Mit Interdisziplinarität in die angewandte Forschung: Absolventin Pia Weinlinger

Pia Weinlinger forscht am Austrian Institute of Technology (AIT) und kann die im Studium erworbenen Kompetenzen heute vielfach einsetzen. Gegenwärtigen Studierenden empfiehlt sie, ins Ausland zu gehen und rät ihnen, am Studium dranzubleiben, denn: Es lohnt sich!

Warum haben Sie sich für den Master Wissenschaft, Technik und Gesellschaft entschieden?

Ich wollte nach meinem Bachelor in Geschichte etwas Anderes machen und bei den Masterstudien ist mir Wissenschaft, Technik und Gesellschaft (vormals Science, Technology and Society Studies, kurz STS, Anm.) vor allem wegen der zukunftsorientierten Themen im Curriculum ins Auge gestochen. Ich hatte mich davor noch nie mit den Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Technik und Gesellschaft beschäftigt und fand die Frage nach diesen Zusammenhängen wirklich spannend. Auch globale und soziale Herausforderungen haben mich sehr interessiert und ich war ganz neugierig, etwas darüber zu erfahren.

Gibt es eine Lehrveranstaltung, an die Sie heute noch gerne zurückdenken?

 Ja, ich denke heute noch an Sustainable Food Systems zurück, darin ging es um nachhaltige Technikgestaltung und die Transformation von Food Systems. Bei einer Exkursion zu einem Bauern, der sich auf nachhaltige Landwirtschaft spezialisiert hatte, konnte man in der Praxis sehen, wie so ein sustainable food system ausschauen könnte, das war schon beeindruckend und hat mir sehr gut gefallen.

Welche Themen waren während des Studiums besonders interessant für Sie?

 Ich fand meine Spezialisierung Governance, Innovation und Nachhaltigkeit, in der ich auch meine Masterarbeit geschrieben habe, sehr interessant. Vor allem die zukunftsorientierten Formen von Governance und wie man damit neue Technologien steuern kann, aber auch die Frage nach deren Risiken waren richtig spannend. Wir haben auch viel zu partizipativen Methoden gemacht, also wie man möglichst viele Stakeholder und Interessensgruppen in Innovationsprozesse einbinden kann, damit beschäftige ich mich heute noch gerne.

Was war das Thema Ihrer Masterarbeit?

 Ich habe mich beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt für eine Akzeptanzstudie zur Technikgestaltung einer nachhaltigen Kreuzfahrtkabine beworben. Darin habe ich mir angeschaut, welche Herausforderungen die unterschiedlichen Interessensgruppen wie Kabinenbauer, die Werft oder auch Passagier*innen mit der Gestaltung einer neuen Schiffskabine verbinden, welche Ziele sie haben und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. Es ging also darum, die Gestaltung einer Technik aus einer soziotechnischen Perspektive zu bewerten.

Sie haben ein Auslandssemester in Oslo absolviert, wie war es?

 Ich war im Rahmen des Austauschprogramms ESST (European Master‘s Programme on Society, Science & Technology) dort, und habe mir die Universität Oslo ausgesucht, weil mich die Spezialisierung Innovation and Global Challenges interessiert hat. Ich war ein Semester dort und habe dann auch noch ein Praktikum gemacht, es war echt super!

Wie hat Sie diese Erfahrung geprägt?

 In Oslo gab es eine sehr starke Fokussierung auf die europäische Politik und Missionsorientierung und das hat mich geprägt, weil mich das Thema danach noch weiter interessiert hat und ich in der Forschung arbeiten und weiter mit globalen oder europäischen Herausforderungen zu tun haben wollte.

Haben Sie Tipps für gegenwärtige Studierende, die auch ins Ausland gehen möchten?

 Geht auf jeden Fall ins Ausland, es gibt ja echt gut Finanzierungsmöglichkeiten. Später, wenn man arbeitet, hat man nicht mehr so viel Zeit, ein Land so eine lange Zeit kennenzulernen und man kann richtig gute Freundschaften knüpfen und sein Netzwerk erweitern. Ich würde es jedem empfehlen.

Was machen Sie heute beruflich und wie sind Sie dazu gekommen?

Ich arbeite seit Jänner 2022 am Austrian Institute Of Technology und dort am Center for Innovation Systems and Policy, also in der angewandten Forschung. Hier bin ich schon stark wegen des STS-Studiums reingerutscht, in dem ich mir viele Kompetenzen für den Forschungsbereich erworben habe, aber ich habe auch Praktika bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft gemacht, durch die ich noch stärker in die angewandte Forschung reingekommen bin. Dort wollte ich weiter an Projekten der angewandten Forschung arbeiten und dann habe ich gesehen, dass meine heutige Stelle ausgeschrieben war und mich beworben.

Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus und was sind Ihre Aufgaben?

 Meine Aufgaben sind richtig vielfältig. Am Center gibt es hauptsächlich Auftragsforschung und mein Forschungsbereich ist Innovationspolitik und Transformation. Hier beschäftigen wir uns mit der Bewertung, Entwicklung und Evaluierung von Politikinstrumenten und Governance-Strukturen in Bezug auf Forschungs- Technologie- und Innovationspolitik. Gerade bin ich in einem Projekt, in dem wir das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 evaluieren und ich habe hier den Schifffahrtsbereich evaluiert. Daneben beschäftigen wir uns mit der nachhaltigen Transformation von Städten und mit partizipativen Prozessen zur Einbindung möglichst vieler Interessensgruppen.

Von welchen Kenntnissen und Fähigkeiten aus dem Studium profitieren Sie heute noch?

Vor allem von der zukunftsorientierten reflexiven Denkweise und der Interdisziplinarität, die es mir erlaubt, unterschiedliche Zugangsweisen zu verschiedenen Themen zu haben. Das ist wirklich eine Stärke des Studiums. Außerdem kann ich auch heute noch viel theoretisches Wissen über und Methoden für partizipative Prozesse einbringen und die vorausschauende Politikberatung, die wir machen, fällt mir durch die Kompetenzen aus dem Studium einfach leichter.

Was machen Sie zum beruflichen Ausgleich?

 Am Wochenende gehe ich gerne spazieren oder fahre raus aus der Stadt, um den Kopf freizubekommen. Wenn es die Zeit zulässt, mache ich Crossfit und sonst entspanne ich auch einfach gerne auf der Couch.

Was würden Sie heutigen Studierenden mitgeben wollen?

 Ich würde auf jeden Fall empfehlen, ein Auslandssemester zu machen. Ich finde, das erweitert den Horizont und bietet einfach die Möglichkeit, internationale Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu entwickeln, die dann auch länger halten können. Und: Dranbleiben am Studium, es lohnt sich!

Auf ein paar Worte mit Pia Weinlinger

Ein glücklicher Moment an der Uni Klagenfurt war … als ich die SAP Design Thinking Challenge mit meinem Team gewonnen habe.

Aus meiner Studienzeit besitze ich noch… meinen Uni-Klagenfurt-Pullover und meine Abschlussdokumente.

Inspiriert hat mich… vor allem mein Professor Daniel Barben, weil er wirklich an Zukunftsthemen forscht. Diese Themen sind vielleicht noch im Aufkommen, so wie z.B. Climate Engineering, aber das fand ich echt inspirierend.

Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich… auf jeden Fall noch einmal an der Uni Klagenfurt studieren.

Mein Studium in vier Worten: Lehrreich, lustig, fordernd und zukunftsweisend