IfEB-Spotlight Mai 25: Maria Thaller „Gewalt in der Geburtshilfe“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

„Gewalt in der Geburtshilfe: Vom Objekt zum Subjekt – eine kritische Analyse der gegenwärtigen Geburtskultur“

Hier geht es um weit mehr als um ein Forschungsvorhaben – hier werden die Themen Menschenwürde, Frauenrechte, Gerechtigkeit und gesellschaftliche Verantwortung verhandelt.

Im Zentrum meiner Arbeit steht die Frau als aktives Subjekt – mit ihrem Recht auf eine würdevolle und frauenzentrierte Geburt. „Gewalt in der Geburtshilfe“ – in den physischen, psychischen, politischen und strukturellen Facetten von Gewalt – stellt ein fundamentales Hindernis für eine menschenwürdige Begleitung dar. Trotzdem ist dieses Thema immer noch weitgehend von vielen Beteiligten tabuisiert und durch patriarchale Machtstrukturen geprägt, die durch Technisierung, Medikalisierung und ökonomischen Druck zusätzlich verschärft werden. Und in Österreich fehlt es bislang an einer belastbaren empirischen Basis, was einen offenen, interdisziplinären Diskurs um gezielte Verbesserungen erschwert.

Als diplomierte Pflegefachkraft habe ich wiederholt erlebt, wie ungleiche Machtverhältnisse, unreflektierte Routinehandlungen und vieles mehr im geburtshilflichen Alltag die gebärende Frau von einem handelnden Subjekt zum Objekt degradieren – was zu Entmündigungen, übergriffigen oder medizinisch nicht gerechtfertigten Eingriffen führen kann. Aber Frauengesundheit umfasst weit mehr als den körperlichen Aspekt: Sie adressiert stets gleichwertig auch das seelische und soziale Wohlbefinden. Die Geburt ist eine Phase höchster Verletzlichkeit und gleichzeitig ein bedeutsamer Neubeginn, in der jede Frau eine respektvolle, unterstützende und selbstbestimmte Begleitung erwartet und verdient. Eine interventionsarme Geburt fördert nicht nur den physiologischen Rückbildungsprozess und das Selbstvertrauen, sondern legt zugleich den Grundstein für eine starke und liebevolle Mutter-Kind-Bindung und setzt ein kraftvolles gesellschaftliches Zeichen für Würde und Gerechtigkeit. Mit einer wertschätzenden Geburtshilfe, die Frauen als aktive, selbstbestimmte Subjekte anerkennt, prägen wir eine friedvollere und frauengerechte Zukunft.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Das Studium der Sozialpädagogik und Sozialen Inklusion an der Universität Klagenfurt/Celovec bietet das theoretische Fundament, um gesellschaftliche Machtverhältnisse und Ausgrenzungsprozesse systematisch zu reflektieren-, durch sozialpädagogische Konzepte wie Ressourcenorientierung, Empowerment-, aber auch durch eine kritische Haltung gegenüber Hierarchien. Das bedeutet für mein Thema: Frauen sollen in der Geburtshilfe nicht länger als passive Objekte medizinischer Eingriffe betrachtet werden, sondern als Expertinnen ihres Körpers, die ihre Bedürfnisse artikulieren, Entscheidungen mitgestalten und sich selbstbestimmt einbringen können. Feministische Theorien sind hierbei eine wichtige Grundlage, um die männlich definierte – Pathologisierung von Schwangerschaft und Geburt kritisch zu beleuchten. Diese Theorien lassen verstehen, wie Frauen durch patriarchale Narrative systematisch entmündigt werden und dass – entgegen allen Menschenrechten – heute als selbstbestimmte Subjekte mit eigenen Perspektiven und Körpererfahrungen weder wahrgenommen noch so respektiert werden.

Ein systemkritischer Blick zeigt zudem, wie stark die Geburtshilfe vom kapitalistischen System beeinflusst wird. Ökonomischer Druck, Zeitmangel und Effizienzlogik führen dazu, dass Geburten oft standardisiert und technisiert werden, anstatt auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Diese Profitlogik verstärkt patriarchale Machtstrukturen und marginalisiert die körperliche und seelische Erfahrung von gebärenden Frauen. Kommunikationstheoretische Ansätze helfen, die Dynamiken zwischen Fachpersonal und Gebärenden besser zu verstehen. Sprache, nonverbale Signale und das Machtgefälle in medizinischen Institutionen bestimmen maßgeblich, ob Frauen als aktive Subjekte respektiert oder in eine passive Rolle gedrängt werden. So erleben gebärende Frauen die Geburt entweder als etwas, das sie selbst aktiv gestalten, oder als ein Ereignis, bei dem sie lediglich ein Objekt sind.  Für mich verbindet sich all das zu einer Vision von Geburtshilfe, die Gerechtigkeit, Chancengleichheit und eine achtsame, dialogische Kommunikationskultur miteinander vereint.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Meine Forschung begann mit einer umfangreichen Literaturrecherche, um den aktuellen Stand der internationalen und nationalen Debatte zu erfassen. Parallel dazu habe ich ein Forschungstagebuch geführt, in dem ich meine Beobachtungen, Gedanken, Reflexionen und Entwicklungsschritte festgehalten habe, um mein Vorgehen kritisch zu hinterfragen und den roten Faden meiner Arbeit stets im Blick zu behalten. Um Interviewpartner:innen über mein Forschungsvorhaben umfassend und transparent zu informieren, habe ich zur Vorbereitung der Interviews einen Folder erstellt, der die Ausgangslage, das Forschungsinteresse und zentrale Punkte der Forschung darstellt.

So habe ich 22 Interviews durchgeführt. Mit geburtshelfendem Personal – sowohl aus dem institutionalisierten als auch aus dem alternativen Bereich – habe ich leitfadengestützte Expert:inneninterviews geführt. Um das umfangreiche Material gezielt zu reduzieren und zentrale Aussagen herauszuarbeiten, habe ich diese anschließend mithilfe der strukturgeleiteten Textanalyse nach Auer/Schmid ausgewertet. Mit betroffenen Frauen, Autor:innen und Vertreter:innen von Interessenvertretungen habe ich narrative Interviews geführt, die ich – je nach Inhalten mit einer Sequenz- oder Systemanalyse ausgewertet habe. So konnte ich nicht nur offensichtliche, sondern auch subtilere und oft schwer zu fassende Formen struktureller Gewalt identifizieren.

Abschließend habe ich alle Ergebnisse in einer SWOT-Analyse gebündelt, um Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken in der aktuellen Geburtshilfe sichtbar zu machen und daraus praxisnahe Empfehlungen für eine frauenzentrierte, gewaltfreie und systemkritische Geburtshilfe abzuleiten. Dieses vielschichtige Vorgehen ermöglicht es mir, sowohl individuelle Erlebnisse als auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen klar zu benennen und daraus konkrete Handlungsansätze zu entwickeln.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Ich möchte Studierenden mitgeben, dass eine Masterthesis weit mehr ist als eine Prüfungsleistung. Sie bietet die Möglichkeit, gesellschaftlich relevante Themen zu bearbeiten und wertvolle Impulse für Veränderungen zu setzen. Besonders hilfreich war für mich ein kontinuierlich geführtes Forschungstagebuch, um meine Gedanken, Beobachtungen, Herausforderungen im Forschungsfeld sowie Unsicherheiten festzuhalten und mich auch in schwierigen Phasen immer wieder neu zu orientieren. Dabei ist es völlig normal, Höhen und Tiefen zu erleben – entscheidend ist, den roten Faden nicht zu verlieren, auch wenn er sich gerne als unentwirrbares Knäuel präsentiert. Mit aktiver Unterstützung und Offenheit für neue Erkenntnisse lässt er sich jedoch entwirren.

Zudem empfehle ich, die Masterarbeit als eigenständiges Projekt zu betrachten und realistisch zu planen. Das Dreieck aus Zeit, Kosten und Qualität bietet eine gute Orientierung und hilft, flexibel auf unerwartete Herausforderungen zu reagieren. Besonders ans Herz legen möchte ich die „10 Gebote zur Feldforschung“ von Roland Girtler, die zu einer offenen, neugierigen und respektvollen Haltung gegenüber dem Forschungsfeld ermutigen. Gerade in der sozialwissenschaftlichen Forschung sind diese Grundhaltungen entscheidend, um nicht nur verlässliche Ergebnisse, sondern auch Vertrauen und authentische Einblicke zu gewinnen. So kann die Masterthesis nicht nur akademischen Ansprüchen genügen, sondern auch einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit, Teilhabe und gesellschaftlichem Wandel leisten. Deswegen werde ich mich bemühen, meine Ergebnisse auch zu publizieren, um sie dem Fachdiskurs und den betroffenen erschließbar zu machen.

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IfEB Spotlight März 2025: Diana Vogetseder „Pedal Power für Veränderung“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Meine Masterarbeit kann dem informellen Bereich des Lernens bzw. der selbstorganisierten-aktivistischen Weiterbildung Erwachsener zugeordnet werden. So beschäftige ich mich mit der Frage, inwiefern frauengeführte Radcommunities emanzipatorische Lernorte für eine sozial-ökologische Transformation sein können. Dabei interessiert mich, welche geteilten Erfahrungen und erzählten Erlebnisse die Teilnehmenden in den gemeinsamen Radaktivitäten machen, welche Bedeutung diese für sie haben und inwiefern sie diese lern- und bildungsbezogenen Erfahrungen auch in weitere Lebensbereiche kompetent transferieren. Aus diesen subjektwissenschaftlichen Erzählungen und rekonstruierten Wahrnehmungen von (veränderten) Selbst- und Weltverhältnissen der Teilnehmenden bezogen auf die Mensch-Umwelt-Relation (Cennamo & Vogetseder, 2024) lassen sich erwachsenenbildungswissenschaftliche Hinweise finden, die Aufschluss über individuell und kollektiv bedeutsame Lern- und Bildungsprozesse im Kontext des sozial-ökologisch gerechten Lebens, hier: gemeinsames Radfahren, geben können. Das Feld dabei ist ein selbstorganisiertes, in den Bereich der Selbstbildung verortbares, freizeitbezogenes Engagementfeld Erwachsener, das (vorerst) im Bildungsdiskurs nicht als Lernort erscheinen mag.

Ausgangspunkt für meine Forschung waren neben meinem persönlichen sozial-ökologischen (Lern)Interesse, der eigenen (Bildungs-)erfahrungen während (gemeinsamen) Ausfahrten und Radreisen sowie die allgemeine Verbundenheit mit dem Gegenstandsbereich auch eine vorangegangene erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen des Seminars „Praxen der am Gemeinwesen orientierten Erwachsenenbildung: Traditionen freier Bildungsarbeit mit/von Erwachsenen in Vergangenheit und Gegenwart“. Darin durfte ich in einem themenzentrierten Interview mit einer Organisatorin und Teilnehmerin eines frauengeführten Radclubs in Schottland über die Aktivitäten ihres Vereins sprechen. Die von ihr berichteten Erzählungen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit haben mein Interesse verstärkt, mich tiefergehend mit der community-basierten Erwachsenenbildung auseinanderzusetzen und der Forschungsfrage nachzugehen, nämlich inwiefern hier an einem sozialen und naturnahen – mobilen – Ort, der vorwiegend der Freizeit, der Erholung und Gesundheit zugeordnet wird, emanzipatorische Lernprozesse für eine sozial-ökologisch gerechte Gestaltung des Lebens stattfinden können. Derzeit befinde ich mich in der Auswertung der gesammelten Daten und schaue gespannt auf die Ergebnisse voraus.

Weiters war es für die Masterarbeit wichtig, im Sinne der Chancengerechtigkeit auf Lerninteressen und Lernorte auch abseits organisierter bzw. außerhalb von akkreditierten Weiterbildungsmöglichkeiten zu blicken. Chancengerechtigkeit bezogen auf plurale Lebensformen und vielfältigem Engagement, das gleichzeitig in soziale und ökologische Systeme eingebettet sind, war mir dabei ein wichtiges Anliegen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Wird die historische Entwicklung und Entstehung der Erwachsenenbildung betrachtet, so zeigt sich eine enge Verschränkung mit (sozialen), meist selbstorganisierten Lernmöglichkeiten in ihrer Entstehungsgeschichte. In Österreich beispielsweise lassen sich die Entwicklung der Fachgruppen für Fächer wie Photographie, Astronomie, Sprachen (Filla, 2001) nennen und auch international betrachtet lassen sich die Traditionen der Erwachsenenbildungspraxis entstehend aus Bewegungen der Arbeiterklasse-, feministischen Bewegungen und/oder Verschränkungen dieser bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts nachvollziehen (Cennamo & Vogetseder, 2024). Auch da ging es um ein breitenkulturelles, sozial gerechtes, nachhaltiges Leben im weiteren Sinne. Dabei handelt es sich nicht immer um große Bewegungen. Vielmehr entstanden und entstehen diese aus kleinen bottom-up Initiativen oder Vereinen, die im eigenen Lebensumfeld, in nachbarschaftlichen, geselligen und/oder interessegeleiteten Zusammenschlüssen auch zivilgesellschaftlich engagiert eigene Bildungsinitiativen gestalten und sich aktiv daran beteiligen (vgl. Cennamo, 2021, S. 214 f.; Finnegan, Fragoso, Merrill, 2023, S. 10 f.;  Grummell, 2023, S. 149 f.).

Weiters sind die Themenfelder rund um ein nachhaltiges Leben schon lange Gegenstand der Erwachsenenbildungspraxis und -wissenschaft (vgl. Lange, 2023, S. 30, vgl. Singer- Brodowski, 2016a, S. 14; Cennamo & Vogetseder, 2024). Im Kontext der Bildung für nachhaltigen Entwicklung (BNE) wird (bildungspolitisch) vorwiegend auf Angebote geblickt und befördert, die in Form von angeleiteten Lern- und Bildungsmöglichkeiten zur Entwicklung und Ausstattung von umweltbezogenen Skills abzielen. Diese Programme lassen jedoch etwaige Verflechtungen mit neoliberalen, neokolonialen und strukturellen Ursachen außen vor und befördern vielmehr die Individualisierung von gesamtökologischer, gesamtgesellschaftlichen und/oder global wirtschaftlicher Schieflagen. Hier setzt mein Forschungsinteresse an und fragt, inwiefern unter Umständen auch beispielsweise in nicht angeleiteten Orten für ein nachhaltiges Leben und eine breite Auffassung von sozial-ökologischer gerechter Transformation gelernt wird.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Die Forschung folgte einem qualitativ-interpretativen Zugang im Rahmen der (Reflexiven) Grounded Theory (Breuer& Muckel& Dieris, 2019). Diese methodologisch-interaktionistische, methodisch-rekonstruktive Vorgehensweise habe ich gewählt, da sie durch meine eigene Verwobenheit mit dem Forschungsfeld auch die Möglichkeit geboten hat, die eigene Verortung im Bereich der Fahrradcommunity miteinfließen zu lassen. In der (Reflexiven) Grounded Theory werden (Be)Deutungen, Erfahrungen, Erlebnisse der Forschenden und Teilnehmenden im gemeinsamen qualitativen Forschungsprozess als zentrale Erkenntnisquelle für ein tieferes Verständnis der (sozialen) Wirklichkeit zugesprochen. Ebenso war es wichtig, eine gewisse Offenheit im Forschungsprozess beizubehalten, um eventuell neu generierte oder veränderte Perspektiven aus der Forschung weiterhin entsprechend berücksichtigen zu können.

Die methodische Vorgehensweise umfasste zu Beginn der Forschung die Durchführung einer thematischen Analyse (Braun & Clarke, 2006) in community-spezifischen Foren und Social Media Kanälen, woraufhin mit den Erkenntnissen aus der Analyse der Leitfaden für die Durchführung der anschließenden Online-Fokusgruppe (Niederberger & Zwick, 2023) erstellt wurde. Der Austausch der Fokusgruppe wurde anschließend transkribiert und mittels Reflexiver Grounded Theory (Breuer& Muckel& Dieris, 2019) ausgewertet. Der gesamte Forschungsprozess wurde gleichfalls vom Schreiben von Memos und Notizen begleitet. Diese werden sodann ebenso mit in den Auswertungsprozess aufgenommen.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Ich würde allen Personen empfehlen, sich im Vorfeld der Masterarbeit ausreichend Zeit für die Themenfindung zu nehmen, da mensch einiges an Zeit mit der Thematik verbringt. Ein persönliches Interesse an dem Forschungsfeld oder Gegenstand und auch eine pragmatische, professionsbezogene, oder lebens- und oder arbeitsnahe Neugierde für die Thematik kann besonders während herausfordernden Phasen der Forschungs- und Schreibarbeit ein wertvoller Anker sein, um die Motivation wiederzufinden.

Ein gut ausgearbeiteter Zeitplan ist meines Erachtens sehr wichtig. Es ermöglicht eine strukturierte Vorgehensweise, kann aber weiters auch wichtig sein, um in schwierigen (Schreib)phasen dranzubleiben und sehen zu können, was bereits geschafft wurde. Außerdem würde ich allen empfehlen, realistisch zu planen und auch Zeitpuffer zu berücksichtigen, damit auch reflektierende, besinnliche Zeiten, die angeblich weniger bereichernd für das Vorankommen scheinen, eine Daseinsberechtigung für den Forschungsprozess haben.

Ich kann dabei auch jeder*m empfehlen, für die wissenschaftliche Arbeit auf die eigenen, bewährten Arbeitsweisen zurückzugreifen. So habe ich beispielsweise zur Datenauswertung das Transkript der Fokusgruppe ausgedruckt, wenngleich ich ansonsten vorwiegend digital arbeite und Ausdrucke auf Papier vermeide. Das ausgedruckte Material und mein kunterbunter Farbenmix auf Papier half mir, mich intensiver und reflexiver – auch kreativ-spielerisch, wenn wohl immer forschungspraktisch und -theoretisch begründet, mit den (Roh)Daten zu beschäftigen und haptisch am Material zu arbeiten.

Abschließend möchte ich allen gegenwärtigen und zukünftigen IfEB Studierenden viel Erfolg und Durchhaltevermögen für die Masterarbeit wünschen. Es ist eine herausfordernde, aber bereichernde Aufgabe zugleich.


Literatur:

Braun,V. & Clarke, V. (2006): Using thematic analysis in psychology. In: Qualitative Research in Psychology, 3 (2). pp. 77-101. Retrieved online: http://eprints.uwe.ac.uk/11735

Breuer, F.&  Muckel, P. & Dieris, B. (2019): Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis (4. Auflage). Wiesbaden: Springer VS.

Cennamo, I. (2021a): „Ka-an überseh’n!“ Von Phänomenen der (In-)Visibilisierung in der Weiterbildung am Beispiel entgrenzter Erwachsenenbildung in Kärnten. In: Lernweltforschung: Bildung für alle? Für ein offenes und chancengerechtes, effizientes und kooperatives System des lebenslangen Lernens in Österreich. Wiesbaden. (36) S. 299 – 329.

Cennamo,I., Vogetseder D. (2024): Erwachsenenpädagogische Konzepte zur Reflexion über Bildung zur nachhaltigen Entwicklung, erwachsenenbildung.at Online:https://erwachsenenbildung.at/themen/klimaschutz-und-nachhaltigkeit/erwachsenenpaedagogische-konzepte.php#gemeinwesenorientierte-erwachsenenbildung

Filla, W. (2001): Wissenschaft für alle – ein Widerspruch? Bevölkerungsnaher Wissenstransfer in der Wiener Moderne. Ein historisches Volkshochschulmodell. Innsbruck – Wien – München: Studienverlag.

Finnegan, F., Fragoso, A., Merrill, B. (2023): Radical Popular Education Today: Prospects and Possibilities” In: European Journal for Research on the Education and Learning of Adults 14 (1):9-15. Online: https://doi.org/10.3384/rela.2000-7426.4691

Grummel, B. (2023): Maintaining deep roots: The transformative possibilities of adult literacy education. In: European Journal for Research on the Education and Learning of Adults 14 (1):145-162. Online: https://doi.org/10.3384/rela.2000-7426.4322

Lange, E. (2023): Transformative Sustainability Education: Reimagining our future. New York: Routledge.

Niederberger, M. & Zwick, M. (2023). Online Focus Groups: Opportunities and Challenges From the Perspective of Research Practice. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 24(3). DOI: 10.17169/fqs-24.3.3982

Singer-Brodowski, M. (2016a): Transformative Bildung durch transformatives Lernen. Zur Notwendigkeit der erziehungswissenschaftlichen Fundierung einer neuen Idee. Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 39 (1), S. 13–17.

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IfEB-Spotlight Dezember 24: Julia Mayer „Kompetenzentwicklung und Lerntransfer in der Praxis“

Arbeitstitel:

Kompetenzentwicklung und Lerntransfer durch Lernportfolio und Fokusgruppe in der beruflichen Weiterbildung der Elementarpädagogik

Thema und Bedeutung für mich:

Als in der Erwachsenenbildung tätige Pädagogin, die kontinuierlich mit Teilnehmenden aus eigenen Lehrgängen arbeitet, ist mir das Thema Kompetenzentwicklung und Lerntransfer in der Praxis besonders wichtig. Meine Masterarbeit untersucht, wie Lernportfolios und Fokusgruppen den Aufbau und die nachhaltige Übertragung von Kompetenzen in den Berufsalltag von Elementarpädagog*innen unterstützen können. Diese Arbeit ist für mich ein bedeutendes Lernfeld geworden und hat auch mein eigenes berufliches Handeln stark geprägt. Durch die Reflexion meiner Methoden und die Verknüpfung theoretischer Erkenntnisse mit den praktischen Erfahrungen aus meinen Lehrgängen konnte ich neue Perspektiven und Ansätze entwickeln, die mich sowohl als Fachkraft als auch als Ausbildungsträger weiterbringen.

Verbindung zum Studium:

Meine Masterarbeit stellt das größte Lernfeld meines Studiums dar, da sie Theorie und Praxis auf einzigartige Weise verknüpft. Der kontinuierliche Austausch mit den Teilnehmenden meiner Lehrgänge gibt mir wertvolle Einblicke in ihre Lernprozesse und Herausforderungen. Die in meinem Studium erworbenen Kenntnisse zur Kompetenzentwicklung und zum Lerntransfer haben mich dabei unterstützt, praxisnahe Lehrmethoden zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse und den beruflichen Kontext der Teilnehmenden zugeschnitten sind.

Vorgehen im Forschungsprozess:

In meiner Arbeit kombiniere ich qualitative Methoden und setze Lernportfolios sowie Fokusgruppen ein, um die Entwicklung und Anwendung von Kompetenzen zu fördern und zu dokumentieren. Die transkribierten Fokusgruppengespräche und die Aufzeichnungen der Lernportfolios bieten mir umfassende Daten, die es ermöglichen, die individuellen Lernerfahrungen und die praktische Umsetzung des Gelernten in der Elementarpädagogik detailliert zu analysieren. Diese Forschungsansätze haben sich als besonders wertvoll erwiesen, um die nachhaltige Kompetenzentwicklung zu fördern und deren Übertragung in die berufliche Praxis zu unterstützen.

Erfahrungen und Tipps für andere Studierende:

Die Arbeit an einer solchen Masterarbeit ist nicht nur fordernd, sondern auch unglaublich bereichernd. Für Studierende, die ein ähnliches Projekt beginnen, empfehle ich, ausreichend Zeit für die Auswahl und Einarbeitung in die Forschungsmethoden einzuplanen. Der regelmäßige Austausch mit den Teilnehmenden und das Einholen von Feedback sind ebenso wichtig, um verschiedene Perspektiven einfließen zu lassen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Durch die kontinuierliche Reflexion und das Feedback von Teilnehmenden konnte ich nicht nur mein Verständnis für die Praxis vertiefen, sondern auch meine eigenen Lehrmethoden und -konzepte verbessern. Dies hat mein Studium und meine Arbeit in der Erwachsenenbildung nachhaltig bereichert und vertieft.

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IfEB-Spotlight November 2024: Michael Eder

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Ich habe mich im Zuge meiner Masterarbeit mit dem Thema „Schulverweigerung“ beschäftigt, insbesondere mit der Prävention und Intervention durch Schulsozialarbeit. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich beruflich als Schulleiter einer Mittelschule intensiver mit diesem Thema, weil Schulverweigerung in etwa 5% der Schülerinnen und Schüler betrifft.

Durch die intensive Recherche während des Schreibens der Arbeit konnte aufgezeigt werden, wie wichtig die Implementierung von Schulsozialarbeit an allen Schulstandorten wäre, und dass eine Rückführung von schulverweigernden Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Schulsozialarbeit durchaus möglich ist – wenn die Intervention so früh wie möglich beginnt.

Für meine berufliche Tätigkeit habe ich durch diese Arbeit eine wichtige Argumentationsquelle für den Verbleib von Schulsozialarbeit an meiner Schule erhalten, umgekehrt hat auch die Schulsozialarbeit eine Argumentationsquelle für die wichtige Arbeit an den Schulen gewonnen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Im Zuge des Studiums „Schulpädagogik“ habe ich eine Veranstaltung zur Schulsozialarbeit und deren Angeboten besucht, wodurch ich auf die Einzelfallhilfe von Schulsozialarbeit aufmerksam wurde. Die Inhalte des Seminars habe ich dann mit meiner beruflichen Arbeit perfekt verbinden können. Ich wollte mit dem Thema die gering bis gar nicht beachtete Gruppe der schulverweigernden Kinder und Jugendlichen vor den Vorhang holen.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Im ersten Teil der Arbeit habe ich mich intensiv mit der vorhandenen Literatur zu den Themen Schulverweigerung und Schulsozialarbeit beschäftigt: Was sind die Gründe und die auslösenden Faktoren für Schulverweigerung, wie viele schulverweigernde Kinder und Jugendliche gibt es, wurden dazu bereits Studien durchgeführt? Ein großes Kapitel hat sich mit der Arbeit der Schulsozialarbeit beschäftigt. Danach habe ich versucht diese beiden Themengebiete in Verbindung zueinander zu setzen.

Im qualitativen Forschungsteil der Arbeit wurden Experteninterviews geführt, welche die Wichtigkeit von Schulsozialarbeit an allen Schulstandorten unterstrichen haben, im Besonderen bei der heiklen und zeitintensiven Rückführungsarbeit von schulverweigernden Kinden und Jugendlichen. Die Interviews wurden im Zuge der Auswertung in Bezug zur Literaturrecherche gesetzt.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Die Themenauswahl einer Arbeit ist eine wichtige Entscheidung. Man taucht über einen längeren Zeitraum in ein Thema ein, daher sollte dieses Thema eines sein, welches man mit Neugier, Interesse und Freude angeht. Der wichtigste Tipp ist, sich genügend Zeit für die Arbeit zu nehmen, um nicht unter Druck schreiben zu müssen. Manchmal benötigt man dazwischen ein paar Tage Abstand, um dann wieder voll durchstarten zu können. Und mit dem richtigen Betreuer an der Seite wird das Schreiben zum Genuss!

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