Ehrenkreuzverleihung | Foto: Peter Lechner/HBF

Marina Fischer-Kowalski erhält Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse

Bundespräsident Heinz Fischer verlieh das Ehrenkreuz am 20. Oktober 2015 an die Soziologin, Sozialökologin und Universitätsprofessorin für Soziale Ökologie Marina Fischer-Kowalski.

Marina Fischer-Kowalski wurde 1985 von der Universität Graz für das Fach Soziologie habilitiert. 1986 gründete Fischer-Kowalski das Institut für Soziale Ökologie am damaligen Interuniversitären Institut für Forschung und Fortbildung (IFF, heute Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt-Wien-Graz), wo sie 2003 zur Professorin für Soziale Ökologie berufen wurde. Neben ihrer Professur und ihrer Tätigkeit als Dozentin für Umweltsoziologie an der Universität Wien war sie als Gastwissenschaftlerin an der London School of Economics and Political Science (Institute for Global Governance), an der Griffith Universität (Australien) sowie an den Universitäten Roskilde, Yale (Faculty for Forestry and Environment) und an der Universidade Federal de Rio de Janeiro tätig.

Zu ihren Forschungsfeldern zählen schwerpunktmäßig Soziale Ökologie, Gesellschaftlicher Stoffwechsel, Sustainability Transitions, Theorien des sozialen Wandels, Umweltsoziologie, gesellschaftliche Ressourcennutzung und Umwelt- und Nachhaltigkeitsindikatoren.

Marina Fischer-Kowalski gilt als Pionierin der interdisziplinären Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung in Österreich aber auch international, die mit ihrer Arbeit sehr früh und allen disziplinären Widerständen zum Trotz Wesentliches zur Überbrückung paradigmatischer Grenzen zwischen Natur- und Sozialwissenschaften beigetragen hat. Ihre Arbeit ist nicht nur wissenschaftlich herausragend, sondern auch gesellschaftlich und politisch von hoher Bedeutung, da wirksame Maßnahmen in Richtung auf eine nachhaltige, ressourcenschonende und klimaverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise notwendigerweise geeignete Berichterstattungs- und Informationssysteme erfordern. Marina Fischer-Kowalski beweist durch ihr Beispiel, dass gesellschaftlich-politische Wirksamkeit und wissenschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind, sondern sich – richtig verstanden – gegenseitig verstärken können. Zudem stellt sie, über ihre herausragenden Beiträge zur Förderung der inter- und transdisziplinären Wissenschaft, die weit über Österreich hinaus von Bedeutung sind, hinausgehend auch ein weithin sichtbares Vorbild für Frauen in der Wissenschaft dar und hat im Rahmen ihrer professionellen Beziehungen als Kollegin und Betreuerin einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Frauen im Wissenschaftsbereich geleistet.

Marina Fischer-Kowalski hat die problemorientierte Umweltforschung in Österreich zumindest mitbegründet – aber auch weltweit in entscheidenden Phasen die Nachhaltigkeitsforschung geprägt. Sie war wesentlich an der Etablierung der Umweltsoziologie, der Industriellen Ökologie und der Ökologischen Ökonomik und nicht zuletzt der Sozialen Ökologie als eigenständige Forschungsfelder beteiligt. Bei der Etablierung einer interdisziplinären, theoretisch fundierten Umweltberichterstattung – sowohl in Österreich (Statistik Austria) als auch in Europa (EUROSTAT, OECD, DG Environment) und auf UN Ebene (UNEP Ressource Panel) – spielt sie eine tragende Rolle.

Sie war Präsidentin der International Society for Industrial Ecology (ISIE, 2007-2009) und ist derzeit Präsidentin der International Society for Ecological Economics (ISEE). Sie ist als Expertin für das Internationale Ressourcenpanel des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) tätig, wo sie federführend an einem Report zur Entkopplung von Ressourcennutzung, Umweltauswirkungen und Wirtschaftswachstum mitwirkte. Sie ist Mitglied des Editorial Board mehrerer Zeitschriften, u.a. Journal of Industrial Ecology (JIE), GAIA und The Anthropocene Review. Als Mitglied von Advisory Boards berät sie zahlreiche internationale Universitäten und Forschungsprogramme (World Resource Forum Davos, Gordon Research Conference on Industrial Ecology, Leuphana Universität, Potsdam Institut für Klimaforschung, …).

Marina Fischer-Kowalski hat bislang 12 Bücher und 77 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und 158 Kapitel in Sammelbänden veröffentlicht. Sie leitete und forschte in über 50 Forschungsprojekten u.a. für den FWF und die Europäische Kommission. Sie ist nach wie vor aktiv in Lehre und Betreuung von wissenschaftlichem Nachwuchs bei Masterarbeiten und Dissertationen.

Das wissenschaftliche Lebenswerk von Marina Fischer Kowalski spannt den großen Bogen von der sozialwissenschaftlichen Forschung zu gesellschaftlicher Ungleichheit hin zur aktuellen Forschung zu sozial-ökologischen Transitionen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene. Sie vertritt die österreichische Nachhaltigkeitsforschung auch nach ihrer Emeritierung im Oktober 2014 aktiv in der internationalen Forschung und in internationalen Gremien.

Der Bereich „Soziale Ökologie“ ist heute ein herausragendes Forschungsstärkefeld der Alpen-Adria-Universität und trägt wesentlich zur Profilbildung bei.

(aus dem Antrag an das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft)