Sandra Hölbling-Inzko: Die Stadt Klagenfurt, ein urbaner, öffentlicher Raum.

Sandra Hölbling-Inzko hat Angewandte Kulturwissenschaft studiert. Heute ist sie im Projektmanagement tätig und als Vorsitzende des Vereins Lendhauer aktiv. Mit uns spricht sie über die Belebung des Lendhafens und wie es gelingen kann, dass Klagenfurter*innen, die direkt in der Landeshauptstadt leben, die Stadt als den urbanen, öffentlichen Raum sehen, der er sein sollte.

Was hat Sie damals an die Universität Klagenfurt gezogen?

Das Studium Angewandte Kulturwissenschaft hat mich mit dem Mix aus Sprachen, Facetten der Kultur und dem Managementanteil überzeugt. Ich war bereits zu Schulzeiten sprachenaffin und das hat mich dann auch an die Universität gezogen. In den angebotenen Orientierungs-Lehrveranstaltungen konnte ich meine Studienwahl ernsthaft reflektieren und im Zuge dessen habe ich erkannt, dass mich Kulturvermittlung und Museumspädagogik sehr interessieren. So wurde mir empfohlen das Studium Erziehungs- und Bildungswissenschaft dazu zu studieren und mich später auf Erwachsenen- und Berufsbildung zu fokussieren. Genau so habe ich es auch gemacht und bin sehr glücklich damit, obwohl ich tatsächlich nicht in diesem Berufsfeld tätig bin. (schmunzelt)

Was hat Ihnen an der Universität Klagenfurt besonders gut gefallen?

Aufgrund der Größe der Uni bin ich immer schnell in guten Kontakt mit den Menschen um mich herum gekommen. Der Austausch mit Studienkolleg*innen und Lehrenden war sehr bereichernd. So konnte ich, aber auch meine Kolleg*innen, Interessen und Schwerpunkte besprechen. Das hat mich in meiner persönlichen Entwicklung sehr unterstützt. An einer kleinen Uni kann man definitiv auffallen und dadurch auch ganz anders gefördert werden.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit?

Ich fand unsere Exkursionen immer großartig. Eine davon ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Wir sind nach Istrien gefahren und konnten innerhalb kürzester Zeit drei Länder bereisen. Wir waren in den Städten Umag, Triest und Koper und haben das Forum Tomizza, ein dreisprachiges Kulturfestival, besucht. Das kulturelle Programm und die dazugehörigen Workshops in einer Landschaft, wie sie Istrien bietet, waren ein tolles Erlebnis.

Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich… wieder etwas studieren, bei dem ich das Gefühl habe, dass die Welt von mir positiv beeinflusst wird.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben?

Ruth Ayaß hatte für mich eine große Vorbildwirkung. Sowohl ihr Zugang zur Forschung, als auch ihr Umgang mit uns Studierenden hat mich sehr geprägt. Sie hat mich auch dafür motiviert mein Doktorat in der Soziologie zu beginnen, mit dem ich mich derzeit intensiv beschäftige.

Es gab viele Momente mit Professor*innen, an die ich mich gerne erinnere. Besonders geprägt haben mich Momente, in denen Professor*innen persönliche Erfahrungen geteilt haben. Beispielsweise gab es Lektüre-Empfehlungen, wovon sich einige zu meinen Lieblingsbüchern entwickelt haben. Es ist eine besondere Art von Verbindung, die entsteht, wenn man weiß, dieses Buch hat auch meine Professor*in gelesen. Auch Erkenntnisse, die man aus den Lehrveranstaltungen ins Privatleben einfließen lassen konnte, waren für mich großartige Momente und davon gab es viele.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt?  

Mein Weg verlief sehr universitätsverbunden. Ich habe 2009 als Studienassistentin bei Ruth Ayaß begonnen und mehrere Schritte bis hin zur Studienprogrammleiterin der Angewandten Kulturwissenschaft durchlaufen und war bis im Frühjahr 2021 an der Uni angestellt. Heute bin ich bei einem Unternehmen im Projektmanagement tätig. Aktuell managen wir ein Migrationsprojekt in Tunesien, bei dem es um Perspektivenentwicklung durch psycho-soziale Beratung und darauf aufbauende, weitere Angebote geht.

Fällt Ihnen die Arbeit im Migrationsprojekt leicht?

Mich beschäftigen die Schicksale der Menschen sehr, aber genau das motiviert mich auch in meiner Arbeit. Durch meine Mitarbeit im Projekt kann ich die Mitarbeiter*innen vor Ort in Tunesien dabei unterstützen, Menschen in Notsituationen zu helfen.

Wie kam es zu diesem Schritt?

Ich habe mich bereits zuvor mit Projektmanagement auseinandergesetzt und Deutschkurse für Menschen mit Migrationshintergrund abgehalten. Durch diese Einblicke und meine persönliche Motivation Menschen zu unterstützen kam ich zur Mitarbeit in dem Migrationsprojekt.

Sie sind zusätzlich als Vorsitzende des Vereins Lendhauer aktiv. Wie kamen Sie dazu?

Der Verein ist seit 2008 tätig und ich bin über meine damalige Arbeitskollegin im Jahr 2016 als „Praktikantin“ dazugekommen. Ich habe mich von der Praktikantin zum Vorstandsmitglied gearbeitet und dann den Vorsitz übernommen. Unsere Zielsetzung ist die sanfte Belebung des Lendhafens über zeitgenössische Kunstformen, wie Konzerte und Kunst im öffentlichen Raum. Jedes Jahr gibt es zwei Installationen im Lendhafen zu betrachten, für die wir internationale sowie nationale Künstler*innen nach Klagenfurt holen. Die Arbeiten bleiben immer einige Wochen stehen und können kostenfrei besucht werden. Der Lendhafen soll eine Plattform bieten, die vielen Menschen die Möglichkeit gibt, zusammenzukommen und sich auszutauschen. Dadurch leisten wir unseren Beitrag Klagenfurt urban zu machen und zu halten sowie zu zeigen was man alles machen kann.

Die Klagenfurter Jugend ist im Sommer vermehrt im Lendhafen anzutreffen und stößt mit damit einhergehendem Lärm auf Unmut bei den Anrainern. Wie gehen Sie als Verein damit um?

Leider fühlen sich die Anrainer auch durch uns belästigt. Wir haben also eine gemeinsame Basis. Viele Klagenfurter*innen, die direkt in der Landeshauptstadt leben, sehen die Stadt nicht als den urbanen, öffentlichen Raum, der er sein sollte. So kommt es eben auch zu Konflikten, was sehr schade ist. Wir alle wünschen uns, dass Klagenfurt etwas für alle Altersgruppen bietet, seien es hippe Lokale, Veranstaltungen oder Kunstprojekte und für diese wenigen Wochen im Jahr, in denen auch der Lendhafen belebt ist, wünschen wir uns mehr Akzeptanz der Stadtbewohner*innen und Rückhalt durch die Landeshauptstadt selbst. Generell sollte aus meiner Sicht auch eine ganzjährige sanfte Belebung des Lendhafens möglich sein. Nur durch gegenseitige Akzeptanz kann großstädtisches Leben funktionieren.

Was haben die Lendhauer künftig vor?  

Wir beenden unsere Saison mit Ende September. Alexis Dworsky zeigt derzeit noch seine Kunstinstallation im Lendhafen. Im Oktober beginnt dann wieder die Planung für das kommende Jahr und wir suchen nach Künstler*innen, die wir nach Klagenfurt einladen. Unsere Kernpunkte, die Kunstfilmtage, zwei Kunstinstallationen und die Tage der zeitgenössischen Musik, werden wieder stattfinden. Außerdem hoffen wir, dass der Bachmannpreis wieder live stattfindet und freuen uns schon auf das Public Viewing mit vielen Interessierten dazu.

Was verbindet Sie noch mit der Universität?

Derzeit beschäftige ich mich intensiv mit meiner Doktoratsarbeit und ich hoffe nach meiner Defensio auch weiterhin stark mit der Uni verbunden zu bleiben und vielleicht später für einen Lehrauftrag zurückzukommen.

Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?

Ich rate heutigen Studierenden, sich auf Dinge einzulassen, Herausforderungen anzunehmen, auf keinen Fall den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und möglichst viele Kontakte zu knüpfen.

Auf ein paar Worte mit Sandra Hölbling-Inzko

  • Denke ich an Klagenfurt, denke ich sofort an… den Lendhafen.
  • Mein Lieblingsort an der Universität war… der Innenhof zwischen dem Zentralgebäude und dem Nordtrakt.
  • Das mache ich morgens zuerst im Büro… Kaffee.
  • Mein Studium in 3 Worten: Vielfalt, Verständigungsfähigkeit, Schwerpunktsetzung