Avatar in Schulklasse, Kinder sitzen um den Mini-Roboter rundherum

Avatare vertreten erkrankte Schüler*innen in der Klasse

Etwa neun Prozent der 190.000 chronisch erkrankten Kinder in Österreich können die Schule nur unregelmäßig besuchen. Die Folgen sind nicht nur Einbußen der schulischen Fertigkeiten, sondern auch soziale und emotionale Probleme. Dem will man nun in einem gemeinsamen Projekt der Medizinischen Universität Wien und der Universität Klagenfurt mit Avataren in den Klassenzimmern entgegenwirken.

„Fehlen den Schüler*innen persönliche Kontakte zu Lehrenden und Gleichaltrigen, kann es zu Gefühlen von Einsamkeit und sozialer Isolation kommen. Ein mangelndes Zugehörigkeitsgefühl begünstigt das Entstehen psychischer Folgeerkrankungen“, so Agnes Turner (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung).

Ziel des Projekts, das in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien, „die berater“ und der Heilstättenschule Wien durchgeführt wird, ist es, den möglichen negativen Folgeerscheinungen aufgrund des Fernbleibens vom Unterricht entgegen zu wirken und die soziale Verbundenheit zu Mitschüler*innen mithilfe eines Avatars aufrecht zu erhalten.

Der Avatar wird dabei an Schüler*innen im Alter von 6 bis 18 Jahren vergeben, die bereits mindestens ein Semester lang die Schule besucht haben und diese aufgrund ihrer Erkrankung für mindestens sechs Wochen nicht oder nicht regelmäßig besuchen können. Der Avatar ist ein kleiner Roboter, der anstelle der Kinder im Klassenraum platziert wird und mit einem Tablet von zuhause aus bedient werden kann. Ton kann in beide Richtungen übertragen werden, jedoch funktioniert die Videoübertragung nur in eine Richtung, sodass betroffene Kinder nicht zu sehen sind, aber umgekehrt die Mitschüler*innen sehen können. Die Kinder und Jugendlichen können über den Avatar kommunizieren, die Gesichtsausdrücke des Avatars bestimmen und so Gefühle der Klasse mitteilen.

Agnes Turner, die am Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der Universität Klagenfurt forscht und lehrt, führt in ihrer Studie Interviews mit allen Beteiligten (Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen, Klassenkamerad*innen) durch und untersucht unter anderem die Lehr-Lernbeziehung und Gestaltung des Unterrichts sowie die Auswirkungen im Klassengefüge durch den Einsatz von Avataren. Die Ergebnisse der Studie sollen Einblicke in die soziale Teilhabe von chronisch kranken Kindern in der Schule und Erkenntnisse zur Umsetzung von digitalisiertem Unterricht geben.