Machen Romane uns zu besseren Menschen? Untersuchungen anhand ethnischer amerikanischer Literatur

Spricht Präsident Donald Trump zu seinem Volk, fallen häufig diskriminierende Stereotype zu den afroamerikanischen, mexikanisch-amerikanischen sowie muslimischen Communities. Das Narrativ, dass von diesen Gruppen eine Bedrohung auf die amerikanische Nation ausgehe, prägt zahlreiche gegenwärtige Diskurse. Aber es gibt auch Gegenentwürfe. In einem vom FWF geförderten Projekt nehmen AmerikanistInnen nun in den Blick, in welcher Form ethnische amerikanische Literatur ihre LeserInnen dazu einlädt, imaginativ in die Rolle eines anderen schlüpfen und die Welt aus dessen Augen neu zu sehen.

Kognitive Ansätze gewinnen in der Literatur- und Kulturwissenschaft zunehmend an Bedeutung. Sie beschäftigen sich mit den kognitiven Prozessen und Bedingungen, die sowohl das Schreiben als auch das Lesen von literarischen Texten bestimmen. Diese Theorien werden häufig dafür kritisiert, dass sie sich zu sehr auf die Wechselwirkung zwischen einem Text und einer singulären und stark abstrahierten Leserin konzentrieren und dabei reale Lesergruppen ebenso vernachlässigen wie die größeren historischen, politischen und kulturellen Zusammenhänge, in dem der jeweilige Text geschaffen und rezipiert worden ist.

Alexa Weik von Mossner (Institut für Anglistik und Amerikanistik) möchte dieser Kritik nun mit neuen Ansätzen in einem vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt unter dem Titel „Narrative Encounters with Ethnic American Literatures / Narrative Begegnungen mit ethnischer amerikanischer Literatur“ begegnen. „Mir geht es darum, einige der Lücken zu schließen, die zwischen der kognitiven Erzähltheorie und den mehr kontextbezogenen Ansätzen in der Literatur- und Kulturwissenschaft bestehen“, erklärt Alexa Weik von Mossner dazu.

Zwei Studierende des IAA, Marijana Mikić and Mario Grill, werden in den kommenden Monaten zum Projekt hinzustoßen. Das Forschungsteam will die Erzählstrategien der ethnischen amerikanischen Literatur untersuchen und dabei insbesondere Autorinnen und Autoren afroamerikanischer, mexikanisch-amerikanischer und muslimisch-amerikanischer Herkunft in den Blick nehmen. Alexa Weik von Mossner führt dazu weiter aus: „Wir wollen Empathie, Affekt und Emotion sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen beleuchten.“  Damit wollen die LiteraturwissenschaftlerInnen herausarbeiten, welche Rolle Empathie und Emotion in literarischen Texten spielen, die die Vermittlung ethnischer und kultureller Differenzen zum Inhalt haben. „Letztlich geht es uns darum, ein Verständnis für die Auswirkungen solcher Texte auf das gegenwärtige politische Klima in den USA zu entwickeln. Der Blick auf die Konsequenzen einer imaginativen Auseinandersetzung mit  ethnisch amerikanischer Literatur soll uns dabei neue Perspektiven ermöglichen.“