ÖGOR-Preisverleihung an Anna Jellen (links) für ihre Masterarbeit und Elisabeth Gaar (rechts) für ihre Dissertation

Mathematikerinnen Elisabeth Gaar und Anna Jellen mit ÖGOR-Preisen ausgezeichnet

Elisabeth Gaar wurde der Dissertationspreis 2018 der Österreichischen Gesellschaft für Operations Research (ÖGOR) verliehen. Die Masterarbeit von Anna Jellen wurde ebenfalls von der ÖGOR gewürdigt. Beide nahmen ihre Preise kürzlich in Wien im Rahmen der Jahrestagung entgegen.

Die Österreichische Gesellschaft für Operations Research (ÖGOR) vergibt den ÖGOR-Dissertationspreis 2018 und den ÖGOR-Masterarbeitspreis 2018 für hervorragende Dissertationen bzw. Masterarbeiten aus dem Bereich des Operations Research (OR). Es können sowohl theoretische Arbeiten als auch praktische Anwendungen des OR eingereicht werden. Operations Research ist geprägt durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Angewandter Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Beide Preise gingen diesmal nach Klagenfurt.

Die Prämierung fand im Rahmen der ÖGOR Jahrestagung und der 40-Jahr-Feier am 23. November an der Wirtschaftsuniversität Wien statt. Im Anschluss an die Verleihung hielten Elisabeth Gaar und Anna Jellen einen kurzen Vortrag über die wichtigsten Ergebnisse ihrer prämierten Arbeiten.

 

Elisabeth Gaar mit ÖGOR-Dissertationspreis ausgezeichnet

Elisabeth Gaar erhielt den Dissertationspreis für ihre Arbeit über „Efficient Implementation of SDP Relaxations for the Stable Set Problem“. Betreut wurde sie von Franz Rendl. Bereits 2015 wurde sie mit dem ÖGOR Masterarbeitspreis für ihre an der TU Graz verfasste Masterarbeit gewürdigt. Elisabeth Gaar absolvierte das Bachelorstudium Technische Mathematik und das Masterstudium Mathematics – Statistic and Operations Research an der TU Graz. Sie war Doktorandin im Karl-Popper-Kolleg „Modeling, Simulation, Optimization of discrete, continuous and stochastic systems (MSO)“. Von der ausgezeichneten Forschungsleistung von Elisabeth Gaar profitiert nun das FWF Projekt „High-Performance Solvers for Binary Quadratic Problems“ am Institut für Mathematik, wo sie als PostDoc tätig ist.
Ihre Dissertation widmete sich dem Stabilitätsproblem. Elisabeth Gaar erklärt dazu: „Das Stabilitätsproblem ist ein fundamentales Problem der kombinatorischen Optimierung, das unglaublich schwer zu lösen ist. Gegeben ist ein Graph, das sind vereinfacht gesagt Punkte, und jeweils zwei dieser Punkte sind miteinander durch eine Linie verbunden oder nicht. Das Stabilitätsproblem zu lösen heißt, die größtmögliche Menge an Punkten zu suchen, bei denen je zwei miteinander verbunden sind. Dies kommt zum Beispiel in der Molekularbiologie zur Anwendung, um herauszufinden, wie ähnlich zwei Proteine sind. Eine schnelle Lösung am Computer ist nicht möglich. Die optimale Lösung sind daher obere Schranken, also zum Beispiel, dass in der optimalen Menge maximal 30 Punkte sind. In der Dissertation habe ich mich damit beschäftigt, eine bereits existierende obere Schranke in Form eines so genannten Semidefiniten-Optimierungsproblems durch geschicktes Hinzufügen von Bedingungen noch weiter zu verbessern, um möglichst schnell, gute obere Schranken zu bekommen. Dabei wurde genauer untersucht, wie man diese Bedingungen auswählt, formuliert und wie man dann das daraus resultierende Semidefinite Optimierungsproblem löst.“

 

ÖGOR-Masterarbeitspreis 2018 an Anna Jellen

Der Masterarbeitspreis 2018 ging an Anna Jellen für ihre Arbeit mit dem Titel: „The Traveling Salesperson Problem on Regular 3D Grids„, die sie im Rahmen ihres Masterstudiums Technische Mathematik an der AAU verfasst hat. Betreut wurde sie von Philipp Hungerländer. Ihre Forschungstätigkeit im Bereich der Optimierung setzt sie als Dissertantin und Senior Scientist im Karl-Popper-Kolleg „Modeling, Analysis, Simulation and Optimization of Discrete, Continuous, and Stochastic Systems with Applications in Business and Economics (MANSIO)“ fort.

Die Forschungsinhalte ihrer Masterarbeit beschreibt die Mathematikerin wie folgt: „In meiner Masterarbeit beschäftige ich mich mit einer Erweiterung des Problems des Handlungsreisenden, das als Problem des Handlungsreisenden mit verbotenen Nachbarschaften bezeichnet und mit TSPFN, für Traveling Salesperson Problem with Forbidden Neighborhoods, abgekürzt wird. Betrachtet werden gitterförmig angeordnete Punkte. Ziel ist es, alle Punkte zu besuchen, sodass die Distanz zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Punkten größer als ein gegebener Radius ist und gleichzeitig der kürzest mögliche Weg gefunden wird. Dieses Problem kommt von einem Verfahren namens Laser Beam Melting, bei welchem ein Werkstück durch das Zusammenfügen mehrerer Schichten erzeugt wird. In jeder Schicht werden alle Punkte erhitzt mit der Bedingung, dass aufeinanderfolgend erhitzte Punkte zumindest eine vorgegebene Distanz voneinander haben müssen, um interne Spannungen des Werkstücks zu vermeiden. In meiner Masterarbeit wird das TSPFN auf regulären dreidimensionalen Gittern betrachtet. Als zu untersuchende Radien wurden Radien der Länge null, eins, Wurzel aus zwei und Wurzel aus drei gewählt, mit dem Ziel die optimale Länge von TSPFN Touren und zugehörige Konstruktionsschemen auf beliebig großen Gittern zu finden und zu beweisen.“