„Die Bank zukunftsfit machen.“

Manfred Wilhelmer hat an der Universität Klagenfurt Angewandte Betriebswirtschaft studiert und ist heute Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten. Sein Lebensweg zeigt, dass man mit einer guten Ausbildung und Engagement einen erfolgreichen Karriereweg gehen kann.

Herr Wilhelmer, Sie sind seit Juni Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten. Wie sieht Ihr neuer Arbeitsalltag aus?

Ich bin seit mehr als 20 Jahren in der Raiffeisen Landesbank tätig, 17 Jahre davon in leitender Position des Firmenkundenbereiches. Das hat zum Vorteil, dass ich die Abläufe, Strukturen, Prozesse und vor allem die Mitarbeiter gut kenne, was mir einen guten Start in der neuen Funktion ermöglicht hat. Der neue Aufgabenbereich ist sehr spannend und vielseitig. Weniger operativ als früher mit mehr Strategiearbeit und weitreichenden Entscheidungen. Um die Informationsaufbereitung und die zahlreichen Meetings zu managen werde ich von einem gut eingespielten Team unterstützt. Das erleichtert mir die Entwicklungsarbeit im Vorstand.

Gibt es inhaltliche Schwerpunkte, die Sie als Vorstandssprecher setzen möchten?

Ja, mehrere. Als Marktvorstand stehen für mich die Themen Vertrieb und Kundenzentrierung im Fokus. Damit einhergehend sind laufende Entwicklungen im Bereich Innovation und Digitalisierung erforderlich – immer im Sinne unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Eine besonders wichtige Kundengruppe für uns ist die der Jugend und Student:innen. Die RLB Kärnten steht seit mehr als 120 Jahren für Wertschöpfung in der Region und ich sehe es als große Verantwortung, die Bank zukunftsfit zu machen, sodass sie auch für die nächsten 100 Jahre einen positiven Beitrag zur Wirtschaft leisten kann als verlässlicher Partner für Kund:innen und Unternehmen.

Auf welcher Basis treffen Sie Ihre Entscheidungen?

Raiffeisen hat ein starkes Netzwerk, strategische Meilensteine stimmen wir in Bundesgremien mit den anderen Landesbanken ab. Der Erfahrungsaustausch mit den Bundesländern bietet dabei einen großen Mehrwert. Meine Entscheidungen basieren auf analytischen Vorarbeiten. Jedes Strategieprojekt bedarf einer fundierten Analyse der Ausgangssituation mit unterschiedlichen Szenarien und einer klaren Zielsetzung. Die Umsetzung muss durch Erfahrungswerte und aktuellen Gegebenheiten und Trends ergänzt werden. Dieses Werkzeug der Analyse habe ich mir während meiner akademischen Ausbildung an der Universität Klagenfurt gut aneignen können.

Wie sieht die Zukunft des Bankwesens aus?

Das Standardgeschäft einer Bank wird zunehmen digitalisiert werden. Der Grundsatz dabei lautet, dem Kunden so viel digitale Interaktion zu ermöglichen, wie er möchte und so viel persönliche Beratung wie er braucht. Die Rolle der Bank hat sich verändert und geht weit über das klassische Bankgeschäft der Transformation von Spareinlagen in Finanzierungen hinaus. Immer bedeutender werden Beratungen zu Förderthemen, Nachhaltigkeitsfinanzierungen und Energieeffizienz sowie Wohnraumschaffung und Erhaltung. Die persönliche Beratung hat auch immer mit Vertrauen zu tun. Dann ist es gut, einen persönlichen Ansprechpartner an der Seite zu habe. Raiffeisen geht beide Wege: persönliche Beratung und digitaler Service.

Was bedeutet das konkret?

Es braucht Innovation – nicht nur in exzellente Produkte und Dienstleistungen – sondern auch bei unseren Prozessen – wie wir Dinge tun und welche Technik wir nutzen. So sollen Produkte und Prozesse so gestaltet werden, dass wir schneller, effizienter und serviceorientierter die Bedürfnisse unserer Kund:innen bedienen können. Sie werden sich für Raiffeisen entscheiden, wenn wir es schaffen, dort mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, wo sie/er sich gerade aufhält. Das kann die Bankstelle vor Ort sein, oder einfach nur das Handy.

Was wird aus dem klassischen Bankkaufmann bzw. der klassischen Bankkauffrau?

So wie jedes Berufsbild muss sich auch der Bankberuf an die digitalen Entwicklungen und an neue Aufgabenfelder anpassen. Es gibt zahlreiche Gründe, warum der Beruf des Bankers auch in Zukunft attraktiv bleiben wird. Geld ist Vertrauenssache und vor allem bei erklärungsbedürftigen Produkten wie Finanzierungen, Altersvorsorge oder Investments bevorzugen es Menschen einen vertrauensvollen Berater an der Seite zu haben. Überdies reagieren wir auf die neuen digitalen Herausforderungen mit entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Analytics und Omnikanalmanagement auf Bundesebene in unserem Raiffeisen-Campus. Derzeit haben wir 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Akademikerquote von rd. 30 %. Die wird in Zukunft massiv ansteigen und die Universität Klagenfurt ist dabei eine sehr gute und wichtige Ausbildungsstätte für uns.

Der Run um die besten Köpfe ist derzeit groß wie nie und die nachkommenden Generationen können aus einer Vielzahl potenzieller Arbeitgeber wählen.

Ja, das stimmt, das sehen wir auch stark im Recruiting. Raiffeisen ist eine starke Marke und ein attraktiver Arbeitgeber. Die Raiffeisen Landesbank Kärnten wurde in den letzten Jahren mehrfach als einer der attraktivsten Arbeitgeber Österreichs ausgezeichnet. Das zeigt, dass wir am richtigen Weg sind. Die jetzigen Berufseinsteiger haben eine andere Vorstellung von der Arbeitswelt als früher. Im Moment sind wir in einer Transformationsphase in der wir uns als Arbeitgeber an den Markt anpassen müssen.

Wie gewinnt die RLB guten Nachwuchs?

Wir bieten interessante Trainee- und Ausbildungsprogramme für neue Mitarbeiter an. Hohe Flexibilität bei Arbeitszeiten durch Homeoffice-Möglichkeiten und Gleitzeitmodelle. Darüber hinaus bieten wir viele attraktive Benefits im Bereich Gesundheitsvorsorge, Sportgemeinschaft und Kinderbetreuung an.

Wollten Sie schon immer zur Bank?

Nein, eigentlich nicht. Wirtschaft und Unternehmertum waren aber schon immer meine Leidenschaft.  Anfang dreißig, durch meine damalige Assistenzfunktion beim Schuhhersteller Woody, wo ich unter anderem für Finanzierungs- und Förderthemen verantwortlich war, wurde mein Interesse für das Bankwesen geweckt.

Heute sind Sie Vorstandssprecher einer Landesbank. Wie hat sich Ihre Karriere dahin entwickelt?

Meine Eltern führten einen Tourismusbetrieb im Lesachtal. Schon in früher Jugend haben meine Geschwister und ich im elterlichen Betrieb mitgearbeitet und Verantwortung übernommen. Das hat mein unternehmerisches Denken geprägt. Nach der Matura hat mich das Fernweh gepackt und ich bin in die USA gegangen, dort wurde in einem Studentencamp in Montana mein Interesse für das Studieren geweckt.

Was haben Sie studiert und wie würden Sie Ihre Studienzeit beschreiben?

Meine Studienzeit war eine erfahrungsreiche und spannende Phase. Ich habe Angewandte Betriebswirtschaft studiert und die berufsbegleitende Ausrichtung war ideal für mich, da ich so im elterlichen Betrieb mitarbeiten konnte. Von der Kombination aus Theorie und Praxis profitierte ich enorm. Meine Studienschwerpunkte waren Controlling und Finanz- und Steuerwesen. Zudem haben mich die Themen Unternehmertum und Selbständigkeit immer schon interessiert.

Sind Sie dem nachgegangen?

Ja, nach dem Studium war ich beim Schuhhersteller Woody, und da war ich wirklich Generalist. Als Assistenz der Geschäftsführung habe ich viel gestalten dürfen. Betriebsübersiedelungen, Controlling, Recruiting, das war eine lehrreiche Zeit. Danach war ich als Unternehmensberater tätig, anschließend wechselte ich als Firmenkundenbetreuer in eine Bank.

Welches Handwerkszeug hat Ihnen das Studium geliefert?

Man lernt an der Uni wie man an komplexe Sachverhalte herangeht. Es geht um das analytische Erfassen und Strukturieren von Themen. Die Hauptpunkte erkennen und schauen, wie die Gesetzeslage und Theorie dazu aussieht. Es ist eher die Arbeitsweise, die man an der Uni lernt, die eine gute Basis für die berufliche Zukunft ist. Dafür ist die Uni sehr gut und wichtig. Was dann später dazukommt, ist die Erfahrung aus der Praxis.

Wie schalten Sie ab?

Bewegung und Kontakt zur Natur sind für mich entspannend. Egal ob Stand-up Paddeln, Laufen, Wandern oder Skitouren im Winter – man ist unterwegs und vom Kopf her ganz woanders. Anschließend ist man dann wieder leistungsfähiger und kann noch ein paar Dinge von zu Hause aus erledigen. Das ist der Vorteil der Digitalisierung. Das sehe ich als großen Mehrwert.

Wie definieren Sie Erfolg?

Arbeit soll Spaß machen und an sich ein Erfolgserlebnis sein. Als Führungskraft und expliziter Teamplayer möchte ich Kolleg:Innen motivieren, unsere Unternehmensziele zu erreichen.

Haben Sie ein (Lebens-)Motto?

Eine gewisse Ruhe und Gelassenheit bei gewissen Themen ist keine schlechte Ausgangssituation. Ein Lebensmotto ist vielleicht, dass man immer versucht, sich eine Challenge zu geben.

Welche Challenges hat man als Vorstandssprecher (noch)?

Die Möglichkeit zu gestalten und Entscheidungen zu treffen kommt mir stark entgegen. Ich möchte Dinge weiterbringen. Mir geht es um die Bank und um das große Ganze – die Raiffeisen Landesbank Kärnten zukunftsfit zu machen.

Wordrap



Ein glücklicher Moment an der Uni Klagenfurt war … mit der Rolle rauszugehen. Das war schon ein außergewöhnlicher Moment, es wirklich geschafft zu haben.

Aus meiner Studienzeit besitze ich noch … viele gute Freundschaften.

Inspiriert hat mich … Herbert Kofler, Professor für Betriebswirtschaft und Steuerlehre, er war ein echter „Sir.“ Er hat gefordert und gefördert. Für Prüfungssituationen hatte er einen ganz eigenen Zugang, diese fanden nicht im Lehrsaal statt, sondern in sehr angenehmer Atmosphäre zB. in seinem Büro – Inhaltlich fordernd aber gleichzeitig sehr wertschätzend und auf Augenhöhe – wenn man abgeliefert hat.

Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich … mit Sicherheit wieder Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft wählen.

Mein Studium in 4 Worten … praxisorientiert – persönlich – lehrreich – sinnvoll.