Pflanze wächst aus Baumstamm | Foto: sapgreen/Fotolia

Nachhaltigkeitsforschung: Neues Buch zu den Wechselwirkungen von Gesellschaft und Natur

Ein neues Buch, das rechtzeitig zum 3rd ISA Forum of Sociology 2016 in Wien erscheint, präsentiert den aktuellen Stand der Wissenschaft der Wiener Schule der Sozialen Ökologie. Das konzeptuelle Repertoire der Sozialen Ökologie wird darin in seiner Breite und mit einer Vielzahl an empirischen Studien und neuen Ergebnissen dargestellt.

Einer Bestandsaufnahme des aktuellen Standes der Wissenschaft in der inter- und transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung aus der Perspektive der Wiener Schule der Sozialen Ökologie, einer der bekanntesten Forschungsgruppen weltweit auf diesem Gebiet, ist eine umfangreiche neue Publikation gewidmet. Herausgegeben wurde das Buch von Helmut Haberl, Marina Fischer-Kowalski, Fridolin Krausmann und Verena Winiwarter.

Das Buch bietet eine Einführung in die Grundlagen der Sozialen Ökologie und verortet die Wiener Schule in der breiteren sozial-ökologischen und interdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung. „Die Besonderheit der Sozialen Ökologie Wiener Prägung besteht in der systematischen und, soweit möglich, konsistenten Verbindung von natur-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Zugängen und Methoden in kollaborativen Forschungsansätzen“ meint Marina Fischer-Kowalski, die Gründerin des Instituts.

Konzeptuelle und methodische Grundlagen der Sozialen Ökologie werden detailliert vorgestellt und erlauben so der Leserschaft, einen Überblick über das gegenwärtige sozial-ökologische Denken zu gewinnen. Der Fokus liegt dabei auf Prozessen der Gesellschaft-Natur-Interaktion, also z. B. den gesellschaftlich-wirtschaftlichen Faktoren, die zu nicht-nachhaltigen Mustern der Ressourcennutzung führen. „In den letzten Jahrzehnten ist es uns gelungen, eine breite Palette an Themen zu bearbeiten, die unterschiedliche Nachhaltigkeitsprobleme in verschiedenen Weltregionen, zu verschiedenen Zeitpunkten und auf unterschiedlichen Skalenebenen adressieren“, erklärt Helmut Haberl als Institutsvorstand des Instituts für Soziale Ökologie an der Alpen- Adria-Universität. Die Themen spannen den Bogen von sozial-metabolischen Transitionen, über sozial-ökologische Ansätze der Landnutzungsforschung, der Beziehung zwischen akteurszentrierter und systemischer Forschung und einer sozial-ökologischen Theorie der Arbeit bis hin zur Bedeutung der Vermächtnisse früheren gesellschaftlichen Handelns für heutige Nachhaltigkeitsprobleme, wie sie etwa in der Umweltgeschichte und der sozial-ökologischen Langzeitforschung beschrieben und analysiert werden.

Dieser Überblick wird empirisch untermauert mit zahlreichen aktuellen Forschungsergebnissen aus einer Vielfalt von Themen, zu denen in der Wiener Schule der Sozialen Ökologie in den letzten Jahren gearbeitet hat. Man erfährt unter anderem davon, wie hoch der Grad der Schließung von Ressourcenkreisläufen in der Weltwirtschaft ist, wie häufig menschenverursachte Waldbrände sind und was sie anrichten, in welchem Maße die EU ihre industrielle Produktion ausgelagert hat und wohin, wie sich die Landnutzung in Afrika entwickelt, wann die österreichische Landwirtschaft von einer Energiequelle zu einer Energiesenke wurde und wie internationale Hilfe aus einer Naturkatastrophe im indischen Ozean eine noch viel komplexere Katastrophe machte.

Das Buch entstand auf Basis einer Reihe von Workshops mit den Autorinnen und Autoren und einer aufwändigen Redaktion durch das Herausgeberteam. Die daraus resultierende hohe Konsistenz unterscheidet es von vielen anderen Sammelbänden. „Method précis“ stellen sozial-ökologische Forschungsmethoden kurz und bündig vor und verweisen auf sorgfältig ausgewählte weiterführende Literatur. Das Buch ist hervorragend für die universitäre Lehre geeignet und bietet eine Einführung, einen Überblick und einen Ausblick zum Forschungsfeld Soziale Ökologie.

Haberl, H., Fischer-Kowalski, M., Krausmann, F. & Winiwarter, V. (Hrsg.) (2016). Social Ecology. Society-Nature Relations across Time and Space. Heidelberg: Springer.