Global Energy Assessment: Energiewende zahlt sich aus

Unser Planet steht vor großen Herausforderungen: 1,4 Milliarden Menschen leben noch ohne Versorgung mit elektrischer Energie, 3 Milliarden ohne moderne Kochmöglichkeiten. Für sie muss ein Zugang zu sauberer, nachhaltiger Energie geschaffen werden. Ansonsten drohen ein Anstieg der Umweltbelastungen und eine weitere Beschleunigung des Klimawandels. Das Global Energy Assessment (GEA) der IIASA zeigt 41 Wege auf, wie ein Umstieg auf nachhaltige Energiequellen gelingen kann. ForscherInnen des Instituts für Soziale Ökologie haben an mehreren Teilen des Berichtes mitgearbeitet. Sie haben unter anderem neue Ergebnisse zum Zusammenhang von Ernährungssicherheit und Bioenergie beigetragen.

In die Erstellung des GEA-Berichts waren mehr als 500 WissenschafterInnen, politische EntscheidungsträgerInnen, Wirtschafts- und EnergieexpertInnen aus 70 Ländern eingebunden. Das Projekt wurde vom „International Institute of Applied Systems Analysis (IIASA)“ koordiniert. Karl-Heinz Erb, Helmut Haberl, Fridolin Krausmann, Christoph Plutzar, Julia Steinberger und Helga Weisz vom Institut für Soziale Ökologie an der Alpen-Adria-Universität haben an den Kapiteln „Energieressourcen“, „Zielkonflikte bei Land- und Wassernutzung“ und „Urbanisierung“ mitgearbeitet. Vor allem im Bereich Bioenergie und Ernährungssicherheit konnten neue Forschungsergebnisse beigetragen werden.

Die Bereitstellung von sauberer, verlässlicher, sicherer und leistbarer Energie ist eine der zentralen Herausforderungen für das 21. Jahrhundert. Die Umstellung auf nachhaltige Energiequellen ist dringender denn je. Der Bericht „Global Energy Assessment (GEA)“, der von IIASA Chef Pavel Kabat im Juni bei der RIO+20-Konferenz in Brasilien vorgestellt wurde, fasst nun die weltweite Situation zusammen und bietet Umsetzungsvorschläge für die Politik.

Die Autorinnen und Autoren kommen unter anderem zu dem Schluss, dass die Energiewende auch wirtschaftlich argumentierbar ist und die Nebeneffekte für Gesundheit und Umwelt die notwendigen Investitionen mehr als ausgleichen. Um den Umstieg voranzutreiben, müsse freilich mehr Geld in die Hand genommen werden: So ist eine Anhebung der jährlichen Investition, die weltweit getätigt wird, von 1,3 Billionen US-Dollar auf 1,7 Billionen US-Dollar notwendig.

Von dieser Investition würden letztlich alle, auch die Wirtschaft, profitieren. Effekte auf Wirtschaftswachstum, Beschäftigungszahlen, Energiesicherheit, lokale und regionale Umwelt, Gesundheit und Klimawandel seien zu erwarten. Mit insgesamt 41 Vorschlägen möchte man die folgenden Ziele erreichen: weltweiter Zugang zu leistbaren Energieträgern, besonders Elektrizität und Zugang zu modernen Kochgeräten bis 2030; verbesserte Energiesicherheit im regionalen und nationalen Bereich; Milderung des Energiewandels; Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Umwelt durch reduzierte Luftverschmutzung, Schädigung der Ozeane und Entwaldung.

Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger kann einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Bei ihrem Ausbau sind ökologische Kriterien vordringlich zu beachten. So kann z.B. Biomasse bei richtiger Produktion und Nutzung ein klimafreundlicher, erneuerbarer Energieträger sein und maßgeblich zur Lösung der Energieprobleme beitragen. „Wechselwirkungen mit Ernährung, Biodiversität, Wasser und dem Schutz der Ökosysteme müssen bei der Implementierung von Bioenergie unbedingt beachtet werden, sonst kommt es zu schädlichen Effekten wie etwa Preissprüngen bei Lebensmitteln. Das nachhaltig nutzbare Potenzial ist daher viel kleiner als früher gedacht“ erklärt Helmut Haberl vom Institut für Soziale Ökologie.

Der Bericht ist zu finden unter: http://www.iiasa.ac.at/Research/ENE/GEA/index.html

 

Helmut Haberl | Foto: Pilo Pichler

Helmut Haberl | Foto: Pilo Pichler