Jugendliche studieren zu Hause | Foto: JackF/Fotolia.com

Aufwachsen außerhalb der Familie: Welche Bildungschancen haben diese Kinder und Jugendlichen?

„Care Leaver“ sind Personen, die zumindest zeitweilig außerhalb der Herkunftsfamilie in institutioneller Betreuung aufwachsen und von dort aus den Übergang ins Erwachsenenleben vollziehen. Ein vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank gefördertes Projekt will nun grundlegende Erkenntnisse zur Bildungssituation und den Bildungschancen von Care Leavern in Österreich gewinnen.

Formale Bildung gilt in der heutigen Gesellschaft als wesentliche Voraussetzung für die Realisierung von Lebensoptionen und für die Führung eines gelingenden, selbstständigen Lebens. „Die Chancen, solche formalen Bildungsabschlüsse zu erreichen, sind aber nicht gerecht verteilt“, so der Erziehungswissenschaftler Stephan Sting (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung). Eine Gruppe, die in diesem Zusammenhang bisher in Österreich kaum Beachtung erfährt, ist die Gruppe der „Care Leaver“. In Österreich sind es rund 11.000 Heranwachsende, die zumindest zeitweise außerhalb ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen.

 

Derzeit weiß man sehr wenig über deren Bildungsverläufe und Bildungserfolge. Dies möchte man nun mit diesem neuen Projekt, das im April 2016 startet, ändern: „Wir wollen zum einen repräsentative Daten erstellen, um die Bildungssituation dieser Gruppe im Vergleich zur gleichaltrigen Bevölkerung einschätzen zu können. Zum anderen soll eine vertiefende qualitative Untersuchung der Bildungsbiographien von Care Leavern durchgeführt werden, um die Einflüsse unterschiedlicher sozialer Rahmenbedingungen auf die Bildungsverläufe herauszuarbeiten“, erläutert Sting. Damit will man auch neue Erkenntnisse dazu gewinnen, wie sich Kontextbedingungen des Aufwachsens auf Bildungsverläufe auswirken und welche sozialpädagogischen Unterstützungsangebote potenziell hilfreich sein könnten.