UNIVERSITÄT
ARTEFICIA. Die Kunst der Ehrendoctores
Ehrendoktorate im Zeichen der Kunst
In den fünfzig Jahren ihres Bestehens zeichnete die Universität Klagenfurt 35 Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst mit einem Ehrendoktorat aus. Im Jubiläumsjahr wird jenen künstlerischen Doctores honoris causa eine Ausstellung gewidmet, die die südösterreichische Herkunft gemeinsam haben. Nahezu alle kennen oder kannten einander, jede und jeder von ihnen gilt als herausragend für ihr bzw. sein Metier.
Die multimediale Ausstellung ARTEFICIA versammelt sie erstmals an einem Ort mit Artefakten, Tönen, Erzählungen und Kommentaren. Sie zeigt deren Werdegang, Exemplarisches aus dem eigenen, privaten und musealen Besitz und in einer Matrix die Arbeitsbeziehungen untereinander.
Bei den fünf Schriftsteller*innen, drei Bildenden Künstler*innen und dem Musiker handelt es sich um Michael Guttenbrunner, Peter Turrini, Peter Handke, Josef Winkler, Maja Haderlap, Valentin Oman, Manfred Bockelmann, Maria Lassnig und Wolfgang Puschnig.
Noch viele Wochen bis zur Eröffnung im März 2021.
Zuerst wollten wir am 29. April 2020 die Pforten zur Ausstellung ARTEFICIA öffnen, dann folgte eine Verschiebung auf den 30. September – und nun wird es März 2021 werden! Bis dahin sind es noch viele Wochen. Um Sie darauf einzustimmen, werden gelegentliche kleine Einblicke in diese Jubiläumsschau zu den neun „künstlerischen“ Ehrendoctores der Universität Klagenfurt gegeben.
Bambusflöten von Jazz-Saxophonist Wolfgang Puschnig | Foto: Karlheinz Fessl
Foto: Interviewmanuskript von Josef Winkler 2019, Ausschnitt, Foto: Karlheinz Fessl
Valentin Oman Pinselplastik | Foto: Karlheinz Fessl
Peter Handkes Notizbuch | Foto: Karlheinz Fessl
Maria Lassnig: Vernetzte Almfrau, 1995 | Foto: Roland Krauss, Maria Lassnig Stiftung
Michael Guttenbrunners Schreibwerkzeug | Foto: Karlheinz Fessl
Schulheft von Maja Haderlap, 1968, Musil-Literaturarchiv | Foto: Karlheinz Fessl
Turrinis Schreibmaschine | Foto: Karlheinz Fessl
Kohlezeichnung eines Holocaust-Opfers von Manfred Bockelmann | Foto: Manfred Bockelmann
Wolfgang Puschnig | Foto: Archiv AAU
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PUSCHNIGS DANKESSPIEL
Am 16. 11. 2004 erhielt Wolfgang Puschnig das Ehrendoktorat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Der Doktortitel honoris causa wurde ihm in Würdigung seiner Verdienste um den grenzüberschreitenden Klang verliehen. Seine Dankesrede packte er in Noten und Töne – ein Konzert für die versammelte Festgemeinde. Musikalisch unterstützt wurde er dabei von Karen Asatrian (piano), Stefan Gfrerrer (bass) und Emil Krištof (drums).
BOCKELMANNS KOHLEZEICHNUNG
Der Maler Manfred Bockelmann ist keiner, der mit seinen Motiven und künstlerischen Installationen die Menschen provozieren und polarisieren will. Als subtiler Kritiker der Gesellschaft geht er den Weg der Eröffnung neuer Sichtweisen, indem er über ein zuerst ästhetisch ansprechendes Motiv zu Reflexionen über Kunst, Kultur, Natur und menschliche Existenz anregt.
Den Ehrendoktor erhielt Manfred Bockelmann 2013 „in Würdigung seines künstlerischen Gesamtwerkes, das in sensibler Bildsprache auf das Unbemerkte und Randständige hinweist und das gesellschaftlich Verdrängte erinnerbar macht“. In den Jahren zuvor begann er mit seinem großen, bis heute andauernden Lebenswerk: großformatige Kohleporträts von Kindern, die im Holocaust ermordet wurden. Mit diesem „Zeichnen gegen das Vergessen“ holt er unbekannte Opfer zurück in die Erinnerung. Die Porträts touren nun durch die USA und durch Europa, zu kaufen sind sie nicht.
TURRINIS SCHREIBMASCHINE
Zu seiner Firmung erhielt Peter Turrini eine Schreibmaschine. Auf diesem soliden und handlichen Modell „Everest“ schrieb der aus Maria Saal gebürtige Schriftsteller ab da an alle Gedichte, Stücke und Texte bis in die jüngste Zeit. In einem Gedicht zu seiner wenig erfreulichen Kindheit nimmt er Bezug auf die zögerliche Rezeption in der eigenen Familie: Meine ersten Gedichte / liefen unter dem Titel / „Wir stellen vor“ / im Studio Klagenfurt / Freitag um halb drei. // Fünf Minuten nach halb drei / kam mein Vater in die Küche. / Meine Mutter stellte ihm / die Jause hin / und er aß. // Es war ihm einfach / nicht anzusehen / ob er zuhörte / oder nicht.
HADERLAPS SCHULHEFT
Die Schriftstellerin Maja Haderlap lernte in der Volksschule neben ihrer Muttersprache Slowenisch auch die deutsche Sprache. Einzelne erhaltene und im Robert-Musil-Literaturarchiv aufbewahrte Schulhefte von Maja Haderlap zeugen davon. Mit dem literarischen Schreiben begann sie als junge Erwachsene und zwar zuerst auf Slowenisch: „Zuerst und ganz am Anfang stand der Impuls, schreiben zu wollen, ja schreiben zu müssen. Ich habe mich, vor mittlerweile mehr als dreißig Jahren, ohne viel nachzudenken, entschlossen, auf Slowenisch zu schreiben, aus einem unbestimmten und sehr komplexen Gefühl heraus. Die slowenische Literatur bot mir Möglichkeiten und Räume, in denen ich mich heimisch und in meiner Selbstsicht oder Weltsicht bestätigt fühlen konnte“, erzählte die Bachmannpreisträgerin 2012 anlässlich der Ehrendoktoratsverleihung der Universität Klagenfurt.
GUTTENBRUNNERS SPITZE FEDER
„Unter den verschiedenen Erzeugnissen meiner Feder bedürfen vielleicht die politischen Gedichte einer Notiz“, meinte Michael Guttenbrunner in seiner Selbstschau 1994, im Jahr der Verleihung des Ehrendoktorates der Universität Klagenfurt. Aus seiner an der Kraus´schen Fackel gespitzten Feder stammen unzählige Gedichte, zahlreiche Prosatexte und viele Briefe. Die realen Federstiele fanden in einem Silberbecher auf seinem Arbeitstisch Platz, nebst Kugelschreiber, Bleistiften sowie einer Schere und einer Lupe. Den gravierten Becher vermachte er Klaus Amann, die Schreibgeräte wie den literarischen Nachlass dem Robert-Musil-Literaturarchiv.
LASSNIGS ALMFRAU
Die Vernetzte Almfrau schuf Österreichs berühmteste Malerin 1995 in Feistritz bei Grades im Metnitztal. Damals stand die Teilnahme an der documenta X in Kassel bevor, an der sie dann mit vielen Zeichnungen vertreten war. Maria Lassnig beschäftigte sich damals intensiv mit Neurowissenschaften und visualisierte die sinnlich ausgelösten Gehirnströme mit Bleistift und Aquarellfarben. Sie schätzte das Medium der Zeichnung, weil sie in der Fertigung unkomplizierter als die Ölmalerei ist und „dem Augenblick am nächsten steht“. Diese Arbeit vom 24. Juli 1995 – so hat sie es auch mit Titel festgehalten – gehört heute ihrem Schüler und langjährigen Assistenten Hans Werner Poschauko.
HANDKES SPRACHE-WIEDER-HOLUNG
Peter Handkes Notizbuch „Die Wiederholung. Slowenische Wortgeschichten“ enthält Abschriften aus Wolfs Slowenisch-Deutschen Wörterbüchern (1860-95). Mit dem systematischen Lesen der vier dicken Bände tauchte der Kärntner Schriftsteller tief die seine slowenische Muttersprache ein und holte sie sich damit wieder zurück. „Das alte Wörterbuch wirkte auf mich als Sammlung von ein-Wort-Märchen, mit der Kraft von Weltbildern“, bemerkte Handke dazu und schrieb in der Folge „Die Wiederholung“ (1986). Der Hauptheld des Romans ist nicht eine menschliche Figur, sondern die Sprache.
OMANS PINSELPLASTIK
Valentin Oman, Ehrendoktor der Universität Klagenfurt seit 1995, arbeitet oft auf großformatigem Untergrund. Viele seiner Menschen-Bilder entstehen im Freiluftatelier in Finkenstein/Bekštanj. Dort warten Pinsel in Farbtöpfen auf den nächsten Einsatz, bis sie eines Tages ihren Dienst getan haben und in einen nächsten Abschnitt gelangen; Sie werden im aktuellen Zustand konserviert. In der natürlichen Schräglage in Kunstharz eingegossen, bestehen sie als eigene kleine Kunstwerke weiter und hätten mit den offenkundigen Spuren der mit ihnen geleisteten Arbeit wohl auch einiges zu erzählen.
WINKLERS INTERVIEWMANUSKRIPTE
Immer wenn Uschi Loigge, Kulturredakteurin der Kleinen Zeitung, ein großes Interview mit Josef Winkler plant, sendet sie ihm schriftlich ihre Fragen zu. Er druckt sie auf einem A4-Blatt aus, zerschneidet das Blatt und klebt die Fragen auf einem A3-Blatt auf. Dieses trägt er auf A6 gefaltet über Tage mit sich herum. Wenn es soweit ist – es kann auch gerade im Strandbad sein – schreibt er die Antworten zu allen Fragen in einem Zug per Hand in die Leerstellen. Im Büro tippt er sein Manuskript, laufend sich selbst verbessernd, in den Computer und sendet es an Uschi Loigge. Sie erhält später auch das oft bunt bemalte Original.
PUSCHNIGS FLÖTEN
Wolfgang Puschnig, der bedeutendste aktive Jazzmusiker Österreichs, ist seit 2004 Ehrendoktor der Universität Klagenfurt. Auf Urlauben in südlichen Ländern kommt er selten an einem Bambusstab vorbei, ohne daraus eine Flöte zu schneiden – eine Querflöte klarerweise. In seiner Wohnung versammeln sie sich in großer Zahl von Spannen- bis zur Meterlänge, um dann und wann Töne von sich zu geben.
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