Einblick in die Lehre… 3 Fragen an Igor Trost

In der LV „Sprache in der Politik“ geht es um germanistische Politolinguistik und deren immer wichtiger werdenden Rolle heute. Germanistik-Studierenden wird die Möglichkeit gegeben sich kritisch mit Sprache auseinanderzusetzen, die im politischen Kontext ge- oder missbraucht wird. Für Lehramtsstudierende liegt der Fokus auch auf der Frage, wie man Schüler*innen dieses Wissen weitergeben kann. 

Was ist der Gegenstand der germanistischen Politolinguistik?

Die germanistische Politolinguistik beschäftigt sich mit dem Einsatz der Sprache in der Politik. Dabei stand insbesondere seit der Nachkriegszeit die Sprache des Nationalsozialismus im Vordergrund des Forschungsinteresses, gefolgt von der Erforschung der kommunistischen Propagandasprache in Ostdeutschland. Aber auch der politische Diskurs und der demokratische Wettbewerb der Parteien, zum Beispiel im demokratischen Wahlkampf war immer ein Hauptgegenstand der Forschung. Beginnend mit den immer stärker werdenden populistischen Strömungen in den deutschsprachigen Ländern untersucht die germanistische Politolinguistik jetzt intensiv das Vokabular und die sprachlichen sowie kommunikativen Muster dieser Parteien.

Warum ist die Erforschung der Sprache in der Politik gerade heute so wichtig?

Durch die vermehrte Verlagerung des alltäglichen politischen Diskurses in die sozialen Medien werden viele Menschen in ihrer privaten Kommunikationsumgebung mit populistischer Sprache, Verschwörungstheorien und ‑erzählungen bis hin zur Hassrede (hate speech) konfrontiert. In dieser Art und Weise kannte man das selbst in Boulevard-Zeitungen oder Leserbriefen bisher nicht. Während der Corona-Krise hat sich diese Entwicklung noch verstärkt. Dabei sind populistische Äußerungen und Verschwörungserzählungen oft so geschickt verpackt, dass Unwahrheiten und Falschnachrichten (fake news) für viele Menschen nicht sofort als solche erkennbar sind. Auch werden künstlich entworfene sprachliche Interaktionen bis hin zu ganzen, auf Falschnachrichten basierenden, Diskursen aufgebaut. Mit dem Ziel, den Leser*innen den Eindruck zu vermitteln, dass Falschnachrichten und Verschwörungstheorien die Mehrheitsmeinung darstellen und Hassrede gegen vermeintlich am Unglück der Mehrheit schuldige Gruppen mehrheitsfähig sei. Gerade durch die linguistische Analyse ihrer Sprache lassen sich diese Echokammern (echo chambers) durch den Nachweis paralleler sprachlicher Muster bei angeblich unterschiedlichen Personen mit den Methoden der digitalen Linguistik aufdecken. In Bezug auf die Lehramtsausbildung vermittelt die germanistische Politolinguistik den angehenden Lehrer*innen das „Handwerkszeug“, um ihre zukünftigen Schüler*innen allein schon durch die sprachliche Analyse zu einer kritischen Untersuchung des Wahrheitsgehalts von Internetposts zu befähigen und in Fällen von Hassrede diesen Strategien zur Gegenrede (Counter Speech) aufzuzeigen.

Zur Person

Igor Trost studierte Deutsch und Geschichte an der Universität Passau, wo er auch 2006 promovierte. Seine Dissertation trägt den Titel „Das deutsche Adjektiv. Untersuchungen zur Semantik, Komparation, Wortbildung und Syntax“. Heute lehrt er an der Universität Passau. Einer seiner Schwerpunkte ist Politolinguistik, die Sprache in der Politik. Dazu ist er als externer Lehrender im Sommersemester 2021 an der Universität Klagenfurt mit dem Proseminar „Sprache in der Politik“ vertreten.