Kevin Chromik zeigt auf YouTube, wie man programmiert

Die Überschriften seiner Videos sind einprägsam: Ist Programmieren-Lernen wirklich SCHWER? Das verdienen Softwareentwickler in Deutschland? Oder: So macht ChatGPT dich PRODUKTIVER! Kevin Chromik ist erfolgreicher Softwareentwickler und YouTuber mit rund 35.000 Followern. Diesen bietet er unterhaltsame Videos rund um Programmierung und das Leben eines Programmierers. Im Juni 2023 kam er auf Einladung seines Masterarbeitsbetreuers Klaus Schöffmann gemeinsam mit seiner Frau Laura Gómez Quintas und dem gemeinsamen Sohn Luis zurück an die Universität, um Studierenden aus seiner Berufspraxis zu erzählen. Für die kleine Familie ein besonderes Erlebnis: Kevin Chromik lernte noch als Student die Spanierin an der Uni Klagenfurt kennen, als diese ein Erasmus-Semester hier verbrachte.

Warum wird man Youtuber?
Am besten lernt man Neues, indem man es anderen erklärt. Das habe ich an der Uni schon so erlebt: Da war es auch völlig normal, dass eine Person, die sich in einem bestimmten Thema besonders auskennt, das für die anderen nochmals ausführt. Wenn dann Fragen kommen, dann beschäftigt man sich auch nochmals anders mit einem Thema. Mein Job war zu diesem Zeitpunkt bereits die iOS-Entwicklung, darin wollte ich besser werden. Für Videos habe ich mich schon vorher interessiert. Dann habe ich damit angefangen, diese Tutorials aufzunehmen.

Mussten Sie sich dafür überwinden?
Ja, sehr. Ich habe das am Anfang auch überhaupt niemandem außer meiner Frau erzählt. Es hat auch lange gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass auch Freunde meine Videos anschauen. Zu Beginn habe ich gesagt, wenn das jemand auf einer Party am Fernseher abspielen wollte: „Schau dir das gerne an, wenn ich nicht dabei bin.“ Mittlerweile habe ich erlebt, dass ich nie negatives Feedback bekomme. Schlechter geht es ja nur, wenn man es nie probiert.

Wer ist die Zielgruppe Ihres Kanals?
Das sind die Leute, die am Einsteigen sind oder bereits erste Erfahrungen gesammelt haben. Ich versuche, die Zuseher:innen zu motivieren, mit dem Programmieren anzufangen. Am Anfang des Studiums hatte ich selbst recht komplexe Vorlesungen, die mich überfordert haben. Da gab es Studienkolleg:innen, die durch eine technische Schule mehr Vorerfahrungen hatten. Ich kam von der HAK, und war erstmal überfordert und eingeschüchtert. Ich versuche, in den Videos zu zeigen, dass man auch als Quereinsteiger einen Durchblick gewinnen kann. Ich habe mich durchgebissen, bis es geklappt hat.

Die meisten, die erfolgreich ein technisches Studium absolviert haben, erzählen, dass sie schon in der Schule gut in Mathematik waren.
Ja, die Mathematik hat mir in der Schule auch Spaß gemacht. Ein gewisses Interesse an Technik oder Naturwissenschaften ist bestimmt eine gute Grundlage, damit man sich in einem solchen Studium wohlfühlt. Ich zeige aber in meinen Videos, dass man für Softwareprogrammierung nicht sonderlich gut in Mathematik sein muss. Das ist bei einem Informatik- oder Wirtschaftsinformatik-Studium etwas anderes, weil man da auch theoretische Mathematik hat.

Verdienen Sie mit Ihrem Youtube-Kanal auch Geld?
Bei meinem eigentlichen Job bin ich vor etwas mehr als einem Jahr in Teilzeit gegangen. Ich habe jetzt also nur noch eine Vier-Tage-Woche, und der Freitag ist für YouTube reserviert. Meine Prämisse war, mit YouTube so viel Geld zu verdienen, dass ich die 20 Prozent Gehaltseinbuße kompensieren kann. Das hat letztes Jahr geklappt.

Wie finden Sie Ihre Werbepartner?
Die meisten kommen auf mich zu. Ich schaue mir das dann genau an. Dabei bin ich auch ziemlich wählerisch, weil ich ja auch nicht meinem Kanal schaden möchten. Mir liegt die Followerschaft am Herzen.

Sie haben in Klagenfurt das Bachelor- und Masterstudium Informationsmanagement absolviert. Wie sind Sie aus Freiburg in Deutschland hierhergekommen?
Ein alter Freund aus der Schulzeit war in Klagenfurt immer wieder zu Besuch. Er wollte dann für das Studium nach Klagenfurt kommen, das aber nicht alleine machen. Ich hatte gerade die Bundeswehr abgeschlossen, wir haben miteinander telefoniert und in fünf Minuten hatten wir entschieden: Wir gehen nach Klagenfurt. Wir probieren das für ein Semester, dann ziehen wir Bilanz, und wenn es uns gefällt, dann bleiben wir. Daraus wurde ein ganzes Bachelor- und Masterstudium.

Was hat Sie überzeugt?
Mir hat gefallen, dass die Uni kleiner ist. Das ermöglicht einem, dass man einen sehr guten Draht zu den Lehrenden hat. Wann immer man etwas wissen möchte, kann man klopfen und die Tür steht offen. Es ist trotzdem anonymer als in der Schule. Hier gibt es einen ganz guten Mix.

Sie arbeiten derzeit als iOS-Softwareentwickler. Macht das nach den vielen Jahren noch Spaß oder wird das langweilig?
Ich würde nicht sagen, dass es langweilig wird. Ich habe insgesamt bei drei Unternehmen gearbeitet. Dadurch haben sich mir auch immer neue Nischen und Herausforderungen eröffnet. Aktuell arbeite ich bei einem TV-Streaming-Anbieter. Das ist auch von der Komplexität her immer etwas Neues. Wenn man Lust darauf hat, kann man auch versuchen, mehr strategisch zu arbeiten und ins Management aufzusteigen.