Ingeborg-Bachmann-Bibliothek übersiedelte an die Universität Klagenfurt
Rund 5.000 Bücher umfasst die Bibliothek der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Sie wurde nun am 3. Februar als Leihgabe für die Dauer von 33 Jahren an die Universität Klagenfurt überstellt. Aus diesem Anlass fand am 4. Februar ein Pressegespräch mit Landeshauptmann Peter Kaiser, Alexander Gerdanovits (Leiter der Kulturabteilung der Stadt Klagenfurt), Katharina Herzmansky (Kuratorin des Bachmann-Hauses, Land Kärnten) und Jan Steinbrener (Vizerektor für Forschung und Internationales der Universität Klagenfurt) statt. In Zukunft werden die Bücher Ingeborg Bachmanns in einem eigens dafür gestalteten Raum ausgestellt.
Rund 5.000 Titel umfasst die Büchersammlung der Kärntner Autorin Ingeborg Bachmann. Bis dato befand sich die Sammlung im Bachmann-Haus in der Klagenfurter Henselstraße, das das Land erworben hat, um es zu einem Museum umzubauen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Um den unschätzbaren Bücherschatz der Autorin, die als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum gilt, zu erhalten und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat Landeshauptmann Peter Kaiser gemeinsam mit der Stadt Klagenfurt und der Universität Klagenfurt die Initiative ergriffen: In dieser Woche konnten die Bücher an die Universitätsbibliothek überstellt werden. Ein dafür geschlossener Vertrag stellt sicher, dass die Bücher in den nächsten 33 Jahren dort sicher aufbewahrt und der Bachmann-Forschung zur Verfügung gestellt werden.
„Es ist unsere Aufgabe, das Werk, das Leben, das Wirken von Ingeborg Bachmann zu erhalten, und wo es nur geht, der Öffentlichkeit, zugänglich zu machen. Aus ihrem Elternhaus, in dem sie gelebt und gewirkt hat, schaffen wir eine museale Einrichtung, die im Juni eröffnet werden wird. Ihre Büchersammlung öffnen wir hier in der Bibliothek allen Literaturliebhabern, Studentinnen und Studenten und der Forschung. Diese Bücher geben Einblick in ihr Leben, ihr Leseverhalten, ihre Interessen und ihr Netzwerk, auf Grund der zahlreichen prominenten Widmungen in den Büchern“, fasste Kulturreferent LH Peter Kaiser in der Pressekonferenz in der Universitätsbibliothek zusammen.
Die Büchersammlung legt das weit gestreute und intensive Leseverhalten Ingeborg Bachmanns offen und beinhaltet belletristische Werke, philosophische, psychologische, kultur- bzw. kunst- und geistesgeschichtliche Publikationen, Werke zur Zeitgeschichte und Politik sowie literarische und literaturwissenschaftliche Zeitschriften.
Die Kuratorin des Bachmann-Hauses, Katharina Herzmansky, verwies darauf, „dass es sich hier um wirkliche Schätze handelt, die offenbaren, was Ingeborg Bachmann gelesen hat, wie breit ihr Interesse war. Es reicht von Krimis, amerikanischer, englischer Literatur bis hin zu Natur, Bildung – kein Thema war nicht interessant. Sie wird jedoch immer die Holocaust-Aufarbeiterin sein, auch wenn diese Büchersammlung andere Seiten von Ingeborg Bachmann zeigt!“, betonte Herzmasky „die Einzigartigkeit dieser Büchersammlung“.
Unter den Büchern, die vom Haus in der Henselstraße an die Universität gebracht wurden, befinden sich viele Exemplare mit Widmungen prominenter Persönlichkeiten, darunter Ilse Aichinger, Heinrich Böll, Elias Canetti, Paul Celan, Heinrich Böll, Hilde Domin, Erich Fried, Max Frisch, Günther Grass, Uwe Johnson, Henry Kissinger, Elsa Morante oder Giuseppe Ungaretti, die auch zeigen, wie vernetzt Ingeborg Bachmann war.
Jan Steinbrener, Vizerektor für Forschung und Internationales der Universität Klagenfurt, dankte Stadt und Land für die Leihgabe und bestätigte, dass die Bücher nun „ihren entsprechenden Repräsentationsraum bekommen und zugänglich gemacht werden.“ Die Sammlung werde außerdem teilweise digitalisiert, um so die Arbeit der Bachmann-Forscher:innen zusätzlich zu unterstützen. Derzeit werden alle Bücher von Mitarbeiter:innen der Universitätsbibliothek gemeinsam mit dem Land Kärnten im Magazin gesichtet. Sobald die Räumlichkeiten im Lesesaal der Bibliothek geschaffen sind, können die Bücher dort ausgestellt werden. In einen Statement bedankte sich Lydia Zellacher, Direktorin der Universitätsbibliothek, für das Engagement aller Beteiligten dieser Kooperation. Der entsprechende Vertrag wurde bereits im Oktober 2024 durch den damaligen Rektor Oliver Vitouch unterzeichnet.
Auch für die Stadt Klagenfurt sei diese Leihgabe an die Universität ein „Tag der Freude, denn das Herzstück des Bachmann-Hauses wird jetzt für die Öffentlichkeit und Forschung sichtbar und erlebbar“, sagte Alexander Gerdanovits. Zudem werden weitere Synergien zwischen Bachmann-Haus und Universität geschaffen.
Das Land und die Landeshauptstadt haben mit der Kärnten Privatstiftung das Bachmann-Haus in der Klagenfurter Henselstraße Nr. 26 erworben, das derzeit in ein Museum umgebaut wird und als Ingeborg-Bachmann-Haus Klagenfurt am 27. Juni 2025 seine Tore öffnet. Der Nachlass umfasst auch viele Gegenstände aus dem Besitz der Autorin – darunter Möbel, Ziergegenstände, Schreibmaschinen, Schreibutensilien, Lebensdokumente, Kleidung, Schmuck oder Bilder – und die Privatbibliothek Ingeborg Bachmanns.