Mit weniger mehr tun. Ressourcenknappheit zwingt Menschheit zum Umdenken

Weitere Entkoppelung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum ist laut internationalen ExpertInnen notwendig. Der aktuelle Bericht des International Resource Panel des UNEP (United Nations Environment Program) greift wesentliche Forschungsergebnisse des Instituts für Soziale Ökologie auf.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen stellte am 9. Mai 2011 in Genf und am 12. Mai 2011 in New York seinen aktuellen Bericht zum Ressourcenverbrauch und den Folgen für die Umwelt vor. Die AutorInnen Marina Fischer-Kowalski (Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria-Universität, Österreich) und Mark Swilling (University of Stellenbosch, Südafrika) kommen darin zum Ergebnis, dass ein weiteres Wirtschaftswachstum nicht im selben Maß wie bisher auf Kosten des Ressourcenverbrauchs von pflanzlicher Biomasse, fossilen Energieträgern, Metallen, Industriematerialien und Baustoffen gehen kann.

Bis 2050 wird die Menschheit jährlich 140 Milliarden Tonnen Mineralien, Erze, fossile Brennstoffe und Biomasse pro Jahr verbrauchen. Das ist drei Mal so viel wie der derzeitige Verbrauch. Diese Werte sind gültig, wenn das Wirtschaftswachstum weiterhin im selben Ausmaß wie bisher den Ressourcenverbrauch bestimmt.

Die Berechnungen beruhen auf einer vom Institut für Soziale Ökologie erarbeiteten Zeitreihe gesellschaftlicher Ressourcennutzung für das 20. Jahrhundert bis in die jüngste Gegenwart. Seit 1900 hat sich der globale Verbrauch fast verzehnfacht, während das Welt-Sozialprodukt im gleichen Zeitraum um den Faktor 23 angestiegen ist. Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum haben sich also zwar zunehmend entkoppelt, der Ressourcenverbrauch in den Industrieländern hat in den letzten drei Jahrzehnten sogar stagniert, doch würde ein Aufholprozess der übrigen Welt auf das überhöhte Verbrauchsniveau der Industrieländer, wie er sich derzeit in Ländern mit schnell wachsender Wirtschaft wie China, Indien oder Brasilien bereits abzeichnet, die Tragfähigkeitsgrenzen des Planeten übersteigen. Der Pfad des so genannten „contraction and convergence“ würde darin bestehen, dass die Industriestaaten ihren Ressourcenverbrauch bis 2050 halbieren, während der Rest der Welt aufholt. Als Alternative dazu drohen gewaltsame Ressourcenkonflikte, wie sie sich schon jetzt mancherorts abzeichnen. „Die Grenzen des Planeten Erde sind in deutlich erkennbare Nähe gerückt“, so die AutorInnen des Berichts.

Weitere Informationen unter http://www.unep.org/

 

Marina Fischer-Kowalski | Foto: Pilo Pichler

Marina Fischer-Kowalski | Foto: Pilo Pichler