AbsolventIn im Porträt: Manuela Hofer-McIntyre (c) Hofer-McIntyre

Von anderen Menschen und Kulturen lernen

Manuela Hofer-McIntyre studierte Anglistik und Amerikanistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften an der AAU und arbeitet inzwischen als Akademische Koordinatorin an der University of Wyoming in den USA. Im Interview erzählt sie, warum sie ihren Job mag, wie sie Studierende auf den internationalen Arbeitsmarkt vorbereitet und was sie heute noch mit der AAU verbindet.

Wie würden Sie Ihr Studium in vier Worten zusammenfassen?
My free education rocked!
Ich glaube, dass sich viele Studierende in Österreich nicht ganz bewusst sind, wie einzigartig es ist, eine freie höhere Bildung genießen zu dürfen. Hier in den USA kostet ein Studienabschluss (Bakkalaureat) im Durchschnitt USD 50,000.00 und ich habe viele Freund*innen und Bekannte die ihren Studienkredit noch über mehrere Jahre zurückzahlen mussten.

Können Sie sich noch an Ihre erste Woche an der AAU erinnern?
Als Freshman, wie wir die Erstjährlinge hier in den USA nennen, ist man schon in eigenartigen Schuhen. Ich kannte damals niemanden, tat aber so, als ob ich schon sponsionsreif wäre, dabei wusste ich nicht einmal was „immatrikulieren“ bedeutet.

Wie hat sich Ihre Karriere entwickelt?
Ich habe nach meinem Studienabschluss viele erfolgreiche Jahre als freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin im internationalen Finanzmarkt gearbeitet. Die Finanzkrise 2008 hat einen kompletten Umschwung meiner Karriere herbeigeführt und ich bekam ein langersehntes Stellenangebot an der University of Wyoming in den USA. Dort bin ich am Institut für International Studies seit 2009 als Akademische Koordinatorin tätig. Unsere Studienrichtung bereitet Studierende auf den internationalen Arbeitsmarkt in den Bereichen Friedens- und Konfliktforschung, Wirtschaft, Kultur, Religion, Politik und Soziales, sowie Nachhaltigkeit in der Umwelt vor.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Das Schöne an meinem Beruf ist, dass es keinen Alltag gibt. Meine Aufgaben sind sehr vielfältig und kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Ich unterrichte am Institut, betreue unsere 180 Studierenden neben den üblichen Studienfragen auch in den Bereichen Auslandsstudium und internationale Praktika. Ich organisiere Vorträge, berate den internationalen Studierendenklub bei lokalen und grenzüberschreitenden Hilfsprojekten und kümmere mich um unsere Kursevaluation. Deshalb bin ich auch stark in unsere Studienplanentwicklung involviert und bin außerdem Mitglied in mehreren Stipendien-Gremien für internationale Arbeit und Forschung.

Was ist es, das Ihnen in Ihrem Job besonders gefällt?
Ganz besonders gerne leite und begleite ich Studienreisen. Sie haben mich schon in viele Länder und Regionen dieser Welt gebracht. Heuer geht es mit Studierenden nach Brasilien, Deutschland, Polen und (wieder nach) Haiti. Das Kennenlernen von anderen Kulturen ist für mich ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit, da unsere Gesellschaft durch Globalisierung stärker als je zuvor miteinander verbunden ist. Ich bin davon überzeugt, dass wir durch das Erleben von anderen Kulturen Vorurteile abbauen und Ängste vermeiden können und das ist auch, was ich meinen Studierenden vermitteln möchte. Auch die Arbeit mit jungen Menschen ist etwas ganz Besonderes für mich. Es ist toll zu sehen, wie sie sich über die Jahre hinweg entwickeln und ihre Ziele verfolgen. Es freut mich, sie dabei begleiten zu dürfen. Die Sponsion ist dann immer der krönende Abschluss und Beginn eines neuen Lebensabschnitts.

Welchen Einfluss hat Ihr Studium auf Ihre berufliche Tätigkeit?
Ohne meine Studienabschlüsse wäre es mir nie möglich gewesen an einer amerikanischen Universität zu arbeiten. Mein Abschluss in Anglistik und Amerikanistik hat mich besonders gezielt auf den amerikanischen Arbeitsmarkt und die Kultur vorbereitet. Wer hat schon Interesse an dir, wenn du nicht demonstrierst, dass du über die Politik, Geschichte, Religion und Kultur des Landes in dem du Arbeiten willst Bescheid weißt? In diesem Zusammenhang waren selbstverständlich auch mein Fremdsprachentraining und mein Auslandsstudium in Florida von besonderer Bedeutung. Mein Abschluss in Publizistik und Kommunikationswissenschaft hat mir im Cross-Cultural-Bereich sehr geholfen.

Gibt es eine Situation in der Sie an Ihr Studium an der AAU zurückgedacht haben?
In einem meiner ersten amerikanischen Literaturkursen lud uns Dr. Tschachler vom Institut für Anglistik und Amerikanistik ein, Bücher wie die Architektur eines Gebäudes zu erkunden. Seit damals betrachte ich Bücher und ihre Inhalte aus vielen verschiedenen Blickwinkeln, und wende diese Methode auch immer wieder in meinen Kursen an.

Verbindet Sie heute noch etwas mit Klagenfurt und der AAU?
Klagenfurt ist meine Heimatstadt und die AAU meine Alma Mater – diese Verbindungen sind sehr stark. Die University of Wyoming und die AAU haben seit vielen Jahren ein Austauschprogramm und wir haben immer wieder Studierende aus Klagenfurt bei uns in Laramie, und vice versa. Für mich ist es immer ein Erlebnis AAU-Studierende auf unserem Campus willkommen zu heißen.

Vermissen Sie etwas aus Ihrer Studienzeit an der AAU?
Ich glaube die Studienzeit selber werde ich immer vermissen. In der Zeit ist man so zwischen dem Erwachsenwerden und dem Abschnitt, wo man wirklich Verantwortung übernehmen muss. Nach dem Studium ist alles ganz anders, aber auch gut.

Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Work hard, follow your passion, and always do what you really like to do!
Learn to be fluent in a foreign language and travel as much as you can, as we can only learn from other people and their cultures.

„Globalisierung bringt viele positive aber auch extrem herausfordernde Situationen in unseren Alltag. Daher geht es uns alle an, was außerhalb unserer Landesgrenzen passiert. Internationale Bildung hilft uns unseren Mitmenschen weltweit verständnisvoller, respektvoller und kulturell kompetent gegenüberzutreten.“ – Manuela Hofer-McIntyre