Und dann? Neues Projekt zur Bedeutung von Familie im Übergang aus der Jugendhilfe

Junge Menschen erhalten heute bis weit ins Erwachsenenleben hinein Unterstützung durch ihre Familie. Anders sieht die Situation für so genannte Care Leaver aus – für junge Menschen, die außerhalb der Familie in Kinder- und Jugendhilfebetreuung aufwachsen und von dort den Weg ins Erwachsenenleben beginnen. Ihr Übergang ins eigenständige Leben ist oft beschwerlich. Ein Forschungsteam an der Universität Klagenfurt fragt nun nach der Bedeutung der Familie in dieser schwierigen Lebensphase. Das Projekt wird vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert.

„Es ist gesetzlich festgelegt, wie Care Leaver von der Betreuung ins selbstständige Erwachsenenleben wechseln, wenn sie 18 Jahre alt werden. Dieser Übergang wird oft als sehr abrupt erlebt. Stabile soziale Beziehungen und Unterstützungsnetzwerke sind häufig nur schwach ausgeprägt, so dass der Übergang oft mit Einsamkeit und sozialer Isolation einhergeht“, erklärt Stephan Sting, Professor am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung und Leiter des Projekts. Diese jungen Menschen haben oft ein kompliziertes, von Vernachlässigung, Gewalt, Armut oder Krankheit geprägtes Verhältnis zu ihren Eltern. Dennoch wird die Familie in dieser Lebensphase zum Teil mit der Hoffnung verbunden, dass sich Beziehungen verbessern könnten. Stephan Sting führt dazu aus: „Eine Hoffnung, die sich leider oft nicht erfüllt. Die Auseinandersetzung mit der Familie ist aber für die Entwicklung von Zukunftsvorstellungen und für das Selbstbild entscheidend. Häufig wünschen sich Care Leaver für sich selbst ein stabiles, gelingendes Familienleben, was dazu führt, dass sie früh Partnerschaften eingehen und eine eigene Familie gründen.“

Im Forschungsprojekt werden Stephan Sting und sein Team nun die Verbindungen von Care Leavers zu ihrer Familie im Übergang zum Erwachsenenleben untersuchen. Zugleich werden sie erforschen, wie wichtig Familienangehörige im Vergleich zu anderen Bezugspersonen wie Partner*innen, Freund*innen, Nachbar*innen oder Betreuer*innen sind und welche Bedeutung sie für die Persönlichkeitsbildung und für die Herstellung von Zugehörigkeiten haben. Schließlich werden die Forscher*innen Empfehlungen ableiten, wie mit Familienangehörigen in der Kinder- und Jugendhilfebetreuung gearbeitet werden sollte und welche Unterstützung Care Leaver im Übergang ins eigenständige Leben benötigen.