Advent & Weihnachten 2018: Wir empfehlen zu lesen …
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Klagenfurt empfehlen folgende Bücher für Ihren weihnachtlichen Einkauf – entweder, um sie selbst zu lesen oder um sie zu verschenken. An jedem Adventsonntag gibt es an dieser Stelle zusätzlich eine kleine Video-Lesung aus einem empfohlenen Buch. Wir wünschen: Schöne Lektüre!
Branko Milanović: Global Inequality: A New Approach for the Age of Globalization. Harvard University Press / Belknap Press, 2016.
Branko Milanović, ehemaliger Chefökonom der Weltbank-Forschungsabteilung, zeigt eindrucksvoll, dass die global betrachtete Ungleichheit in den letzten 30 Jahren abnahm – etwa zugunsten Chinas –, während sie zugleich innerhalb der meisten Staaten und Staatenverbünde wuchs. Die Stagnation des Wohlstands der unteren Hälfte der Einkommensverteilung in der wohlhabenden (westlichen) Welt seit 1988 ist ein wesentlicher Keim für Brexit, Trump & Co.
Das Buch ist auch in deutscher Übersetzung erhältlich (Die ungleiche Welt: Migration, das Eine Prozent und die Zukunft der Mittelschicht). Hier in Englisch, hier in Deutsch bestellen
Eine Empfehlung von Oliver Vitouch (Rektor)
Navid Kermani: Entlang den Gräben: eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan. C.H. Beck 2018.
Kermani, Schriftsteller und Journalist, reiste im Auftrag des Nachrichtenmagazins Spiegel entlang der politisch sensiblen und zT von Kriegen gezeichneten einstigen Sowjetrepubliken. Ausgehend von Köln, führte ihn diese Reise über 54 Etappen bis nach Isfahan, der Heimatstadt seiner Eltern. Das Werk stellt für mich einen Reiseführer der besonderen Art mit wertvollen historischen und aktuellen politischen Informationen sowie Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Volksgruppen und Milieus dar. Die Bloodlands des Zweiten Weltkriegs, die autoritäre Siedlungspolitik der Zarenzeit und der späteren Sowjetunion, die Kriege im Donbass, Bergkarabach oder Tschetschenien sowie die Nachwehen des Reaktorunfalls von Tschernobyl beleuchten die Zerstörung von Kulturen und die Zerrissenheit ihrer Bewohner in den betroffenen Ländern. Kermani erzählt eindrücklich vom schwierigen Alltag und den enormen Anpassungsleistungen der Nachkriegsgesellschaft, ihrem Leben in der trügerischen Unabhängigkeit vom einstigen großen Staatenverbund.
Mein persönliches Interesse an diesem Werk ist meiner Neugier am „sowjetischen Osten“, hier insbesondere dem Kaukasus, geschuldet. Wenn möglich, bereise ich in diese Länder, die sich auch für meine persönliche Vorliebe, das Bergsteigen – sommers wie winters – eignen. Hier bestellen
Eine Empfehlung von Lydia Zellacher (Direktorin der Universitätsbibliothek)
Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. C.H. Beck, 2017.
Die Frage, warum es gerade Europa und „der Westen“ waren, die zur beherrschenden Größe der Moderne wurden, hat nicht nur Historiker immer wieder beschäftigt. „Der Morgen der Welt“, das neueste Buch von Bernd Roeck, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich, bietet weit mehr als die „Geschichte der Renaissance“, die der Untertitel ankündigt. Roeck geht es auf 1.200 genussvoll zu lesenden Seiten um eine „tiefe Vorgeschichte“ der Renaissance, die weit ins Mittelalter zurückgreift und globale Bezüge herstellt. Er beschreibt Europa als „Möglichkeitsraum“, der im steten Dialog mit dem Wissen der Antike und der arabischen Welt seinen besonderen Weg in die Moderne nahm. Diese Denkfigur des Gesprächs, des Dialogs, ist für Roecks Perspektive auf die Renaissance zentral, denn: „Ohne die Möglichkeit, miteinander und gegeneinander zu reden, kritisch zu diskutieren, öffentlich zu räsonieren, wäre weder die Demokratie entstanden noch jene Fülle technischer Neuerungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse hervorgebracht worden, die unsere Zeit prägen, im guten wie im schlechten“ (S.17). Hier bestellen
Eine Empfehlung von Reinhard Stauber (Institut für Geschichte)
Anna Baar: Als ob sie träumend gingen. Wallstein Verlag 2017.
Der alte Klee liegt im Sterben. Zuvor hat er sein Leben auf Tonbandkasetten gesprochen. Um sich zu versichern, was es gewesen sein wird, dieses – sein – Leben? Die Bruchstücke ergeben kein klares Bild, manches lässt sich nicht mehr zusammensetzen, nicht erzählen, schon gar nicht wieder gut machen. Genau davon erzählt Anna Baar auf wunderbar poetische und kluge Weise. Hier bestellen
Eine Empfehlung von Doris Moser (Institut für Germanistik)
Astrid Lindgren: Pelle zieht aus und andere Weihnachtsgeschichten. Oetinger 1985.
Die titelgebende Geschichte allein lohnt bereits den Erwerb dieser Sammlung an bewegenden, tiefgründigen, kitschfreien Erzählungen. Astrid Lindgren ist noch immer die unübertroffene Meisterin der Kinderliteratur, vom unverstellten Blick des Kindes und dem Glauben an ein Humanitätsideal geprägt.
Bleibt noch Zeit, empfiehlt sich auch ein Blick in ihre Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels aus dem Jahre 1978. „Über den Frieden sprechen heißt ja über etwas sprechen, das es nicht gibt.[…] Könnten wir nicht versuchen, eine ganz neue Art Mensch zu werden? Wie aber sollte das geschehen, und wo sollte man anfangen? Ich glaube, wir müssen von Grund auf beginnen. Bei den Kindern.“ Hier bestellen
Eine Empfehlung von Markus Pissarek (Abteilung für Fachdidaktik am Institut für Germanistik)
Teresa Präauer: Für den Herrscher aus Übersee. Fischer 2014.
Ich mag das Fliegen überhaupt nicht, versuche es so gut es geht zu vermeiden. Bei Teresa Präauer wird mir das Fliegen plötzlich sympathisch.
Ich amüsiere mich beim Lesen und ich staune, dass mir so manche seltsame Handlung ganz normal vorkommt. Eine märchenhafte Geschichte erzählt in einer wunderbaren Sprache. Mein Buchtipp: „Für den Herrscher aus Übersee“. Hier bestellen
Eine Empfehlung von Angelika Wiegele (Institut für Mathematik)
Steven Strogatz: Synchron: vom rätselhaften Rhythmus. Berlin Verlag 2004.
Ein wunderbar zu lesendes Buch über Phänomene der Selbstorganisation. Hier oder hier bestellen (antiquarisch)
Eine Empfehlung von Christian Bettstetter (Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme)
Karl Ove Knausgård: My Struggle, vols 1-6, 2009-2011.
Sehr schöne, sehr langsame Darstellung (mit gelegentlich erruptiven, fundamentalen und überraschenden Einsichten) vom Tod des alkoholsüchtigen Vaters, der Liebe und eigenen Vaterschaft, des Aufwachsens … und dort befinde ich mich zur Zeit: in der Mitte des dritten Bandes (in der englischen Übersetzung) :~) Hier die englische Version des ersten Bandes bestellen, hier die deutschsprachige Version des ersten Bandes
Eine Empfehlung von Paul Schweinzer (Institut für Volkswirtschaftslehre)
Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte. dtv 2016.
Der Roman kommt unschuldig berichtend daher, entfaltet wie nebenbei eine Sogwirkung und lässt einen noch 24h nach der Lektüre mit fast grausam geschärfter Wahrnehmung in der Welt zurück. Ein absolutes Muss!
Mein Tipp: Den Nachfolger, „Kleine Feuer überall“, gleich mitbesorgen, man liest ihn ohnehin. Hier bestellen
Eine Empfehlung von Susanne Friede (Institut für Romanistik, Romanistische Literaturwissenschaft)
Maryse Condé: Segu. Die Mauern aus Lehm. Unionsverlag 2012.
Maryse Condé entwirft in ihrem mehr als 600 Seiten umfassenden Roman ein afrikanisches Epos, das von Kriegen, religiösen Fanatikern, dem menschlichen Streben nach Macht, aber auch von den Menschen, die diesen Einflüssen ausgeliefert sind, handelt. Hier bestellen
Eine Empfehlung von Bernhard Hammer (Bibliothek der IFF-Wien)
Bini Adamczak: Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird. Unrast 2017 (4. Aufl.).
Ein Kinder- und Erwachsenenbuch um miteinander ins Gespräch zu kommen über die Art und Weise wie unsere Gesellschaft geordnet ist und wie sie sein könnte: es bietet eine kritische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft des Kommunismus. Gibt es mittlerweile auch als kommounismos / κομμουνισμός (Griechisch), communism (Englisch), comunismo (Spanisch, Italienisch, brasilianisch-portugiesisch), Komünizm (Türkisch), communisme (Französisch), und demnächst auch auf Russisch und Chinesisch.
Die englische Übersetzung des Buchs erschien im April 2017 beim renommierten MIT-Verlag und löste heftige Debatten in den USA aus. Einer der Übersetzer des Buchs schrieb in seiner Rezension in der New York Times: „Anyone who reads beyond the scandalous title will immediately recognize that the book is a critique of the history of communism. But it is an immanent critique, one that begins by accepting the premises of what it seeks to criticize.” Hier bestellen
Eine Empfehlung von Irene Straßer (Institut für Psychologie)
„schreib alles was wahr ist auf“ – Der Briefwechsel Ingeborg Bachmann – Hans Magnus Enzenberger, (hrsg. von Hubert Lengauer). Suhrkamp 2018.
„Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Hans Magnus Enzensberger verrät das Wesentliche nur zwischen den Zeilen. Doch er berührt durch seine unbeirrbare Zugewandtheit.“ (schreibt die Neue Zürcher Zeitung) Hier bestellen
Eine Empfehlung von Hubert Lengauer (Universitätsprofessor in Ruhe, Institut für Germanistik)
Wojciech Czaja: Hektopolis. Ein Reiseführer in hundert Städte. Edition Korrespondenzen 2018.
Ob riesig oder winzig, jede Stadt auf dieser Welt hat einen eigenen Charakter. Diesem spürt Wojciech Czaja mit großer Offenheit nach. Der aus Polen stammende, in Wien lebende Architekturkritiker, Journalist und Sprachjunkie Czaja stöbert in den pulsierenden Metropolen wie in den beinah ausgelöschten Großstädten von einst Lebensräume und -träume von Menschen auf. Musik und Literatur schwingen immer mit, verbunden mit der Alltagsrealität kann einem das ganz schön unter die Haut gehen.
Diese besondere Weltreise in hundert Städte ist selbst dann, wenn man sie vor dem Einschlafen nur mehr einzeln genießt, viel zu früh zu Ende. Hier bestellen
Eine Empfehlung von Barbara Maier (UNI Services | Kulturagenden)
Die Reading List zu Weihnachten 2018 wird unterstützt von der Buchhandlung Heyn. Hier finden Sie alle erhältlichen Buchtitel auf einer Überblicksseite für Ihre Online-Bestellung. An den Adventsonntagen verlosen wir Büchergutscheine von Heyn auf der Instagram-Seite der Universität Klagenfurt.