Einblick in die Lehre… 3 Fragen an Tyna Fritschy
Anhand der Tabus Sexarbeit und Leihmutterschaft werden in dieser LV Themen wie Herrschaftsverhältnisse, gesellschaftliche Konstruktionen und das Öffnen von Denkweisen erarbeitet.
Können Sie uns etwas Näheres zu Ihrer LV „Tabu Sexarbeit und Leihmutterschaft im Kontext queer-feministischer Debatten um Reproduktion und Care“ erzählen? Worum geht es dabei genau?
Im Seminar analysieren wir sowohl Sexarbeit als auch Leihmutterschaft als Exeptionalismus unter allen Arbeitstätigkeiten. Exeptionalismus heißt hier, dass der Status dieser Tätigkeiten als Arbeit gesellschaftlich höchst umstritten ist und diese rechtlicher wie moralischer Einhegungen unterliegen. Wir fragen im Seminar danach, welche Institutionen und Werte diesen Exeptionalismus konstruieren: Was sagt dieser Exeptionalismus aus über Vorstellungen von Arbeit? Über vergeschlechtlichte und rassisierte Herrschaftsverhältnisse? Über Körperkonstruktionen und die Konstruktion von Weiblichkeit? Über den Status von Sex und Gebären in der Gesellschaft?
Was wollen Sie Ihren Studierenden mitgeben?
Die Neugierde und Lust am transformativen Denken! Erkennen wir, dass gewisse gesellschaftliche Institutionen zwar naturalisiert erscheinen, tatsächlich aber Effekt von herrschaftlichen Konstruktionsprozessen sind, so öffnet dies unser Denken insofern als dass andere gesellschaftliche Formationen denkbar werden. Dies mag auch die Imagination mobilisieren. Deshalb machen wir im Seminar auch einen Exkurs zu feministischem Science-Fiction.
Warum ist Ihre LV gerade jetzt wichtig?
Seit nunmehr einer Dekade beobachten wir eine bedrohliche Erstarkung der Rechten in Europa. In diesem gesellschaftlichen Klima droht die Verschlechterung von den Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiter*innen. Es scheint mir wichtig, dass eine feministische Stellungnahme für diese Problematiken stattfindet.
Zur Person
Tyna Fritschy forscht und lehrt an der Universität Klagenfurt am UZFG (Universitätszentrum für Frauen- und Geschlechterstudien). Tyna Fritschy studierte Philosophy, Art and Critical Thought an der European Graduate School in Saas-Fee, Schweiz.