Online-Tools im Studium: Ein Chat fördert die Interaktion

Die 22-jährige Münchnerin Katharina von Dehn studiert das Bachelorstudium Psychologie im vierten Semester an der Universität Klagenfurt. Die Maßnahmen aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie (Corona) haben auch ihren Studienalltag verändert. Uns hat sie von den neuen Herausforderungen und den aktuellen Online-Lehrmethoden erzählt und spricht darüber, was sie aus dieser Ausnahmesituation zukünftig für sich mitnehmen will.

Wie geht es dir jetzt in Zeiten von #bleibzuhause?
Mir geht es ganz gut. Ich habe genug für die Uni zu tun, deshalb passt die Situation gerade. Auch wenn es mir fehlt raus zu kommen und unter Leute zu gehen.

Wie sieht die Gestaltung bei euren Online-Lehrveranstaltungen aus?
Man merkt, dass immer mehr Lehrveranstaltungen online angeboten werden. Bis letzte Woche hatte ich bei einer Professorin zwei Videokonferenzen, ein anderer Professor hat seine Folien auf Moodle gestellt aber sonst ist wenig passiert. In dieser Woche haben wir einen Skype-Termin zur weiteren Absprache verschiedener Projekte und ab nächster Woche startet noch ein Kurs online. Die Umstellung scheint gut zu klappen. Selbst wenn in einer LV keine Videokonferenzen angeboten werden, gibt es Aufgaben auf Moodle, die wir selbstständig erarbeiten müssen.

Wie findest du diese E-Learning Methoden?
Die Chatoption in einer der Online-Vorlesungen hat mir besonders gut gefallen. Es waren ungefähr 100 Leute eingelogged und man konnte im Chat Fragen stellen. Die Option wurde von vielen genutzt, es haben sich sogar mehr Studierende geäußert, als es in der Vorlesung der Fall gewesen wäre. Dort melden sich selten Personen zu Wort, vielleicht weil die Hemmschwelle größer ist. Wer sich normalerweise nicht traut etwas beizusteuern, kann sich online leichter einbringen. Auch wenn ich ein Fan von Präsenzlehre bin, scheint das für manche eine wirkliche Chance zu sein aus sich herauszukommen.

Wo siehst du die größten Unterschiede von Präsenzlehre zu digitaler Lehre?
Für mich ist es Kopfsache: Die Uni hilft mir in den Lernmodus zu kommen. Ich bin produktiver, wenn ich tatsächlich an der Uni bin und nicht nur zuhause sitze und zusammenfasse. Wenn ich hochgeladenen Folien ohne zusätzliche Erklärung durcharbeite, fehlt mir oft der Kontext um alles zu verstehen. In der Vorlesung vor Ort wird alles erklärt. Alles in allem bin ich zufrieden, aber mir fehlt die Interaktion. Gespräche regen mich auch zum Nachdenken an und dadurch verankert sich Gesagtes im Gehirn. All das trägt für mich maßgeblich zum Lernen bei.

Gibt es Vorteile des E-Learning und siehst du Grenzen?
Man ist anonymer und selbstorganisierter. Das ist, je nach Lerntyp, ein Vor- oder Nachteil. Für Personen, die lieber online Fragen stellen und sich den Lernstoff gerne selbstbestimmt einteilen, bietet E-Learning viele Möglichkeiten. Diese Vorteile erkenne ich natürlich, auch wenn ich die perönliche Interaktion in der Präsenzlehre bevorzuge. Ich habe erkannt, dass es viele Dinge gibt, die für mich zum Studierenden-Alltag dazugehören und weiß jetzt auch, wie wichtig es ist etwas gemeinsam durchzubesprechen oder zu erarbeiten.

Wie fragst du nach, wenn du etwas von einer Lehrperson brauchst?
Neben herkömmlichen E-Mail-Kontakt, wird das Diskussionsforum auf Moodle gerne genutzt. Ich selbst habe es noch nicht gebraucht oder verwendet, aber schon gehört, dass es sehr gut funktioniert um sich auszutauschen und Fragen zu stellen.

Sollten man auch nach dieser Situation vermehrt auf E-Learning setzen?
Gänzlich auf E-Learning würde ich nicht setzen, aber einen Ausbau des online Angebots halte ich für zielführend. Die Produktivität in Arbeitsgruppen und generell der Kontakt zu anderen Studierenden und Lehrenden fehlen mir. Darauf wollte ich nicht verzichten. Eine Mischung aus Präsenzlehre und interaktivem, digitalen Lernen halte ich für sinnvoll.