Governance von und durch Tests: Welche Werte, Rationalitäten und Erwartungen beeinflussen die Verwendung von Tests?

Während der COVID-19-Pandemie wurden in vielen Ländern Tests verwendet, um SARS-CoV-2-Infektionen nachzuweisen. Die Art, wie diese Tests eingesetzt wurden, unterschied sich aber deutlich. Ein vom FWF unterstütztes Forschungsprojekt geht nun der Frage nach, welche Schlüsse wir aus der Nutzung und Gestaltung von Technologien im Pandemiemanagement ziehen können.

Österreich galt in der Pandemie als inoffizieller „Testweltmeister“. Hierzulande wurden erheblich mehr durchgeführte Coronavirus-Tests gezählt als in England. Gleichzeitig war die Anzahl der Tests in Österreich sehr volatil, während sie in den Niederlanden vergleichsweise stabil blieb. „Wir nehmen diese unterschiedlichen Zahlen als Anlass für eine systematische sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung“, so Erik Aarden (Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik an der Universität Klagenfurt). Er leitet gemeinsam mit Ingrid Metzler (Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften) ein vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziertes Projekt mit dem Titel „Die Governance von und durch Tests“, das Anfang April startet.

Das Forschungsteam wird dafür das Testen auf SARS-CoV-2 während der COVID-19-Pandemie in Österreich, England und den Niederlanden untersuchen und vergleichen. Erik Aarden erläutert: „Wir verstehen das Testen als einen Fall, der uns erlaubt, mehr über die Bedeutung von Technologien im Management von Pandemien im Spezifischen und der Governance des Lebens im Allgemeinen zu erfahren.“ Governance versteht das Forschungsteam dabei als die Summe von Praktiken, mit denen Leben verwaltet, gestaltet und regiert wird.

Das Projektdesign basiert auf der Annahme, dass eine Vielzahl von Werten, Rationalitäten und Erwartungen die Verwendung von Tests in spezifischen Kontexten beeinflussten. „Dazu zählen etwa Erwartungen, wie Tests beim Management der Pandemie helfen könnten, oder auch Annahmen über die Verantwortung von Behörden für den Schutz der Gesundheit von Bürger:innen und das Leben von Bevölkerungen“, führt Erik Aarden weiter aus.

Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Literatur über die Bedeutung des Testens im Gesundheitswesen und die Beziehungen zwischen Technologien und der Governance des Lebens zu leisten, sowie zum besseren Verständnis der zunehmenden Bedeutung von Daten in der Gesellschaft beizutragen.