„Die Stadt Klagenfurt lebt von unseren Entscheidungen“
Harald Tschurnig ist Vorstand der Stadtwerke Klagenfurt AG. Mit ad astra spricht er über seinen Weg an die Universität Klagenfurt, über die prägende Zeit seines Studiums der Angewandten Betriebswirtschaft und die verantwortungsvolle Aufgabe, die er in seiner Position übernimmt.
Harald Tschurnig blickt glücklich auf seine Studienzeit zurück. Der Schritt, ein Studium aufzunehmen, war für ihn wichtig, für viele in seinem Umfeld war die Entscheidung, einen guten Job aufzugeben und von vorne zu beginnen, aber nicht nachvollziehbar. Er war zum Zeitpunkt der Entscheidung 25 Jahre jung und hatte einen sehr guten Job als EDV-Techniker bei der Treibacher Industrie AG. Sein Wille, sich neues Wissen anzueignen, war groß, er wollte sein betriebswirtschaftliches Know-how vertiefen und nicht nur programmieren. Mit dem Selbsterhalter-Stipendium wird das Studieren zwar erleichtert. Die Entscheidung, in Klagenfurt zu studieren, war dann eine pragmatische. Mit dem Selbsterhalter-Stipendium war Klagenfurt leistbar, und die Ausbildung hatte einen ausgezeichneten Ruf. Im Nachhinein hat sich das als sehr klug erwiesen. Noch heute zitiert er seine Professor*innen. Besonders sind ihm Sabine Urnik, Dietrich Kropfberger, Reinhard Neck, Gottfried Haber und Michael Potacs in Erinnerung geblieben. In seiner Rolle als Vorstand der Stadtwerke Klagenfurt AG fällt ihm insbesondere das Theorem „No free lunch“ immer wieder ein. Es stammt aus der Volkswirtschaftslehre und besagt, dass nichts kostenfrei ist, einer zahlt immer, jetzt oder in der nächsten Generation.
Wir leben zu 90 Prozent von unserer Erfahrung
Harald Tschurnig war nach dem Studium lange im weltweit agierenden Unternehmen Omya GmbH tätig. Für ihn war es eine unheimlich spannende Zeit, da in einem internationalen Unternehmen die Entwicklungsmöglichkeiten riesig waren und die Lernerfahrung unbezahlbar. „Der Mensch lebt ab einem gewissen Alter zu 90 Prozent von seiner Erfahrung“, hält Tschurnig fest. Die Freiheit, sich mit Themen intensiv beschäftigen zu können, fehlt ihm heute massiv. Zu sitzen, zu lesen und sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Das ist eine Freiheit, die er nur im Studium hatte, und das vermisst er sehr.
Die Stadt lebt von unseren Entscheidungen
Mit April 2019 begann seine Tätigkeit im Vorstand der Stadtwerke Klagenfurt AG gemeinsam mit Erwin Smole. Tschurnig betont, wie wichtig und verantwortungsvoll die Aufgaben der Stadtwerke durch den Versorgungsauftrag sind: Ob wir Bus fahren wollen, das Licht zu Hause aufdrehen, uns duschen oder Spaß im Strandbad Klagenfurt haben. „Durch den Versorgungsauftrag sind Effizienz und Versorgungssicherheit vordergründig, nicht die Rentabilität. Damit sind die Verantwortung und der Auftrag viel größer, weil die Stadt davon lebt. Das ist auch im Bewusstsein aller Mitarbeiter*innen. Was der Vorstand heute entscheidet, braucht in der Umsetzung Zeit und intensive Planung“, sagt Tschurnig. Das zeigt auch das Projekt Smart City. Klagenfurt wird sich als „Smart City – Stadt der Begegnung“ positionieren. Die Stadtwerke Klagenfurt AG ist in fast allen Bereichen involviert. Harald Tschurnig ist begeistert, dass die Stadt dieses Leitbild definiert hat, „und die Kunst wird nun sein, dieses auch auf den Boden zu bringen, denn es benötigt das Commitment aller Beteiligten.“ Die Projekte müssen auf den Boden gebracht und finanziert werden, von der öffentlichen Beleuchtung, über Kühlung, Energieversorgung und Bädern bis hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Gleichzeitig braucht es Veränderungen im Verhalten der Menschen. Die Verantwortlichen sind sich einig, dass hierfür eine intensive Bürgerbeteiligung notwendig ist. Die Stadtwerke Klagenfurt können Grundmaßnahmen immer durchführen, in weiterer Folge müssen aber alle an einem Strang ziehen, mitmachen und die Angebote nutzen.
Die heutigen Studierenden werden unsere Zukunft gestalten
Für Projekte wie die Smart City ist die Kooperation zwischen Universität Klagenfurt und Stadtwerke so wichtig. Das Unternehmen unterstützt im Klagenfurt-Stipendium zwei Studierende aus dem Bereich Nachhaltiges Energiemanagement. Für Tschurnig hat es einen hohen Stellenwert, jungen Leuten die Chance zu geben, interessante Themen zu bearbeiten. Gerade als Studierende*r steht man vor der Herausforderung, produktiv zu werden. Diese Möglichkeit möchten wir Studierenden geben, und gleichzeitig bedeutet dies für die Stadtwerke auch einen großen Mehrwert in der Expertise und einen Austausch zu aktuellen Themen. Das Klagenfurt-Stipendium ist nicht nur gesellschaftlich wichtig, sondern auch für die Stadtwerke als Unternehmen. Für die Landeshauptstadt ist es wesentlich, dass sich die heutigen Studierenden zutrauen, die Zukunft zu gestalten und keine Angst davor haben. Sie sind die Leistungsträger unserer Zukunft. Die Stadtwerke begleiten sie auf einem Teil ihres Weges.