Spotligth IfEB, Mai 23: Elisabeth Engberding „Drahtschere vor dem Zelt“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Ich beschäftige mich in meiner Masterarbeit „Drahtschere vor dem Zelt. Transkulturelles Lernen durch neue Perspektiven auf Flucht und Migration in einer solidarischen Stadt“ damit, wie die Themen Flucht und Migration im urbanen Raum eingebracht und behandelt werden, und in weiterer Folge, welche Implikationen sich daraus für transkulturelles Lernen im schulischen Kontext ergeben.

Das Thema bedeutet für mich, mich mit einem Kaleidoskop von unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen zu dürfen – sie umfassen sowohl die europäische Außenpolitik und Refugee Camps, Aktivismus, solidarische Städte als auch das Lernen im Klassenzimmer.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Ich schreibe meine Masterarbeit im Zuge des Forschungsprojektes „Cosmopolitan solidarity in the city/Weltoffene Solidarität in der Stadt“ bei Frau Univ.-Prof.in Dr.in Schmitt. Ich studiere  Diversitätspädagogik und habe mir aus der breiten Palette von möglichen Themen des Studiums das transkulturelle Lernen herausgegriffen, da es für mich eine spannende Vertiefung im Projekt ist und ich den Ansatz eines hybriden und fluiden Kulturverständnisses und einer gemeinsamen Bildung – jenseits der künstlichen Konstruktion von Differenzlinien aus „Eigenem“ und „Fremdem“ – sehr spannend finde. Persönlich interessant finde ich auch den Zusammenhang von Macht und Verantwortung. Es ist ja eine andere Ausgangslage, ob ich in der Schule die Meinung vertrete, dass einzelne Schüler:innen sich in ein „festes kulturelles Gefüge“  einpassen sollen, oder ob ich davon ausgehe, dass Vielfalt Lebensrealität ist und die Verantwortung dafür, eine gemeinsame Kultur und einen Ort des Lernens zu schaffen, bei allen Beteiligten liegt.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Ich arbeite nach der Grounded Theory Methodologie (GTM). Dabei werden bei einem Phänomen, das untersucht werden soll, verschiedene Blickwinkel einbezogen. Man nähert sich so der Gestaltung von Theorien mit einer mittleren Reichweite an. Im Projektteam haben wir Interviews mit Aktivist:innen erhoben. Wir beschäftigen uns mit ihren Solidaritätsverständnissen sowie mit Artivismus im urbanen Raum und damit, wie dort die Themen Flucht und Migration sichtbar gemacht werden. In meiner Masterarbeit betrachte ich diese Aktionen aus dem Blickwinkel des transkulturellen Lernens.

Für mich war es wichtig, mir ein theoretisches Vorwissen durch die Literaturarbeit anzueignen und mich intensiv mit der Methodologie der Grounded Theory zu beschäftigen. Besonders hilfreich war dabei eine Analysewerkstatt zu der Methode, mit der ich arbeite, sowie das Master- und Dissertant:innen-Seminar, in dem uns die Gelegenheit gegeben wurde, uns intensiv mit dem eigenen Forschungsinteresse und der Forschungsfrage auseinanderzusetzen. Im nächsten Schritt werden dann Interviews geführt und im ständigen Vergleich (das ist bei der GTM besonders) immer wieder neue Perspektiven ausgewählt, bis man eine theoretische Sättigung erreicht. Für die Auswertung der Interviews habe ich relativ viel Zeit eingeplant, da Zeile für Zeile genau analysiert und verglichen wird. Ich plane, mich im April in der Bibliothek zu vergraben, dann geht es laut meinem Zeitplan darum, die Analyseergebnisse theoretisch einzubetten, d.h. die erhobenen Ergebnisse mit aktuellen Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur zu verknüpfen.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Ein Tipp, den ich von einer Freundin bekommen habe, hat mir sehr geholfen, deswegen möchte ich ihn hier weitergeben: Um eine Forschungsfrage zu entwickeln, mit der das persönliche Forschungsinteresse auf den Punkt gebracht werden kann, Klebezettel in verschiedenen Farben für je eine W-Frage nehmen und dann so lange anordnen, bis man das Gefühl hat, dass es passt. Also z.B. „Wer?“ -> Wer ist denn die Gruppe, die ich untersuchen möchte (z.B. Schüler:innen, Student:innen, Bewohner:innen etc.)?

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Spotlight IfEB, April 23: Sandra Mikic – „Darstellung von Drogen im Deutschrap und die Position von jugendlichen Hörer*innen“

Welches Thema hast Du bearbeitet und was bedeutet es für Dich?

In meiner Masterarbeit habe ich herausgearbeitet, wie Drogen in Deutschrap Liedern dargestellt werden und sich jugendliche Hörer*innen zur Drogenthematik in den Songtexten, aber auch zum eigenen Drogenkonsum positionieren. Die Forschungsergebnisse wurden vor dem Hintergrund der Suchtprävention diskutiert.

Es ist ein aktuelles Thema, welchem bisher in der Forschung kaum Beachtung geschenkt wurde, obwohl Deutschrap medial gesehen, große Aufmerksamkeit erfährt und somit auch viele Jugendliche erreicht.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Da die Sozialpädagogik unter anderem am Alltag und an den Lebenswelten der Adressat*innen anknüpft, ist es wichtig, aktuelle Trends und Phänomene aufzugreifen und in die Entwicklung entsprechender Angebote einfließen zu lassen. In sämtlichen Handlungsfeldern der Sozialpädagogik könnte Rapmusik auf individuelle Weise als Medium in der Arbeit mit Adressat*innen, vor allem Jugendlichen, eingesetzt werden.

Wie bist Du im Forschungsprozess vorgegangen?

Zuerst habe ich den aktuellen Forschungsstand beleuchtet und anschließend die Forschungsfragen konkretisiert. Da der Fokus der Masterarbeit auf der subjektiven Sichtweise der jugendlichen Hörer*innen lag, wurden Erhebungsinstrumente der qualitativen Forschung herangezogen. Je nach Forschungsfrage habe ich mich sowohl für die Diskursanalyse als auch für das leitfadengestützte Interview entschieden. Im Forschungsprozess habe ich mich stets mit Mitstudierenden ausgetauscht und das Master- und DissertantInnen Seminar genutzt, um Rückmeldungen einzuholen.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Die Themenwahl ist sehr wichtig. Nehmt euch die Zeit, macht Mindmaps, tauscht euch mit Mitstudierenden aus. Bezüglich des Schreibprozesses hat es mir geholfen, jeden Tag ein paar Zeilen zu schreiben. Jeder Schritt ist ein Schritt nach vorne, auch wenn er noch so klein erscheinen mag.

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SPOTLIGHT IfEB, März 2023: Janine Jasmin Singer – „Doing Gender im Kindesalter“

Welches Thema bearbeitest Du und warum?

Ich bearbeite innerhalb meiner Thesis, wie Kinder im Volksschulalter gesellschaftlich geprägte Geschlechterstereotype wahrnehmen und infolgedessen auch, wie die kindliche Lebenswelt dadurch beeinflusst wird. Durch unreflektierte Geschlechterverhältnisse im Alltag, wurden meine Tochter und ich, immer wieder in klischeehafte Situationen gedrängt, wodurch ein Bewusstsein entstand, wie sehr diese Debatten immer noch dominieren und Erfahrungswelten von Kindern einschränken. Wodurch jenen quasi gender- und diversitätssensible Perspektiven teilweise oder gänzlich verwehrt werden. Die geschlechtsspezifischen Farben, Geschlechternormativität bei Spielzeugen, stereotype Zuschreibungen und tradierte Rollenbilder in Kinderbüchern und allen anderen Medien führte dazu, dass es eine Herzensangelegenheit von mir wurde, dahingehend etwas zu ändern. Trotz aller Theorien scheint in den Lebenswelten der Kinder immer noch die (Hetero-)Normativität vorherrschend zu sein. Wir sind natürlich alle geprägt von einem pragmatischen Denken, dass dazu führt, dass wir gerne in Schubladen stecken, klischeehaften Denkmustern verfallen – oftmals vollkommen unbewusst – und dennoch verbergen sich dahinter gesellschaftliche Zwänge, die wir den Kindern weitergeben, aus denen aber ausgebrochen werden kann. Der essentielle Aspekt meiner Forschung sollte deswegen darauf gerichtet sein, den Kindern eine Stimme zu verleihen, um ihre eigene Lebenswelt und Ansichten selbst zu beschreiben und sich selbst zu vertreten. Es war mir ein großes Anliegen nicht nur zu beobachten und auszuwerten, sondern die Kinder als eigenständige, wichtige, individuelle Subjekte in den Vordergrund zu stellen und ihnen zuzutrauen etwas Wichtiges beizutragen, um die Gesellschaft in Zukunft mit ihrem Wissen zu (ver-)ändern.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Wenngleich das Ziel auf dem Campus ein pluralistisches, egalitäres und stereotypenfreies Bild, sein sollte, spielt Gender doch auch im universitären Bereich, wie in jeder Lebenswelt, eine Rolle. In meinem Studium war es in vielen Lehrveranstaltungen ein unumgängliches Thema und immer wieder von Bedeutung. Vor allem durch die gebundenen Wahlfächer, innerhalb welcher die Gender Studies explizit gewählt werden können, verstärkte sich der Schwerpunkt meines Studiums dahingehend und mein Interesse und Forschungsdrang wuchs.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Da es sich um eine partizipative Forschung mit Kindern im Volksschulalter handelt, war es mir wichtig, dies als eine Art Medium zu sehen, bei dem den Kindern eine Stimme verliehen wird. Deswegen entschied ich mich schlussendlich für die Photovoice-Methode, denn dies erschien mir eine wunderbare Möglichkeit, um die Kinder selbst zum Ausdruck bringen zu lassen, welchen Beeinflussungen sie sich in ihrem Alltag gegenübergestellt fühlen. Die Tätigkeit des Fotografierens und des Entscheidens, was als wichtig erachtet wird, fördert außerdem den Selbstwert und die Kinder fühlen sich bedeutend und angehört. Die erstellten Fotos wurden innerhalb von Gruppendiskussionen besprochen und in einen kleinen Workshop eingebettet, damit die Kinder aus dem Thema auch wirklich einen Mehrwert ziehen konnten und einiges an Wissen mitnehmen durften. Sehr interessant erschien im Laufe der Diskussionen, so viel kann ich bereits verraten, dass sich schon innerhalb der Gespräche die Meinungen der Kinder plötzlich änderten, bzw. auf die sprachliche Ausdrucksweise geachtet wurde, was zeigt wie sehr ein paar Anregungen das Denken beeinflussen und zum Positiven hin verändern können.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Habt auf alle Fälle den Mut gemeinsam zu forschen und in diverse Lebenswelten einzutauchen, statt eine Gruppe lediglich zu beobachten oder zu befragen. Es zahlt sich sicherlich aus, vor allem subjektorientierte Forschungen mit Kindern, denn genau sie sind die Persönlichkeiten von Morgen, die im weiteren Verlauf die Gesellschaft und unser aller Leben ändern werden. Traut euch auch eure Lehrenden bei Fragen zu kontaktieren, denn es erscheint ebenso wichtig, dass diese genauso hinter eurem Thema stehen und euch unterstützen. Zuletzt möchte ich noch sagen, dass wir alle etwas bewirken können, wenn es auch nur kleine Meilensteine sind, also nutzt eure Chance.