Urban Paumgartner: Aristeion Carinthiae Clavdiforvm
Lauingen: Winter, 1605. ES I 17503
Einband mit goldgeprägten Supralibros, Titelblatt
Für die Jahre 1588-1600 ist zum ersten Mal in Kärnten ein öffentlicher Theaterbetrieb belegt: Die protestantische Adelsschule Collegium Sapientiae et Pietatis in der Klagenfurter Burggasse (heute Museum Moderner Kunst Kärnten) betrieb im Garten eine Theaterbühne für Schulaufführungen.
Urban Paumgartner (-1603) war Lehrer an der Schule und beschrieb im „Aristeion“, seinem Loblied auf Klagenfurt, auch das Theater der Schule:
I ES 17503, Zeilen 355 ff.: „In medio Ludi peragendis area ludis Comoedis aperit variis insigne theatrum Orbibus…“
Übersetzung von Vers 355-360:
„Eine Fläche eröffnet sich inmitten des Truges,
Für die Aufführung von so manchen dramatischen Spielen,
Ein Theater, geschmückt mit Rängen, in deren Umgrenzung
Chöre zu singen und tanzen pflegten mit Schritten und Weisen
Gleich nach dem Takt, und die große Schar der Zuseher staunte.“
Auch im Hof des Landhauses wurde von den Schülern des Collegiums Theater gespielt und Musik aufgeführt: Das erste Stück war ein Musiktheater, eine Geistliche Komödie, am Osterdienstag 1589 aufgeführt unter der Leitung von Nicolaus Sobrius, dem Kantor der Lateinschule. Für Feber 1596 ist eine „Commedie“, anlässlich der Hochzeit des Burggrafen Wolf Mager, dem richterlichen und militärischen Oberhaupt der Stadt, belegt.
Wolf Mager zu Fuchsstat, Mageregg und Niedertrixen (1475 -1541), der Erbauer von Schloss Mageregg, war ein Unterstützer und Gönner der Aufführungen, wie viele weitere theaterinteressierte Adelige: Paumgartner nennt im Text noch Graf Barthlmä I. Khevenhüller (1539-1616), Burggraf von 1581-1606, den Burggraf Paradeiser (1527-1576), die Herren Dietrichstein, Ernau, Ungnad, Rambschissel auf Hollenburg und Lichtenstein auf Seltenheim, die zu den wichtigsten adeligen Vertretern der politischen Führungsschicht in Kärnten gehörten.
