Mein Studium an der Uni Klagenfurt war jeden Moment wert.

Bernhard Dieber hat das Diplomstudium „Angewandte Informatik“ und im Anschluss ein Doktoratsstudium in Informationstechnik absolviert. Heute arbeitet er als Director of Software Development bei Dynatrace. Er spricht mit uns über seine Entscheidung für die Uni Klagenfurt, über die Entwicklung ethisch verträglicher Technik und seinen beruflichen Ausgleich.

Warum haben Sie sich für die Universität Klagenfurt entschieden?

Ich wollte ursprünglich Physik an der TU München studieren, wollte aber die Wartezeiten nicht in Kauf nehmen. Das zweite, was mich damals interessiert hat, war alles rund um Computertechnik. Die AAU war zu dem damaligen Zeitpunkt bereits eine der besten Unis in Österreich für Informatik (und ist es immer noch), daher habe ich mich für Klagenfurt entschieden.

Ein unvergessliches Erlebnis in meiner Studienzeit war …

… die Begegnung mit Joseph Weizenbaum, einem der leidenschaftlichsten Technologie- und Gesellschaftskritiker mit einem mehr als spannenden Lebenslauf. Ich hatte das große Glück, dass wir im Rahmen des Kurses „Grenzen des Formalen“ eine in Klagenfurt stattfindende Konferenz zu Technologie und Gesellschaft besuchen durften. Joseph Weizenbaum war einer der Teilnehmer*innen. Sein Auftreten und seine Argumente haben mir damals gezeigt, dass es in den Ingenieurswissenschaften um mehr gehen muss, als nur ein technisches Artefakt zu erzeugen. Wir müssen uns auch genau überlegen, was mit einer Technologie passiert bzw. was sie in der Gesellschaft anrichten könnte und wir Ingenieur*innen müssen uns klar sein, dass wir auch eine Verantwortung darin tragen, ethisch verträgliche Technik zu entwickeln. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich viele Projekte im Bereich der Technologiefolgenabschätzung durchführen können und habe mich auch mit interdisziplinären Themen sowie Technikphilosophie und Technikethik beschäftigt. Nicht zuletzt hat mir meine Offenheit für dieses Thema die Bekanntschaft mit vielen äußerst spannenden Persönlichkeiten aus diesen Forschungsbereichen beschert. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass meine Begegnung mit Joseph Weizenbaum sowohl meine Einstellung zu meinem Fach als auch meine Karriere maßgeblich beeinflusst hat.

Denke ich an die Uni Klagenfurt, denke ich sofort an … die perfekte Lage und die tollen Studienbedingungen.

Verbindet Sie heute noch etwas mit der Uni Klagenfurt?

Ich habe nach wie vor einige sehr nette Bekanntschaften zu Mitarbeiter*innen der Uni, die ich gerne pflege. Durch die Nähe meines Jobs zur Uni gibt es auch immer wieder die Möglichkeit, sich mit Studierenden auszutauschen bzw. bei wissenschaftlichen Arbeiten beteiligt zu sein.

Waren Sie im Ausland?

Ja, ich war ein Semester an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich.

In wie fern haben Sie diese Erfahrungen geprägt?

Es war toll zu sehen, dass wir als Studierende der relativ kleinen Uni in Klagenfurt absolut mit den Studierenden einer der besten Hochschulen der Welt mithalten können. Außerdem ist Zürich eine wirklich tolle Stadt 😊.

Der größte Einfluss war jedoch, dass ich ohne den Kurs „Ubiquitous Computing“, den ich an der ETH besucht habe, wohl nie für meine Diplomarbeit – und darauffolgend mein Doktorat – an der Informationstechnik gelandet wäre. Das hat meine Begeisterung für die hardware-näheren Bereiche des Softwareengineerings geweckt, was wiederum ein guter Einstiegspunkt für meine Arbeit in der Robotik-Forschung war.

Haben Sie Tipps für heutige Studierende, die ins Ausland gehen möchten?

Geht unbedingt mindestens ein Semester, besser ein Jahr, ins Ausland! Scheut euch nicht vor kulturellen Hürden! Rückblickend, wäre ich gerne länger und weiter weg gegangen anstatt nur auf die Reputation der Host-Uni zu schauen. Man profitiert persönlich enorm von einer Auslandserfahrung, dass selbst ein eventueller Zeitverlust im Studienverlauf absolut gerechtfertigt ist.

Wie sind Sie bei Ihrer heutigen Stelle gelandet? Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?

Nach meinem Doktorat hat sich die Gelegenheit ergeben, in einer Firma an einem verwandten Thema zu arbeiten. Mir wurde auch ermöglicht, begleitend einen Innovationsmanagement-Lehrgang über ein Programm des KWF zu besuchen. Das kam mir später noch oft zugute. Nach knapp zwei Jahren hat es mich aber zurück in die Forschung gezogen.

Obwohl ich keinen wirklichen Bezug zu Robotik hatte, habe ich mich beim neu gegründeten Institut für Robotik und Mechatronik der Joanneum Research beworben und wurde tatsächlich als Senior Researcher mit Fokus auf Roboter-Software angenommen. Kurze Zeit später bekam ich schon die Chance, meine eigene Forschungsgruppe zu gründen. Wir konzentrierten uns auf Software, Cybersecurity und Roboter-Ethik. Im Rahmen der konsequenten Weiterentwicklung des Instituts, führte ich bis zu 25 Teammitglieder. Im Laufe der Zeit wurde mir immer mehr klar, dass ich vom technischen Fokus abrücke und dass mir die Führungsarbeit eigentlich am meisten am Herzen liegt.

Daher war es nur konsequent, dass ich die Chance genutzt habe, als Director of Software Development bei Dynatrace einzusteigen. In dieser Tätigkeit kann ich mich voll darauf konzentrieren, die besten Bedingungen für meine Teams zu schaffen, damit sie möglichst fokussiert den maximalen Wert für unsere Kunden liefern. Es ist schön in einem Unternehmen zu arbeiten, das erkannt hat, wie wichtig es ist, dedizierte Stellen zu schaffen, die für das Wohlergehen der Mitarbeiter*innen zuständig sind.

Was sind Ihre Arbeitsaufgaben? Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?

Directors of Software Development bei Dynatrace nehmen den organisatorischen Teil der Entwicklungsleitung wahr. Als schnell wachsendes Unternehmen, setzen wir stark auf Autonomie der einzelnen Unternehmensteile. Ich trage die Verantwortung für die Weiterentwicklung mehrerer Engineeringteams am Klagenfurter Standort. Das beinhaltet die berufliche Weiterentwicklung einzelner Teammitglieder wie auch das Wachstum und die Ausrichtung des Teams insgesamt. Zusätzlich stelle ich sicher, dass der Informationsfluss in meiner Domäne passt, dass also jede*r die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt hat. Das beinhaltet die konsequente Anwendung agiler Praktiken und das konstante Monitoring von Schlüsselmetriken, um zu wissen, dass wir in die richtige Richtung gehen.

Im Alltag verbringe ich viel Zeit in Gesprächen und Meetings, was mir viel Spaß macht, denn für mich gehts in meiner Position vorrangig um die Menschen. Zusätzlich überlege und diskutiere ich organisatorische Maßnahmen und treibe Initiativen für die Weiterentwicklung unseres Standorts voran.

Was ist es, dass Ihnen in Ihrem Job besonders gefällt?

Ich kann mit Menschen arbeiten und ihnen die Räuberleiter für den weiteren Aufstieg bieten.

Hat Sie das Studium Sie auf Ihre heutige Tätigkeit vorbereitet?

Einerseits brauche ich natürlich das technische Verständnis dafür, was unsere Teams jeden Tag leisten. Das hat mir das Studium vorrangig geliefert. Andererseits brauche ich viele Leadership-Methoden und Praktiken aus der agilen Softwareentwicklung. Das war zu meiner Zeit nur zu einem kleinen Teil im Studium enthalten, aber es war ein guter Startpunkt. Das konstante Dazulernen muss für uns alle im Technologiebereich das tägliche Brot sein und so haben ich mir viele Dinge natürlich auch nach dem Studium beigebracht.

Wie definieren Sie Erfolg?

Wenn ich andere dabei unterstützen konnte ihre Ziele zu erreichen

Haben Sie ein (Lebens-)Motto?

Versuche immer ein guter Mensch zu sein.

Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?

Finde heraus, wo Deine Stärken liegen und was Dir Freude macht. Eine fixe Karriereplanung gibt es heute nicht mehr, versuche vorbereitet zu sein, wenn sich eine Möglichkeit ergibt.

Was machen Sie zum beruflichen Ausgleich?

Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer und gehe jedes Jahr auf eine längere Motorradreise. Zusätzlich unternehme ich viel mit Freunden und versuche mich konsequent sportlich zu betätigen. Ich beschäftige mich auch gezielt mit nichttechnischen Dingen wie Gartenarbeit oder Weinbau.

Welche Herausforderungen reizen Sie am meisten?

Wenn es Weiterentwicklung und Änderung braucht, um in einer sich ändernden Umwelt bestehen zu können. Das kann sowohl auf persönlicher als auch auf organisatorischer Ebene sein.

Auf ein paar Worte mit Bernhard Dieber 

  • Denke ich an Klagenfurt, denke ich sofort an…eigentlich fast jeder außerhalb der Prüfungszeit.
  • Aus meiner Studienzeit besitze ich noch … viele schöne Erinnerungen und freundschaftliche Bande.
  • Wer hat Sie inspiriert? Viele der Professor*innen.
  • Wenn ich noch einmal studieren würden, würde ich … mehr Mathematik und mehr Philosophie machen und länger/öfter ins Ausland gehen.
  • Mein Studium in 4 Worten: Jeden Moment absolut wert.