In Memoriam Josef Klingler (1934-2010)

Die Alpen-Adria-Universität und das Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung trauern um em. Univ.-Prof. Dr. Josef Klingler, der am 20. August 2010 unerwartet von uns gegangen ist.

Josef Klingler wurde am 27. April 1934 in Thierbach, Wildschönau, Tirol geboren. Er wuchs in einfachsten Verhältnissen auf und absolvierte nach der achtklassigen Volksschule die Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck. Sein erster Dienstort 1953-1955 war eine einklassige Volksschule, in der er 44 Kinder in acht Schulstufen unterrichtete. Mit dem Wechsel an die Hauptschule Innsbruck-Hötting (1956) nahm er das Studium an der Universität Innsbruck auf. Seine Dissertation über die Situation der Pflichtschullehrer war die erste statistische Großuntersuchung in Österreich. Nach der Promotion war Josef Klingler an der Pädagogischen Akademie Feldkirch und am Berufspädagogischen Institut Innsbruck engagiert. Nachdem er bereits in den Vorbereitungsarbeiten für das Gründungsgesetz der Klagenfurter Hochschule für Bildungswissenschaften involviert war, kam es im Jahre 1970 zu einer Dienstzuteilung an diese. Nach dem Abschluss seiner Habilitation „Vor dem Schulsystem sind alle Kinder gleich? Zur gewaltsam geschaffenen Gerechtigkeit von Leistungsmessung und Auslese“ wurde er 1974 als Professor für Schulpädagogik an das Institut für Schulpädagogik und Lehrplantheorie in Klagenfurt berufen. Bereits drei Jahre später von 1977 bis 1979 war er Rektor der Universität, von 1990 bis 1998 Vorsitzender der Studienkommission Pädagogik. Josef Klingler emeritierte im Jahre 2002, war jedoch weiterhin als begeisterter Universitätslehrer tätig. Im Jahre 2008 wurde ihm der Ehrenring der Alpen-Adria-Universität verliehen.

Josef Klingler hat als einer der ersten Professoren und als Rektor der damaligen Hochschule für Bildungswissenschaften die Entwicklung der Universität entscheidend mitgeprägt, wobei es ihm ein besonderes Anliegen war, eine hohe Diversität an Fachbereichen zu etablieren.

Hochzuhalten ist Josef Klinglers Wirken als Vermittler zwischen der Universität und dem Land Kärnten. Er sah sich stets als Repräsentant der Universität Klagenfurt, dem es ein Anliegen war, die gesellschaftliche und bildungspolitische Bedeutung der Universität für die umliegende Region und ihre Bevölkerung deutlich zu machen sowie Schwellenängste und Vorurteile abzubauen. In diesem Zusammenhang ist sein langjähriges Engagement als Vortragender und Diskutant bei der Veranstaltungsreihe die „Universität geht ins Land“ zu erwähnen.

Als Vorstand des Instituts für Schulpädagogik und Sozialpädagogik (heute Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung), als Professor für Schulpädagogik sowie als Vorsitzender der Studienkommission Pädagogik war es für ihn wichtig, ein vielfältiges Studienangebot sicherzustellen und die Studierenden auf neue gesellschaftliche Herausforderungen vorzubereiten. Mit Josef Klinglers hochschulpolitischen Bemühungen wurde das Profil einer zeitgemäßen und sozialorientierten Bildungswissenschaft begründet. Gerade das Klagenfurter Pädagogikstudium wurde somit eine der ersten Studienrichtungen in Österreich, die in der Lehre die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen zur Frauen- und Geschlechterforschung, zur Integration, zur Interkulturalität, zur Friedenserziehung und zur Arbeitswelt ermöglichte.

In der Lehre galt er als engagierter Vortragender, dem die intensive und professionelle Ausbildung von Studierenden ein wichtiges Anliegen war. Dabei beschritt er bereits vor mehr als 30 Jahren völlig unkonventionelle Wege, indem er z.B. im Rahmen der Lehrveranstaltung „Eltern-Lehrer-Schüler-Seminar“ (ELS) Studierende zu GruppenleiterInnen ausbildete und sie in die Organisation, Durchführung und Evaluation von Veranstaltungen miteinbezog. Mit ihnen gemeinsam führte er landesweit zahlreiche Veranstaltungen für Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen durch.

Sein außeruniversitäres Wirken war vielfältig und umfassend. Zu seinen Aktivitäten gehörten u.a. die Entwicklung eines mehrwöchigen Seminars zur Reintegration von Langzeitarbeitslosen, die Ausbildung von Lehrkräften in Gesundheitsberufen und seine langjährige Arbeit mit dem Bundesministerium für Inneres betreffend die pädagogische Ausbildung von Lehrkräften der Exekutive. Mit der Entwicklung von mehrwöchigen pädagogischen Seminaren bis hin zu einem Lehrgang universitären Charakters wurden bedeutende Innovationen gesetzt, die zu einer Professionalisierung von Lehrenden in der Aus- und Fortbildung der österreichischen Exekutive führten.

„Wissenschaft mit dem Leben“ – „Theorie mit den Menschen“ verbinden, kann als sein wissenschaftliches Credo gelten, das sich u.a. in seinen Lehrveranstaltungen und in seinem Buch „Wissenschaft und Menschlichkeit“ widerspiegelte.  Ihm war es vor allem anderen wichtig, dass Menschen in ihrer Entwicklung gestärkt werden, sich entfalten und neue Handlungsräume erschließen können.

Mit ihm verliert die Universität einen sozial handelnden Wissenschaftler und großartigen Universitätslehrer, der mit seiner anschaulichen Vermittlung und seiner Idee von Bildung Generationen von Studierenden geprägt hat.
Er wird uns fehlen!

 

† Josef Klingler 1934-2010 | Foto: aau/KK

† Josef Klingler 1934-2010 | Foto: aau/KK