Das Erzählerische der Musik im Film

Was kann uns Musik in einem Film erzählen und wie tut sie das? Mit dieser Frage beschäftigt sich Alexander Lederer in seiner Dissertation, für die er im letzten Jahr mit dem Dissertationsstipendium der Fakultät für Kulturwissenschaften unterstützt wurde.

Ich treffe mich mit Alexander Lederer im Außenbereich vor der Universität zum Interview mit Abstand. Auf der großen Bank nimmt neben mir ein Mann Platz, der schon mit seiner körperlichen Haltung zeigt, dass er seine Stimme als Instrument begreift. Alexander Lederer fühlt sich der Musik und den Medien nahe, diese Verbindung spiegelt sich auch in seiner Studienwahl wider: Alexander Lederer studiert gleichzeitig an der Gustav Mahler Privatuniversität „Angewandte Satztechnik“ und an der Universität Klagenfurt das Doktoratsstudium der Philosophie im Dissertationsgebiet „Medien- und Kommunikationswissenschaften“. Erstbetreut wird er von Brigitte Hipfl, Rainer Winter ist sein Zweit-Betreuer.

In seiner Dissertation, die nun in einer fortgeschrittenen Phase ist, beschäftigt er sich mit dem Narrativen der Filmmusik. „In der Forschungstradition der Filmanalyse dominieren zwei Strömungen. Dadurch kam es stark zur Trennung zwischen Ton und Bild“, erklärt er. Was zusammengehört, führt Alexander Leder nun in seinen Analysen zusammen. Er führt weiter aus: „Das Feld der Narratologie der Musik ist leider noch weitgehend unbeleuchtet.“ Alexander Lederer hat für seine Betrachtungen eine eigenständige Methode entwickelt und erprobt, die sich einige Werkzeuge aus den Performance Studies/Theaterwissenschaften entlehnt, sich aber auch auf die klassische Narratologie beruft. „Letztlich geht es mir darum, das Zeichen und die Erfahrung, die es in der Filmtheorie gibt, zu verbinden.“ Der musikwissenschaftliche Fokus würde es ihm zusätzlich ermöglichen, beim feinanalytischen Zerlegen einer Narrationsstruktur auch auf die Struktur der Musik zu schauen.

Das Material seiner Forschung ist das populäre Hollywood-Kino, wobei er alle Genres abdeckt, nicht, um sie miteinander zu vergleichen, sondern um einen möglichst breiten Blick auf das zu gewinnen, „was die Menschen im Kino erleben“. Die Musik sieht er nicht nur als emotional-affektives Beiwerk eines Films, sondern auch als Bedeutungsträger. „Oft trägt nur die Musik eine bestimmte Bedeutung in sich“, erzählt er. Nichts anderes könne bestimme narrative Funktionen erfüllen und einbringen.

Musik spielt im Leben von Alexander Lederer eine gewichtige Rolle. Schon als Kind hat er gerne Musik gemacht, später begann er in Chören zu singen und auch Chorleitungsfunktionen wahr zu nehmen. Mittlerweile lebt Alexander Lederer von der Komposition. Ich frage erstaunt nach, wer denn die „Kundschaft“ eines Komponisten in Kärnten ist, und erfahre: „Mein Angebot ist breit aufgestellt. Ich arbeite für Chöre, aber auch für Medien wie Podcasts, die bei mir einen Jingle in Auftrag geben können. Ich verstehe mich als angewandter Komponist.“ Neben der Musik brennt er leidenschaftlich für die Wissenschaft. Wollte er zuerst während seines Bachelor- und Masterstudiums der Medien- und Kommunikationswissenschaften noch in der Organisationskommunikation arbeiten, wuchs nach und nach sein Interesse an der kulturwissenschaftlichen Betrachtung der Medien. „Was machen sie mit uns, und warum machen wir sie so, wie wir sie machen?“, sind Fragen, die sich Alexander Lederer gerne stellt. Einige Antworten dazu sind in seiner Dissertation zu erwarten.

 

Auf ein paar Worte mit … Alexander Lederer

Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Komponist und Wissenschaftler geworden wären?

Mich würde Arbeit mit der Natur sehr reizen. Insofern wäre ich gerne – im weitesten Sinne – landwirtschaftlich tätig (Obstbau, Forstwirtschaft, Gemüseanbau, o.ä.).

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Das ist eine spannende und sehr gute Frage. In diesem Tätigkeitsbereich ist die Kommunikation des eigenen Tuns – völlig unabhängig von den Eltern – eine gewisse Herausforderung. Ich sehe da aber immer auch die andere Perspektive. Für mich ist es absolut nachvollziehbar, dass diese neuen Formen der Arbeit einfach nicht leicht zu „verstehen“ sind. Insofern kann ich an der Stelle nur das große Geschenk meiner Eltern hervorheben, die mich auf meinem Weg immer unterstützt haben und diese bis heute tun. Ohne die Begleitung und das Verständnis wäre es nicht möglich, solche Berufspfade einzuschlagen. Inhaltlich würde ich sagen, dass sich mein Vater über weite Strecken nicht ganz genau vorstellen kann, was ich alles mache, wie ich meinen Tag verbringe oder wie meine Dissertation zu beschreiben ist. Trotzdem freut er sich mit und ist stolz auf meine Arbeit. Meine Mutter wiederum ist eine wichtige Gesprächspartnerin für mich. Auch nach einem langen Tag, versucht sie immer, meinen komplizierten Ausführungen zu folgen. Sie hat mich mit vielen guten Ratschlägen begleitet.

Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?

Ich beginne meinen Tag immer mit Zeitung und Kaffee. Bevor ich mit der Arbeit selbst beginne, wird meistens ein bisschen am Klavier „geklimpert“.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an die Arbeit zu denken?

Ja, ich kann sehr gut abschalten. Genau deshalb bin ich auch jemand, der sich daheim am besten erholen kann. Wir leben hier aus meiner Sicht wie im Urlaub.

Was bringt Sie in Rage?

Zurzeit bringt mich in Rage, dass „meine“ Austria Klagenfurt trotz eines 6:1-Sieges im letzten Spiel nicht den Aufstieg schaffen konnte, weil Ried gegen äußerst fragwürdig auftretende Spieler vom FAC 9:0 gewonnen hat….

Und was beruhigt Sie?

Wenn es keine Termine gibt und ich einfach den Tag für mich gestalten kann. Glücklicherweise komme ich sehr oft in den Genuss dieses Geschenks.

Wer ist für Sie der „größte“ Wissenschaftler bzw. die „größte“ Wissenschaftlerin der Geschichte und warum?

Da könnte ich niemanden nennen. Es gibt so viele interessante und inspirierende Menschen in allen Bereichen.

Wofür schämen Sie sich?

Da fällt mir eigentlich nichts ein. Alles hat seinen Sinn und Wert.

Wovor fürchten Sie sich?

Es gibt immer wieder etwas, das einen fordert und Angst macht. Daraus entstehen oft die großen Dinge. Ich könnte aber auch hier nichts Spezifisches nennen.

Worauf freuen Sie sich?

Aktuell freue ich mich darauf, wenn ich wieder einmal ein Fußballspiel im Stadion sehen kann!