Denise Voci | Foto: aau/Müller

„Jetzt ist es gut so.“

Wege entstehen, indem man sie geht. Denise Voci, die nach der Matura im grenznahen Tarvisio davon träumte, ihr Leben als Musikerin zu verbringen, führten ihre Wege nach Klagenfurt, um hier Medien- und Kommunikationswissenschaften zu studieren. Heute ist sie Universitätsassistentin und verfasst ihre Dissertation in einem internationalen Projekt, das sich mit grenzüberschreitendem Medienmanagement beschäftigt.

Warum soll ein Medienunternehmen seine Produkte, sei es ein Magazin oder eine TV-Show, in einem anderen Land verkaufen? Wann ist dieses Vorhaben von (ökonomischem) Erfolg gekrönt? Welche Rahmenbedingungen spielen für die großen Player am Medienmarkt eine Rolle, wenn es um die grenzüberschreitende Vermarktung geht? Welche Strategien sind sinnvoll und erfolgreich? Diesen Fragestellungen geht Denise Voci in einem internationalen Projekt unter dem Titel „The management and economics of cross-border media communication – a study of the transnational relations between market structures and media management“ unter der Leitung von Matthias Karmasin am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften nach. Das Projekt startete als DACH-Projekt zwischen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Universität Eichstätt und (in den Anfängen) der Universität Zürich. Mittlerweile ist die Universität Mainz an Bord.

Die junge Frau, die im T-Shirt mit die Rolling-Stones zitierendem Aufdruck zum Interview kommt, vermutet man auf den ersten Blick nicht in der fachlichen Ecke der Managementstrategien und Medienökonomie. Man wird aber bald eines besseren belehrt, erzählt sie doch mit großer Begeisterung davon, welche großen Ziele ihre Arbeit verfolgt: „Ich schaue mir die Mediensysteme mit ihren jeweiligen medienökonomischen Aspekten an und möchte schließlich zu einem Modell kommen, in dem die unterschiedlichen Systeme geclustert werden, und wir so auf einer Makroebene einen Eindruck erhalten, ob wir tatsächlich von einem Weltmediensystem sprechen können.“ Auch wenn sich ihre Dissertation dem Fachgebiet der Medienökonomie widmet, liegt ihre besondere Leidenschaft bei den ethischen Beschränkungen, die sich Medienunternehmen auch oft selbst auferlegen. So erzählt sie von einem Interview mit dem Axel-Springer-Verlag, wo man ihr erklärte, dass der Code of Conduct eine Affinität für das jüdische Volk vorsehe. Deshalb könne das Verlagshaus, das zu den größten Europas gehört, nur mit jenen Ländern zusammenarbeiten, die den Staat Israel als solchen anerkennen. In der Regel sind es aber ökonomische Herausforderungen, die sich für die Medienunternehmen stellen: So könnten beispielsweise in Indien bei weitem nicht ähnlich hohe Anzeigeneinnahmen lukriert werden wie auf den mitteleuropäischen Märkten. Gleichzeitig gäbe es in anderen Ländern wie China medienpolitische Restriktionen, die andere Strategien bei grenzübergreifenden Geschäftstätigkeiten im Medienumfeld nötig machen.

Denise Voci kam schrittweise dorthin, wo sie heute gelandet ist, und überschritt dabei auch so manche Grenze. Aufgewachsen im grenznahen Tarvisio als Kind eines Italieners und einer Kärntnerin war ihre primäre Leidenschaft die Musik. Nach der Matura lebte sie ein Jahr lang nur für und durch die Musik. Mit einem Plattenvertrag in der Tasche träumte sie von einer Karriere als Sängerin. Die Strapazen der vielen Auftritte und der Wunsch der Eltern, sich doch noch ein zweites weniger künstlerisch-unsicheres Standbein zu schaffen, führten schließlich dazu, dass sie für das Studium der Angewandten Musikwissenschaften, dass es 2009 in Klagenfurt noch gab, hierher kam. Doch schon nach ein paar Monaten stellte sie fest: „Das Studium hielt zu wenig Phantasie und Inspiration für mich bereit; ich entschied mich daher dafür, mich doch eher auf die Medien- und Kommunikationswissenschaften zu konzentrieren. Dafür hatte ich mich schon vorher mitinskribiert, weil ich auf den Bereich den Musikmanagements als potenzielles Berufsfeld schielte.“  Als sie dann im Master-Studium Gelegenheit bekam, mit Franzisca Weder in einem Projekt zu Nachhaltigkeitskommunikation zu arbeiten, wurde sie, so ihre Worte, „mit dem Wissenschaftsvirus infiziert.“ Seither ist für sie klar: Wenn es die Möglichkeit gäbe, in der Forschung zu bleiben, will sie dies auch wahrnehmen. Die Stelle als Universitätsassistentin und die Mitarbeit an dem laufenden Projekt, das ihr auch die Chance des internationalen Austauschs bietet, waren die nächsten Schritte. Denise Voci beginnt ihre Ausführungen im Interview immer wieder mit den Worten: „Das hätte ich mir damals nicht gedacht …“ Die Medienökonomie war nicht ihr Plan A, die Welt der Wissenschaft auch nicht. Ein Blick auf Plan B oder Plan C, die vielleicht mehr bereitzuhalten in der Lage sind als zuerst erkennbar ist, scheint sich aber zu lohnen. „Jetzt ist es gut so“, für Denise Voci.

 

Auf ein paar Worte mit … Denise Voci

Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?

Ich wäre in der Musikbranche geblieben

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Jain, aber das Interview hilft hier vielleicht ein bisschen weiter

Was machen Sie im Büro morgens als erstes?

Meine liebe Bürokollegin begrüßen, die immer schon vor mir da ist

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Laut meiner Urlaubsbegleitung: NEIN!

Was bringt Sie in Rage?

Ungerechtigkeit – und schlecht gekochte Pasta 😉

Und was beruhigt Sie?

Gute Musik

Wer ist für Sie die/der größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?

Jede/r die/der „outside the box“ denkt

Wovor fürchten Sie sich?

Horrorfilme

Worauf freuen Sie sich?

Neue Herausforderungen