Portrait Silke English vor Skyline

Mit dem Studium Medien- und Kommunikationswissenschaften in das Silicon Valley

Silke English hat an der Universität Klagenfurt Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert. Kurz nach ihrem Studienabschluss hat sie in einem Startup gearbeitet, mit dem sie später in das Silicon Valley übersiedelt ist. Heute ist sie dort immer noch vielfältig tätig und erzählt im Interview, wie sie all diese Projekte unter einen Hut bekommt, in wie fern ihr Studium für den dortigen Berufseinstieg hilfreich war und was sie heute noch mit der Uni verbindet.

Was hat Sie damals an die Universität Klagenfurt gezogen?

Ich hatte mich damals zwischen der FH in Villach und der Uni Klagenfurt entscheiden müssen. Ich habe mich dann für die Uni entschieden, da ich neben dem Studium auch arbeiten konnte und viel flexibler war.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit?

Das waren wohl einige, da ich das Studium an der AAU wirklich genossen und viele Freundschaften geschlossen habe. Die besten bzw. lustigsten Erlebnisse behalte ich in sehr guter Erinnerung.

Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…

…ein Auslandssemester absolvieren. Dadurch, dass ich zwischen Kalifornien und Kärnten gependelt bin, habe ich das in meiner Studienzeit nicht in Anspruch genommen.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben?

Frau Jost vom Karriere-Service der Universität war zum Ende meines Studiums hin eine große Hilfe und Unterstützung. Während meines Studiums hat mich definitiv Günther Stotz geprägt, aber auch alle Professorinnen des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaften, die mir gezeigt haben, dass Frauen alles erreichen können, wenn sie wollen. Es war toll von so vielen erfolgreichen Professorinnen unterrichtet zu werden.

Waren Sie während Ihres Studiums im Ausland? Welche Erfahrungen haben Sie mitgenommen?

Leider nicht durch ein Auslandssemester, jedoch habe ich während meiner Studienzeit mehrere Monate im Jahr in Kalifornien verbracht.

Nach dem Studium haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt sehr schnell in die USA verlegt. Wie kam es dazu?

In meiner Zeit in Kalifornien habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt. Mit meinem Studium hatte ich hier im Silicon Valley im Marketing-Bereich gute Chancen einen Job zu bekommen und daher entschieden wir uns, dass wir gemeinsam in Kalifornien leben.

Wie hat sich Ihr Weg seit diesem Sprung bis heute entwickelt (berufliche Laufbahn)?

Ich hatte das Glück noch in Österreich in einem Startup zu arbeiten, das vor hatte in die USA zu ziehen. Meine Aufgabe war es, die Firma vor Ort im Silicon Valley aufzubauen. In dieser Zeit lernte ich dann auch meinen heutigen Business Partner kennen. Er hatte die Idee, einen internationalen Co-Working und Event Space für Firmen, die ins Silicon Valley möchten oder auch Firmen aus den USA, die ihren Markt in Europa, Südamerika oder Afrika auszubauen. Ich war von der Idee sofort begeistert und zusammen haben wir das dann aufgebaut.

Inwiefern hat Sie die neue Selbstständigkeit geprägt?

Das war eine spannende und lehrreiche Zeit für mich, da ich mich immer sehr pushen musste und keine Angst vor neuen Hürden haben durfte. Davon gab es viele. Ich habe dort mit Growth Hacking im Marketing gestartet und wurde dann recht schnell zum Head of Operations ernannt. Ich habe dort den Government Roundtable und einen Accelerator ins Leben gerufen. Mich mit Vertreter*innen aus allen Ländern, internationalen VCs und C-Level von Amazon, Google, Paypal, Netflix usw. auszutauschen und teilweise auch befreundet zu sein ist bis heute ein Traum!

Hat die Pandemie etwas verändert?

Ja, als die Pandemie uns getroffen hatte, mussten wir das Space leider schließen. Ich half mehr als 100 Startups umzudenken (pivot wie man es hier so schön nennt). Durch dieses Erlebnis und meine Erfahrungen in den letzten Jahren habe ich meine eigene Firma gegründet, und Unternehmer und vor allem Unternehmerinnen aus aller Welt beim ihrem Firmenaufbau und -ausbau bzw. bei ihrem Einstieg ins Silicon Valley und in den US-Markt unterstützt.

Dann haben Sie neu gegründet?

Ja, ich habe meine eigene Firma „Paistetta Consulting“ gegründet und bin Co-Founder von „Vordermann US.“ Das ist eine ‚Manager in Residence‘ Firma, die Hands-on mit dem Kunden arbeitet, vor allem im Marketing und Sales Bereich aber auch bei Expansionen. Seit einiger Zeit bin ich auch Teilhaberin an einer weiteren Firma, die Frauen unterstützt, die entweder schon eine Firma gründet oder eine Idee haben und bei der Umsetzung Unterstützung benötigen. Wir helfen mit unserem Wissen, aber auch finanziell mit Investments oder den richtigen Kontakten aus unserem Netzwerk weiter. Seit November 2020 sitze ich im Board eines Projektes von Santa Clara County (Covid-19 Bridge to Recovery Program). Ziel ist es, Personen, die überdurchschnittlich hoch von Kündigungen und Geschäftsauflösungen durch Corona betroffen sind, zu helfen. Dabei wird vor allem versucht, Einwanderern und Minderheiten in der Bevölkerung den Wiedereinstieg in den Jobmarkt zu erleichtern und bestehende Unternehmen als Advisor und Mentor zu unterstützen. Es ist dabei toll Hand in Hand mit großen Unternehmen aus dem Silicon Valley (LinkedIn, Staatlichen Institutionen, …) zu arbeiten und vielen Menschen zu helfen.

Wie vereinbaren Sie all diese Projekte und Tätigkeiten?

Seit ich arbeite, habe ich immer an vielen Projekten oder mehreren Jobs zugleich gearbeitet. Schon in der Studienzeit hatte ich konstant neben dem Studium einen oder zwei Jobs, um mir meine Reisen nach Amerika zu finanzieren. Die Arbeit, die ich mir jetzt mit meinen Firmen selbst erschaffen habe, hat für mich einen gemeinsamen Nenner, da es bei jedem Projekt um den Erfolg der Kund*innen und deren Unternehmen geht.
Ich liebe auch die Abwechslung der Projekte und das man kreative Lösungen für die unerwarteten Angelegenheiten findet, die aufkommen. Natürlich ist es nicht immer einfach und kein konventioneller Job, aber ich arbeite mit so vielen tollen Leuten aus jedem Bereich, sei es das Covid-Relief Program, im Retail für Tierbedarf, Crypto Currency, E-Commerce, Software as a Service.

Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben, die nach Ihrem Studium international tätig sein wollen?

Es ist definitiv nicht einfach den Weg zu gehen. Es kommt darauf an, ob wir von einem Praktikum über eine begrenzte Zeit sprechen oder ob man den gesamten Lebensmittelpunkt in ein anderes Land verschiebt.

Für die, die sich unsicher sind, erkundigt euch vorher, was es für Möglichkeiten und teilweise auch Förderungen gibt, welche Visa benötigt werden, in welchen Stadtteil ihr wohnen möchtet und wie hoch die Lebenserhaltungskosten sind.
Wenn das geklärt ist, dann einfach wagen. Ich bin bestimmt keine Abenteurerin, aber mich hat es damals so gereizt etwas mehr von der Welt zu sehen, dass ich mich getraut habe.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?

Mich faszinieren die Menschen, die ich kennenlerne und ich mag es, dass kein Tag dem anderen gleicht. Ich muss auch keine acht Stunden „absitzen“. Diese Jobs hatte ich auch, und bin nun froh, dass es nicht mehr so ist.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität?

Die Freundschaften, die ich geschlossen habe. An meinem ersten Tag der Aufnahmeprüfung habe ich eine meiner besten Freundinnen kennengelernt. Mit ihr habe ich auch nach so vielen Jahren immer noch Kontakt. Auch mit anderen Mitstudierenden habe ich weiterhin Kontakt. Es ist einfach toll zu sehen, was aus allen geworden ist und wo wir heute alle tätig sind und gelandet sind. Ich fahre auch bei jedem Heimaturlaub einmal bei der Uni vorbei und winke. 🙂

Auf ein paar Worte mit Silke English

  • Denke ich an Klagenfurt, denke ich sofort an…den KAC, weil mein Neffe dort Eishockey spielt und ich auch dort gearbeitet habe.
  • Mein Lieblingsort an der Universität war… der Innenhof im MK Gebäude und um ehrlich zu sein auch die Bibliothek… Da habe ich einige Stunden vor den Prüfungen gelernt.
  • Das mache ich morgens zuerst im Büro… ich habe ein Homeoffice. Aber natürlich wird, sobald ich die Augen öffne mein Handy gecheckt.
  • Mein Studium in 3 Worten: hat mich zum Selber Denken aufgefordert. Wenn es 3 sein müssen: Hat was gebracht!