Junge Menschen im Gespräch

„Sprachfähigkeit vermitteln“: Sexuelle Bildung in der Sozialen Arbeit

Im Rahmen eines sozialpädagogischen Fachtags möchte der Arbeitsbereich Sozialpädagogik und Inklusionsforschung den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis stärken. Thematisch stellt man am 14. Juni 2019 die „Sexuelle Bildung in der Sozialen Arbeit“ in den Mittelpunkt. Rund 80 Personen werden erwartet.

„Wenn die Arbeit im sozialen Nahraum des Menschen angesiedelt ist, spielt die Sexualität häufig eine Rolle“, berichtet uns eine der Tagungsorganisatorinnen Sara-Friederike Blumenthal. Oft ist es besonders die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, im Rahmen derer Fragen zu Verhütung, erster Liebe, Konflikten in Partnerschaften usw. erstmals auftreten und besprochen werden wollen. Für Blumenthal ist es essentiell, dass das hier tätige Fachpersonal „sprachfähig und reflektiert“ im Sinne sexueller Bildung agieren kann.

Sexualität werde in den klassischen Theorien grundsätzlich als positives Thema gesetzt, das viele positive Aspekte für den Menschen bereithält, einen Gesundheitswert hat und zur Beziehungsgestaltung und Identitätsfindung beiträgt. Daneben zeigt die Lebensrealität aber auch, dass sexuelle Gewalt stattfindet. „Professionell über Sexualität sprechen zu können, unterstützt auch Gewaltprävention und Verfolgung von Gewalt“, berichtet Sara-Friederike Blumenthal dazu weiter. Grundsätzlich sei immer in einer geschlechterdemokratischen und diversitätssensiblen Art und Weise über Sexualität zu sprechen.

Aktuelle Erhebungen von Sara-Friederike Blumenthal aus dem Jahr 2018 zeigen, dass die sexuelle Bildung in den Studiengängen Soziale Arbeit an den Universitäten und Hochschulen in Österreich noch einen randständigen Raum einnimmt. Es gäbe noch sehr wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich darauf spezialisiert haben. „In meinen Augen ist Sexualität aber eine grundlegende Qualität des menschlichen Daseins, der in der Ausbildung noch nicht der entsprechende Platz eingeräumt wird“, konkretisiert Blumenthal. Ein Vorbild sei dabei Deutschland, wo zuletzt fünf eigene Professuren geschaffen wurden, die sich mit dem Schutz vor sexueller Gewalt beschäftigen.

Der kulturelle Wandel hin zu einer Gesellschaft, in der Sexualität nicht mehr nur als Ware dargestellt, sondern als Beziehungsthema enttabuisiert besprochen werden kann, laufe aber: „Immerhin können wir nun Veranstaltungen wie diese machen.“ Für Blumenthal lädt das Thema Sexualität dazu ein, die Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Hierzu gelte vor allem: „Niemand darf aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden.“ Verständigt man sich darauf, ist eine Leitlinie sexueller Bildung vorgegeben, die auf vielen Ebenen und in vielen Bildungssettings wirksam werden kann.

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