SPOTLIGHT IfEB, Oktober 2023: Madeleine Fries „Die neu aufkeimende öffentliche Debatte über die Universitätsreform, 25 Jahre nach Beginn der Revolution 1848/49“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

In meiner Arbeit interessiert mich der wiederaufkommende Diskurs zur Universitätsreform 1848/49 im Spiegel ausgewählter Zeitschriften des Jahres 1873. 25 Jahre nach den revolutionären Umbrüchen und der Thun-Hohenstein’schen Reform der Wiener Universität kommt in der Krisenzeit um 1873 – Nachwehen der Niederlage Österreichs gegen Preußen in Königgrätz, Reichsgründung Deutschlands und Weltwirtschaftskrise – die Universität erneut ins öffentliche Gerede und Diskussion. Das in einer Lehrveranstaltung kennengelernte Konzept der Pädagogisierung sozialer Probleme und der Methode des Kritischen Diskursanalyse schienen mir hier hilfreich, anhand von Zeitungsartikeln der Zeit die historischen Gegebenheiten zu rekonstruieren und zu fragen, warum gerade Universitäten im Zentrum der Debatte standen. Meine Beobachtung, dass im Studium und anderswo Geschichte zusehends vor dem Hintergrund des Gegenwärtigen und Zukünftigen verstummt und mein persönlicher Bezug zur Universität und Erwachsenenbildung als FirstGen-Studierende, die „Universität als Geheimnis“ dargestellt bekommen hat, interessieren mich jetzt die Entwicklungen und Strukturen der Institution ebenso wie eine Einschätzung zu ihrer Geschichte und öffentlichen Wahrnehmung besonders.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Im Pflichtmodul 5 werden besonders Lehrveranstaltungen zur Geschichte von Bildungsinstitutionen, pädagogischen Ideen, Konzepten und Theoretikern angeboten. Hier habe ich Einblicke erhalten, wie sich beispielsweise Universität entwickelt hat und dass es lange gebraucht hat, bis ich heute hier als Frau, aber auch als Berufstätige studieren kann. Das hat viel mit historischen Entwicklungen, Reformen und nicht zuletzt der öffentlichen Wahrnehmung der Institution zu tun.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Neben der ‚klassischen Literaturarbeit‘ und Quellenbearbeitung wende ich die kritische Diskursanalyse nach Fairclough an. Besonders die Eingrenzungen und Einbindung historischer Umstände in den Forschungsprozess haben mich davon überzeugt. Sehr hilfreich fand ich auch, dass über die Plattform ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek eine Vielzahl an digitalisierten Zeitschriften leicht verfügbar sind und nach Zeit, Medium und Suchfunktionen durchstöbert werden können.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Trotz meiner Bedenken, schon sehr früh im Studium über die Abschlussarbeit nachzudenken und damit auch aktiv zu beginnen, habe ich die Entscheidung dranzubleiben und vorauszugehen, nicht den Mut zu verlieren und sich vom Berg an Arbeit nicht abschrecken zu lassen, nicht bereut. Wenn thematisch in einer Lehrveranstaltung, soll sie noch so früh im Studium angesiedelt sein, ein Interesse geweckt wird, dann gilt es dranzubleiben. Sehr hilfreich empfand ich, gerade bei Themen mit offenem Forschungsausgang, diese zu strukturieren. Dazu habe ich Mindmaps mit einem Punktesystem angelegt, wo ich eine Themenhierarchisierung vorgenommen habe und nur ‚wichtige‘ Ideen verfolge, die aber auch etwas Platz für „Joker-Punkte“ geben, die ich bei Bedarf noch einbauen kann. Grundsätzlich scheint mir heute: wenn’s einmal läuft, dann geht’s eigentlich eh.

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