Fenster zur Vergangenheit
Ansichtskarten als Zeitdokument
Betrachtet man Stadtansichten auf älteren Ansichtskarten, blickt man wie durch ein kleines Fenster in vergangene Zeiten. Als historische Quellen zeigen sie die Entwicklungsphasen einer Stadt – baulich, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Große Veränderungen im Klagenfurter Stadtbild brachten zum Beispiel die Einführung der Pferdetramway 1891 und die der Straßenbahn 20 Jahre später. Auch Umbauten wie die des Stadttheaters oder des Gasthauses Moser, das 1907 als mondänes Hotel Moser-Verdino eröffnete, lassen sich über Ansichtskarten erschließen.
Das historische Klagenfurt in seiner Vielfalt
Heute werden Ansichtskarten primär touristisch genutzt. Die auf ihnen befindlichen, als sehenswert bestimmten Motive sind relativ homogen. Um 1900 waren sie von größerer Vielfalt. Dies betraf sowohl das Sujet als auch den Ort einzelner Motive. Es waren nicht nur Bereiche innerhalb des damaligen Stadtkerns Klagenfurts, die als bildwürdig erachtet wurden. Einzelne Motive lassen sich in den Klagenfurter Vorstädten und in den daran anschließenden ländlichen Gemeinden lokalisieren. Vielfalt offenbart sich auch in den Abbildungen von namhaften Hotels, Gaststätten, Straßenzügen am Stadtrand, unbenannten Häusern, Plätzen, Denkmälern, Kultur- und Industriebetrieben, Freizeiteinrichtungen, Kirchen und Kasernen.
Die Ereignispostkarte als Vorläufer der illustrierten Tagespresse
Neben ihrer Eigenschaft als Beleg für die Stadtentwicklung dokumentieren Ansichtskarten auch historische Ereignisse. So ist der Glockenaufzug der Elisabethinen-Kirche in der Völkermarkter Straße auf einer Ansichtskarte von 1928 bildlich festgehalten. Diente die Ereignispostkarte einst zur aktuellen Bildberichterstattung, übernahm diese Funktion ab den 1920er-Jahren die illustrierte Tagespresse.
Denise Lueder
Nr. 148: Klagenfurt, Elisabethinen-Kirche in der Völkermarkter Straße (Glockenaufzug.) [= hsl. Vermerk auf der Rückseite], [1928]
Wir schreiben das Jahr 1928. Viele Schaulustige haben sich in der Pfarrkirche St. Lorenzen (heute: St. Elisabeth) in der Völkermarkter Straße versammelt: Das neu angeschaffte Geläute mit vier Glocken wird in den Turm aufgezogen.
Nr. 130: Ed. Manhart 1937, Klagenfurt, Lindwurm und Oberbürgermeisteramt am Adolf-Hitler-Platz nach Aquarell von Ed. Manhart. Kärntner Heimatverlag, Buchladen Artur Kollitsch, Klagenfurt, Nr. 3, NS Gauverlag und Druckerei Kärnten, Klagenfurt 1937
Ein großer Lindwurm aus Stein am Neuen Platz erinnert seit dessen Errichtung im 16. Jahrhundert an den – der Sage nach – siegreichen Kampf mit dem Drachen. Das hier auf der Künstlerpostkarte festgehaltene steinerne Wahrzeichen Klagenfurts ist bis heute ein beliebtes Motiv auf Ansichtskarten.
Nr. 134: Klagenfurt. J. Verdino’s Hotel Moser. Verlag Joh. Leon sen., Klagenfurt, Nr. 417, Aufnahme von Paul G. Oberlercher [undatiert]
Regelmäßig fand im Hotel Moser-Verdino ein Hausball statt, bei welchem die Geschäftswelt von Klagenfurt und alles, was Rang und Namen hatte, vertreten waren. Das Hotel wurde 1907 in ein modernes Jugendstilgebäude umgebaut.
Nr. 115: Klagenfurt Obstplatz. Verlag von Joh. Leon sen., Klagenfurt, Nr. 1075, 1902
Folgt man der Blickrichtung der Karte und biegt von der Burggasse in den Dr.-Arthur-Lemisch-Platz ein, weist heute nichts mehr auf dessen jahrzehntelange Verwendung als Obstmarkt hin. Bis 1829 diente dieser auch als zentraler Mehlplatz. Den Namen Obstplatz führte er bis ins Jahr 1960.
Nr. 139: Klagenfurt. – Heuplatz. Die zum Abbruch bestimmten Häuser. Gutenberghaus,
Klagenfurt, Nr. 234 [hsl:] 1909
Der am Heuplatz situierte Hotelier Lerch hatte bereits 1904 vorgeschlagen, die baufälligen Häuser abzutragen. Der Abbruch begann mit einem Zeitverzug von fünf Jahren. Die Stadt Klagenfurt musste als Eigentümerin der Gebäude den bedürftigen Bewohner*innen Zeit lassen, eine neue Unterkunft zu finden.
Quicklinks
Informationen für
Adresse
Universitätsstraße 65-67
9020 Klagenfurt am Wörthersee
Austria
+43 463 2700
uni [at] aau [dot] at
www.aau.at
Campus Plan