Bauarbeiter | Foto: kuznetsov_konsta/Fotolia.com

Lesen und Schreiben im Wandel

300 Expertinnen und Experten aus über 40 Ländern beraten von 13. bis 16. Juli 2015 an der Alpen-Adria-Universität darüber, wie sich Lesen und Schreiben durch die neuen Formen der Kommunikation verändern, und wie die Schule darauf reagieren kann.

„Kinder, Jugendliche und Erwachsene lesen und schreiben heute mehr denn je“, erklärt Margit Böck (Institut für Deutschdidaktik), die für die Organisation der internationalen Tagung mit dem Titel „Literacy in the New Landscape of Communication: Research, Education, and the Everyday“ verantwortlich ist. Wir lesen aber nicht verstärkt erzählende Literatur in gedruckter Form; Lesen und Schreiben wandern vielmehr auf die Bildschirme von Computer, Notebooks und SmartPhones. „Websites, Texte in Social Media und populärkulturelle Formen von Texten wie in Computerspielen werden aber gemeinhin anders bewertet: Goethes Werther oder ein Internetblog haben einen deutlich unterschiedlichen sozialen Status“, erklärt sie weiter.

Die Veränderung sollte, so der Tenor der Vorträge, auch Auswirkungen auf die Gestaltung von Sprach-, Lese- und Schreibunterricht haben. „Wir sollten uns fragen: Was brauchen die Schülerinnen und Schüler bzw. was werden sie brauchen und wie kann man das vermitteln?“, so Böck.

Die Mehrzahl der Beiträge nähert sich dem Lesen und Schreiben aus soziokulturellen Perspektiven. Lesen und Schreiben finde demnach immer in sozialen Kontexten statt; die Menschen als Lesende oder eben Nicht-Lesende bzw. als Schreibende oder Nicht-Schreibende. Die Texte und Medien sind immer als eingebettet in die jeweiligen Umgebungen in den Blick zu nehmen. Margit Böck nennt ein Beispiel: „Ein Bauarbeiter ist ein geübter Leser anderer Textsorten als ein Kulturjournalist. Beide lesen in unterschiedlichen Situationen und mit verschiedenen Zugängen. Dabei differiert die Zuschreibung von sozialer Bedeutung dessen, was gelesen wird, sehr stark. Darüber wird auch soziale Macht verhandelt.“

Zur Tagung von 13. bis 16. Juli kommen Forscherinnen und Forscher sowie Vermittlerinnen und Vermittler des Lesens und Schreibens aus über vierzig Ländern aller Kontinente nach Klagenfurt. Am stärksten sind die USA (rund 70), Kanada (rund 50) und Österreich (rund 30) vertreten.