„Wissensdrang und Neugier haben mich von klein auf geprägt“

Christina Cerne hat an der Universität Klagenfurt Pädagogik mit der Fächerkombination Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert. Während ihrer ersten beruflichen Station in Wien hat sie ihr zweites Studium Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Klagenfurt abgeschlossen. Sie ist seit 2004 von Asien aus weltweit tätig und über das Projekt Erasmus+ weiterhin mit ihrer Alma Mater verbunden.

Frau Cerne, was hat Sie damals an die Universität Klagenfurt gezogen?

Für mich als Kärntnerin war früh klar, dass ich an der Universität Klagenfurt studieren will. Bildung und Kommunikation haben mich schon immer interessiert, deswegen habe ich in meinem ersten Studium Pädagogik mit der Fächerkombination Medien- und Kommunikationswissenschaften gewählt. Wissensdrang und Neugier haben mich von klein auf geprägt, ich war selten mit einer Antwort zufrieden.

Gab es Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben?

Professor Leitner und Professor Pongratz haben mich das ganze Studium über fasziniert. Sie waren Koryphäen auf ihren Gebieten, davon haben wir Studierende sehr profitiert. Mit Professor Leitner darf ich mich sogar heute noch austauschen, wenn wir uns am Wörthersee treffen.

Sie schmunzeln?

Ich hatte Herrn Leitner in einer meiner ersten Lehrveranstaltungen als Vortragenden. Wir Studierende waren entsetzt, wie viel er von uns gefordert hat, und haben früh beschlossen, keine weiteren LVs mehr bei ihm zu besuchen. Im Laufe des Semesters hat uns aber gerade das sehr fasziniert, und wir haben während des Studiums noch viele Lehrveranstaltungen bei ihm absolviert. Schließlich hat er auch meine Diplomarbeit betreut. Generell habe ich an der Pädagogik und später an der MK die Offenheit aller Personen sehr geschätzt. Wir hatten einen guten Zugang zu den Professor*innen und konnten Fragen klären und Gespräche führen.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt?

Nach dem Studium bin ich direkt nach Wien gegangen, dort habe ich als Assistentin des „Forum Mobilkommunikation“ beim Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie begonnen und war später die PR- und Marketing-Chefin des Fachverbands. Danach habe ich das Angebot angenommen, in die Politik zu gehen und war Pressesprecherin des Justizministers, bevor ich als Kabinettchefin im Gesundheitsressort tätig war

Nebenbei haben Sie weiter studiert?

Ja, während dieser Zeit in Wien habe ich mein zweites Studium „Publizistik und Kommunikationswissenschaften“ an der Uni Klagenfurt abgeschlossen. Das war aufgrund vieler Blockveranstaltungen, die an den Wochenenden stattfanden, möglich. Sie sind seit 2004 in Asien tätig.

Wie kam es zu dieser örtlichen Veränderung?

Ich wollte immer nach Asien und habe das Angebot bekommen, für einen Schweizer Medizinkonzern die Außenstelle in China, Beijing, aufzubauen. Insgesamt war ich 12 Jahre in China tätig. Nach sieben Jahren habe ich mich gemeinsam mit einem Partner selbstständig gemacht.

Warum der Schritt in die Selbstständigkeit?

Mich hat die gesamte chinesische Industrie interessiert und nicht nur die Medizinbranche. Unser Kerngeschäft war es, internationale Fabriken zu errichten. Mit der Zeit kam der gesamte ASEAN Raum (Association of Southeast Asian Nations) dazu. Wir wollten uns weiterentwickeln, und gleichzeitig haben wir auf die Bedürfnisse unserer Kund*innen reagiert. Es kam aufgrund eines Führungswechsels der chinesischen Regierung zu Problemen, sodass die Firmen vermehrt nach Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos und Myanmar drängten. Wir selbst haben unseren Firmensitz nach Bangkok verlegt.

Was hat Sie wieder in den Bildungsbereich gezogen?

Während meiner gesamten Zeit in Asien habe ich bemerkt, dass Bildung hier anders funktioniert, und wollte deswegen Weiterbildungsprojekte beginnen. Wir haben mit Austauschprojekten zwischen Universitäten und der Wirtschaft begonnen. Daraus hat sich „Erasmus +“ entwickelt. Letztes Jahr haben wir auch mit der Universität Klagenfurt das ERASMUS + Projekt INCREASE gestartet. Die Uni Klagenfurt ist im Lead und mit dabei sind die thailändische Chiang Mai Rajabhat University Thailand und Thepsatri Rajabhat University Thailand, in Vietnam die Ho Chih Minh Open University Vietnam und die Thai Nguen University Vietnam und aus Polen die Kozminski University. INCREASE hat eine nachhaltige Modernisierung und Verbesserung der pädagogischen und didaktischen Ausbildung von Lehramtsstudierenden und Ausbilder*innen in Thailand und Vietnam zum Ziel. Mit modernen digitalen Tools sollen die angehenden Lehrer*innen auf ihre zukünftige Tätigkeit als Pädagog*innen besser vorbereitet werden. Asiat*innen sind uns digital einiges voraus, nutzen Online-Meetings sehr umfassend, und dafür gibt es überall öffentliches WLAN. In der Pädagogik können sie wiederum viel von uns lernen und sind sehr offen. Hierbei dürfen wir nicht vergessen, dass es nicht überall Schulen gibt wie in Österreich. Das Recht auf Bildung ist mir ein großes Anliegen und so bin ich auch weiter sehr stark mit der Universität verbunden.

Welche Kenntnisse mussten Sie mitbringen, um in Ihrer Position in China Fuß zu fassen?

Ich konnte sehr stark auf mein Studium zurückgreifen. Für die Selbstständigkeit sollten wirtschaftliche Fähigkeiten vorhanden sein, und als besonders wichtig empfinde ich die Sozialkompetenz. Ich habe mich in China auf die Kultur eingelassen und war offen für Neues, das kam bei meinen Kund*innen und Geschäftspartner*innen gut an. In Europa agieren wir meist offensichtlich und frontal. Asiat*innen ticken anders, auch die Managementstrukturen sind andere. „Du denkst wie eine Chinesin“, war eines der größten Komplimente, das ich von einem chinesischen Geschäftspartner bekommen habe. Merken Sie, dass es europäische Unternehmen verstärkt nach Asien zieht? Was macht Asien so interessant? Europäische Kund*innen haben zumeist das Ziel, Kosten zu senken, wenn sie ihre Fabriken nach Asien verlegen. Außerdem unterstützt die Politik Firmen, die ihre Standorte hier aufbauen, mit Förderungen. Man darf aber nicht vergessen, auch in Asien bekommt man nichts geschenkt, die Politik hat ihren Blick auf ausländische Produzenten gerichtet und kümmert sich um das Wohlergehen ihrer Bürger*innen. Passiert das auch umgekehrt? Zieht es asiatische Firmen nach Europa? Damit möchten wir jetzt starten. Wir möchten hierfür eine Firma gründen, die jungen asiatischen Start-ups die Plattform bietet, hier in Europa Fuß zu fassen. Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben? Offen sein, viel reisen, ein internationales Netzwerk aufbauen, interessiert bleiben, nicht aufgeben, umdenken und nicht immer den geraden Weg gehen, die Kurven sind oft am interessantesten.

für ad astra: Lisa Svetina

Zur Person


Christina Cerne wurde in Kärnten geboren und hat an der Universität Klagenfurt Pädagogik und Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert. Sie ist seit 2004 von Asien aus weltweit tätig und CEO der Asian European Consulting Group.

Portraitfoto von Christina Cerne