Buttinger-Sammlung
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Geschichte der Buttinger-Sammlung
Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte der Bibliothek ist die Schenkung der „Buttinger-Bibliothek“. Joseph Buttinger vermachte 1971 seine Privatsammlung der damals erst geplanten Universität in Klagenfurt, denn ihn verband viel mit Kärnten, seiner ehemaligen Wahlheimat.
Buttinger wurde 1907 in ärmlichsten Verhältnissen auf einem Bauernhof in Lohnsburg/Oberösterreich geboren und verließ mit 15 Jahren sein Elternhaus, um in einer Glasfabrik zu arbeiten. Hier kam Buttinger mit der Arbeiterbewegung in Berührung.
Vier Jahre lang, von 1926-1930 hatte Buttinger in St. Veit an der Glan als Hortleiter der „Kinderfreunde“ gearbeitet, und avancierte dann als 24-jähriger zum Sozialistischen Parteisekretär für den Bezirk. Wegen Organisierung illegaler Tätigkeit wurde er Anfang 1934 verhaftet und saß drei Monate im Polizeigefängnis Villach ein.
Bereits 1934 war er als Vorsitzender des sozialistischen Untergrunds (Revolutionäre Sozialisten) einer der führenden Köpfe des Austromarxismus.
Während seiner antifaschistischen Tätigkeit lernte Buttinger seine spätere Frau Muriel Gardiner kennen, eine wohlhabende Amerikanerin, die in späteren Jahren als Psychoanalytikerin und Autorin bekannt wurde. 1938 flüchteten die beiden nach Paris, wo Buttinger Vorsitzender der Exilsozialisten wurde. Mehrere Monate vor der Besetzung Frankreichs übersiedelte das Paar in die Vereinigten Staaten. Dort setzte sich Buttinger für Flüchtlinge aus allen Teilen der Welt ein. Er arbeitete in den Fünfziger-Jahren vor allem für Vietnam-Flüchtlinge und galt als einer der besten Historiker des Vietnam-Krieges. Über die Jahre baute er seine ca. 60.000 Bände umfassende sozialpolitische Studienbibliothek auf, die Library for Political Studies New York (Buttinger Library).
30 Jahre nach seiner Flucht aus Österreich zeichnete ihn die Österreichische Bundesregierung mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich aus, und Bruno Kreisky würdigte Buttinger als „Helden, der, wenn er nach Österreich zurückgekehrt wäre, wahrscheinlich Bundeskanzler geworden wäre.“
Der große Widerstandskämpfer der Zwischenkriegszeit und Historiker verstarb 1992 85jährig in New York.
Der Bestand der Buttinger-Sammlung
Zu den rund 44.000 Bänden, die Joseph Buttinger der Universitätsbibliothek Klagenfurt vermachte, gehören rund
- 9.000 Werke die Socialistica-Sammlung als Kern- und Grundstock der Buttinger-Bibliothek: Haupt und Nebenwerke der deutschsprachigen sozialistischen Literatur, aber auch in anderen Sprachen; darin enthalten 5.250 Titel einer vielfältigen Broschüren-Sammlung von den frühesten Anfängen der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung (Autoren: Adler, Bauer, Renner, Danneberg, Leuthner, Glöckel, Seitz u.a.); heute in der UB Klagenfurt als „Buttinger-Kleinschriften“ bezeichnet;
- 7.000 Bände über Soziologie, Nationalökonomie und politische Wissenschaften, darin die reichhaltige Bibliothek des deutschen Nationalökonomen Karl Diehl;
- 7.000 Bände über Geschichte, davon 3.600 über die Geschichte Deutschlands und 3.300 über die der übrigen Länder;
- 2.300 Bände über österreichische Geschichte und Heimatkunde;
- 1.400 Werke über den Ersten und den Zweiten Weltkrieg;
- 3.600 Bände über Philosophie;
- 1.200 über Psychologie und Pädagogik;
- 1.200 über Naturwissenschaften;
- 1.300 Bände Lexika und Nachschlagewerke;
- 500 Bände Spezialliteratur über Rechtswissenschaften;
- 800 Bände über Religion und Kirchengeschichte;
- 650 Bände Judaica;
- 250 Werke über Musikgeschichte;
- 1.500 Bände Kunstgeschichte: viele davon prachtvolle und seltene Kunstbände;
- 2.100 Werke über Literaturgeschichte;
- 1.900 Bände deutsche Literatur: hauptsächlich Klassiker, einige davon wertvolle Klassiker-Gesamtausgaben und eine spezielle Goethe-Kollektion mit 530 Bänden;
- die Karl-Kraus-Sammlung mit 143 Bänden;
- der wertvolle Büchernachlass Hermann Brochs;
- 2.000 Bände fremdsprachige Literatur (Romane und Erzählungen) und
- 280 Werke einer Spezialsammlung über die Pariser Kommune.
Etwa ein Viertel seiner Library for Political Studies gab Buttinger an andere Institutionen ab:
-> Bibliothek der State University of New York: eine Dubletten-Sammlung zum Thema Ökonomie, Geschichte und Philosophie;
-> City University of New York (CUNY): 5.600 Bände der Vietnam-Sammlung mit Literatur über Südostasien, Vietnam, Kambodscha, Laos; eine 2.000 Stücke umfassende Utopien-Sammlung mit Utopien und Schriften über Geschichte und Bedeutung der Utopie ab dem beginnenden 16. Jh., zum Teil in Erstausgaben und 1.000 Titel über die sozialistischen Kommunen in Amerika;
-> Archiv für Soziale Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: den Paul Levi-Nachlass, eine Sammlung von politischen Plakaten und Flugblättern aus der Umsturzzeit von 1918-1920, Materialien von der deutschen sozialistischen Gruppe „Neu Beginnen“, sozialistische Zeitungen und eine Sammlung reichsdeutscher sozialistischer Broschüren;
-> Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: 332 Monographien und 2.309 Hefte von 45 Zeitschriftentiteln zum Sammlungsschwerpunkt;
-> Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: 38 Laufmeter Bücher, Flugblätter, Zeitungen, Manuskripte und Broschüren für diesen Sammelschwerpunkt;
-> Herbert Steiner / Wien: 48 Titel der Sammlung „1848“.
Buttingers Korrespondenz
(„Papers of Joseph Buttinger“) befindet sich in Boston an der Harvard-Yenching Library, der größten Universitätsbibliothek für Ostasiatische Studien außerhalb Asiens.
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