaft – es vergieng kein Tag, an den wir nicht beisammen waren – mir so manche Lebensstunde versüßte, mit dem ich mehrere unserer Alpen bereiste, und der im eigentlichen Verstande der wahren und ächten Freundschaft mein innigster Freund war. Gegenseitig theilten wir uns die süssen Freuden, die wir aus dem Studium der Naturgeschichte schöpften, mit; gegenseitig ergetzten wir uns an den so manfachtigen Schönheiten der unerschöpflichen Natur. Diesen zärtlich geliebten Freund raffte mir der unerbittliche Tod eben damals dahin, als wir das Band der Freundschaft am festesten geknüpft hatten.“ (S. II)
Tatsächlich dauerte es noch weitere fünf Jahre, bis 1812 der zweite Band erschien.
Die erste Abteilung bilden fünf Berichte Hohenwarts aus der Zeit von 1792 bis 1806 – auf die Tröpolacher und Plekner-Alpen (Plöcken), die Krebenzen (Grebenzen), auf die Pasterzen-Alpen und den Glockner – und drei Beiträge von Vest über seine im Jahr 1806 unternommenen Reisen auf die Baba, die Ortatscha (Vertatscha) und auf die Syrbitz (Zirbitz).
Lorenz Chrysanth Vest (1776 – 1840) war Arzt und Botaniker. 133 Pflanzen sind nach ihm benannt. Wegen aufklärerischen Gedankenguts in seinen Freiheitsliedern wurde er 1798 verurteilt. Trotzdem gelang ihm eine glänzende Karriere als Augenarzt und Professor für Medizin am Klagenfurter Lyzeum. Er wurde für seine botanischen Arbeiten und Publikationen bekannt und reüssierte 1833 zum Rektor der Universität Graz.
Vest war Mitglied der „Jenaischen Mineralogischen“ und der „Regensburger Botanischen Gesellschaft“ und der „K. u. k. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues und der Künste“, der ersten Forschungssozietät in Kärnten, die 1765 gegründet worden war und deren Direktorat auch Hohenwart innehatte.
Neben dem philosophisch-interessierten Kreis um Baron Franz Paul von Herbert entstand 1781 – 1789 ein erster Kärntner Zirkel für interessierte Laien und Wissenschaftler am Hof der Erzherzogin Maria Anna in Klagenfurt als geistiger und kultureller Mittelpunkt der intellektuellen Führungsschicht. Als der Sitz der Diözese Gurk von Straßburg nach Klagenfurt verlegt wurde, übernahm der Fürstbischof Kardinal Franz II. Xaver Altgraf von Salm-Reifferscheidt sowohl das erzherzögliche Palais als auch Rolle als Mäzen für Kunst und Wissenschaft. Der wohl bedeutendsten Forscher dieses Salm-Kreises war Franz Xaver Wulfen, Botaniker (Plantae rariores carinthiacae 1778-1790) und Mineraloge, Entdecker der „Kärntner Wulfenie“ und des Gelbbleierzes „Wulfenit“ sowie Begleiter Salms auf dessen Glockner-Expeditionen.
Auch Hohenwart war Teilnehmer an der Erstbesteigung. Die „Hohenwartscharte“, ein hochalpiner Übergang vom Leitertal zum Hofmannskees, ist nach ihm benannt. Er erkundete den Glockner später noch fünf Mal.
Über eine dieser Reisen im Hochsommer 1806 berichtet Hohenwart als Teilnehmer und Organisator: Zum ersten Mal sollte der „Großvater der Berge auch die Ehre haben, von einer Dame besucht zu werden“ Maria Theresia Gräfin Kageneck (1875 – 1830), Schwester des Fürstbischofs, war der besondere Gast der „Alpen-Caravane“ mit 30 Personen. Der Gräfin waren drei einheimische Führer zugeteilt, „sie bothen sich oft an, sie zu tragen. Wenn die Weibin, sagten sie zu uns, es nur laben [erlauben] thät, wir wollten sie auf dem Rücken tragen. Sie nahm aber ihre Dienste nicht an, und gieng durchgehends zu Fusse.“ (Bd. 2, S. 97). Allerdings musste die Unternehmung wegen Schlechtwetters abgebrochen werden.
Im selben Jahr reiste auch eine andere Dame mit den Botanikern in die Kärntner Berge: Fräulein Nannette, die Schwester von Lorenz Vest beteiligte sich an der „zweyten Reise in die Pleckner-Alpen“, die zuvor schon Erzherzog Johann interessiert erkundet hatte und von dem man nun den Auftrag hat, Pflanzen für dessen botanischen Garten in Wien zu sammeln. Dem Botanisieren war das Hauptaugenmerk gewidmet, die Reisenden besuchten aber auch die Reste der antiken Römerstraße. Hohenwart vermaß sie und stellte weitere physikalische Untersuchungen an (Höhenmessung, Barometer, Thermometer); Man kopierte die römischen Inschriften.
Auf der Rückfahrt kehrte man in St. Daniel ein,
„wo ob dem Thor der Kirchenmauer folgende merkwürdige in ein Bret gegrabene und noch lesbare Schrift zu sehen ist“:
Die Holztafel befindet sich heute im Eingangsbereich des Kirchenschiffes der Pfarrkirche St. Daniel im Gailtal. (Dank an Reinhard Beham / Hermagor für Recherche und Foto)
Die zweite Abteilung beschreibt die „Alpenflora, oder alphabetische Anzeige der Pflanzen jener Alpen, die in dem vorgehenden zweyten Band geographisch und historisch beschrieben worden sind“ und die alphabetisch geordneten Beschreibungen der Pflanzen von Antherium Lilastrum bis Trifolium noricum; im Unterschied zum ersten Band ist dieser Abschnitt nicht auch in deutscher, sondern nur in lateinischer Sprache verfasst.
Im Anschluss folgen die zehn eingefalteten Tafeln, drei davon koloriert.
Hohenwart publizierte auch Studien zu Entemologie und Ornithologie, vor allem aber zu botanischen Themen. Zwei botanische Bezeichnungen tragen seinen Namen weiter: die „Hohenwarthia“ aus der Familie der Caryophyllaceae – Sileneae und die „Saxifraga Hohenwarthii“, die er 1806 auf der Scheriau-Alm lokalisieren konnte, wie Vest im Bericht über ihre gemeinsame Exkursion auf die Baba beschreibt:
„Der Weg durch dies schöne Berggegenden ist sehr angenehm, gar nicht beschwerlich, und sehr Pflanzenreich … im Steingerölle, das Wetterbäche und Wolkenbrüche von der verwitterten Baba herabschwemmen … ist der Fundort dieser schönen Pflanze.“ (S. 74)
Danach wird der Weg auf die Baba beschwerlicher: „… fängt das Elend … an. Wer rückwärts schaut, erblickt schwindelnd eine Tiefe, vorwärts hin kann man den Berg mit der Hand stehenden Fußes anfassen … auf einer schmalen Gräte kaum 3 Schuh breit von zerbröckelnden Gestein geht man wie auf einen Steg, der ein paar hundert Klafter hoch in die Lüfte gebaut ist … Der Abgrund von diesen Gipfel ist wirklich Grauen erregend. Ich fragte den Kühnsten [der Führer], wohin man fallen würde, wenn man hinabstürzte? Er sagte, daß er es nicht wisse, aber die Raben würden einen schon finden. … Herr von Hohenwart hat die Spitze des Glockners mehrmals bestiegen, und sagt nächst der Glockner Spitze sey die Baba der steilste Berg, den seine Füsse bezwangen.“ (S. 76 f.)
Die Zois-Glockenblume – Campanula Zoysi:
Hohenwart findet diese Glockenblumenart auf der Botanischen Excursion auf die Ortatscha
„… Invenimus in Alpe Ortazha occidentem versus a monte Loibl sita, ubi ex Seleniza ascenditur.“ (S. 167)
In der lateinischen Erläuterung bezieht sich Hohenwart auf Wulfen und auf das botanische Grundlagenwerk Icones plantarum rariorum des Nikolaus Joseph Jacquin (1727 – 1817) einem österreichischen Botaniker, der als Erstbeschreiber vieler Pflanzen, Pilze und Tiere gilt.
„Den 18ten August mit dem frühesten [Morgenlicht] brachen wir auf. Ein Weib führte uns auf den Fußpfad der Seleniza. Nach ein paar Stunden Steigen kamen wir zu einer Almhütte, genannt Pekzova planina. Von da weiter … wieder etwa 2 Stunden … und hin und wieder schon einige Exemplare Campanula Zoysii.“ (S. 112)
Diese Glockenblumenart ist benannt nach Sigmund Zois (1747 – 1819), einem Gelehrten, Schriftsteller und Mäzen, der Sprache, Kultur und Landeskunde der Slowenen pflegte. Er betrieb Berg- und Eisenwerke in Oberkrain und der Wochein und befasste sich als Mineraliensammler selber intensiv mit Geowissenschaften, Chemie, Zoologie und Botanik.
Langwurzeliger Storchenschnabel – Geranium macrorhizon:
Im Bericht über die „zweyte Reise in die Pleckner-Alpen im Jahre 1806“ erwähnt Hohenwart diese Storchschnabelart:
„Den 25ten Juli war unsere erste Exkursion nach der Römerstrasse, um diese berühmte Stelle, die einst die Römer betratten, und die Inschriften in Augenschein zu nehmen. Ehe wir das Wirthshaus verliessen, brachte ich dem Herrn Doktor v. Vest, um Ihm schon in der Frühe eine Freude zu machen, einen ganzen Rasen von dem schönen Geranium Macrorhizon, welches hier beinahe überall, und gleich unter dem Wirthshause häufig wächst.“ (S. 41)
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