Wie kam die bauchige Windelschnecke auf die Rote Liste der geschützten Arten?

Die Bauchige Windelschnecke ist nur wenige Millimeter groß, könnte aber potenziell Großprojekte wie Flughäfen oder Autobahnen zum Scheitern bringen. Dies verdankt sie ihrem Status als „stark gefährdet“ in Österreich und in der Schweiz, sowie als „vom Aussterben bedroht“ in Bayern. An ihrem Beispiel untersuchen nun Forscherinnen und Forscher, durch welche gesellschaftlichen und institutionellen Prozesse solche Qualifizierungen erfolgen und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Naturschutzarbeit ergeben.

„Warum schafft es unter den rund zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten, die der Wissenschaft heute bekannt sind, ausgerechnet die Bauchige Windelschnecke, so hohen Schutzstatus zu erlangen und damit Eingang in unser Rechtssystem zu finden?“, so die Fragestellung, der Projektleiterin Martina Ukowitz (Institut für Organisationsentwicklung, Gruppendynamik und Interventionsforschung) nun gemeinsam mit den Projektpartnern des „E.C.O. Institut für Ökologie“ und weiteren Teammitgliedern aus diversen Disziplinen nachgehen möchte. Sie führt weiter aus: „Mit den Auflagen zu ihrem Schutz beeinflusst die Schnecke alle räumlich relevanten Vorhaben und Entscheidungen maßgeblich. Und dies, obwohl sie keine tragende Rolle für das Ökosystem zu spielen scheint.“

Ausgangshypothese ist für das Forschungsteam, dass Rote Listen den Charakter von Normen haben, die dem Bedarf nach Standards in konkreten Verwaltungs- und Rechtsverfahren sowie in politischen Entscheidungsprozessen entspringen. Im Gegensatz etwa zu Industrienormen erfolgen die Festlegungen im Naturschutz in einem offenen, jedoch wenig expliziten Prozess, an dem zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Akteure teilhaben. Das Forschungsteam möchte diesen Prozess mit Methoden der qualitativen Sozialforschung und in einem konsequent inter- und transdisziplinären Forschungsdesign nun untersuchen.

Dabei arbeiten die Forscherinnen und Forscher in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Lebensraum der Bauchigen Windelschnecke, dem Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg in Klagenfurt. Dort wurden im Jahr 2014 zwölf Populationen der Bauchigen Windelschnecke nachgewiesen.

Das Forschungsprojekt wird vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) finanziert. Erste Ergebnisse werden für Herbst 2017 erwartet.

Modell der Bauchigen Windelschnecke | Foto: E.C.O.

Modell der Bauchigen Windelschnecke | Foto: E.C.O.

Harald Goldmann und Martina Ukowitz | Foto: E.C.O.

Harald Goldmann und Martina Ukowitz | Foto: E.C.O.