Bildung | Foto: Natallia Vintsik/Fotolia.com

Wer ist für Bildung zuständig?

Wer ist nun zuständig für die Bildung: Schule oder Familie? Und wer arbeitet wem zu? Die Schule der familialen Bildung oder die Familie der schulischen Bildung? Ulrike Loch (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) hat im Rahmen der Ringvorlesung „Empirische Zugänge zu Bildungsprozessen“ bisher wenig bearbeitete Forschungsfragen zur „Familialen Bildung“ aufgeworfen.

Sie stellt dabei fest, dass es eine Dominanz der Schulorientierung im Diskurs über familiale Bildung gibt. „Familie und Schulerfolg werden im aktuellen Diskurs über Familie untrennbar miteinander verbunden“, erklärt sie. Die umgekehrte Frage, was leistet Schule zur Unterstützung familialer Bildungsprozesse, stehe zugleich außerhalb der Diskussion. Der in Familien hineinwirkende Bildungsbegriff sei daher vor allem formal geprägt: „Schule ist in der Gegenwartsgesellschaft die Instanz, die über ihre Zeugnisse indirekt auch familiale Bildungsprozesse anerkennt oder die Anerkennung verweigert.“ Die in Familien stattfindenden Bildungsprozesse werden als informelle Bildung bezeichnet. Die „lebensweltliche Grundbildung“ wie soziale und kulturelle Praxen (u. a. Kommunikation, soziales Handeln, Beziehungsgestaltung) und unser alltagskulturelles, praktisches Wissen (wie Problemlösungskompetenzen), auf welche formale Bildung aufbaut, eigenen wir uns vorwiegend in Familien an. Ulrike Loch plädiert für eine intensivere Auseinandersetzung mit den familialen (insbesondere generationenübergreifenden) Bildungsprozessen.