Peter Putzer | Foto: aau/Müller

Ein Wiedersehen mit… Peter Putzer

Peter Putzer hat in Klagenfurt Informatik studiert und war viele Jahre in der Österreichischen HochschülerInnenschaft engagiert. Heute arbeitet er in der IT-Sektion des Finanzministeriums. Mit ad astra hat er über seinen Weg dorthin gesprochen.

Was haben Sie sich erwartet, als Sie 1996 von Innsbruck nach Klagenfurt gekommen sind?
Eine Uni am See. Obwohl ich selbst eigentlich gar nie der sportliche Strand-Typ war. Für die Informatik hatte ich mich schon vorab entschieden; die andere Option wäre Geschichte gewesen, was aber meine Eltern eher für brotlos gehalten haben. Auf Klagenfurt bin ich gekommen, weil die Informatik gute Werbung auf der Studieninformationsmesse gemacht hat. Die Informatikstudierenden, die den Stand der Uni betreut haben, haben von den guten Betreuungsverhältnissen und der familiären Atmosphäre erzählt. Das hat mich damals angesprochen.

Haben Sie bekommen, was Sie erwartet haben?
Ja, die Betreuungsverhältnisse waren wirklich sehr gut, jedenfalls auf der Informatik. Bei anderen Fächern wäre das vielleicht nicht so zum Tragen gekommen. Neben meiner Berufstätigkeit habe ich inzwischen auch einige Semester Gender Studies an der Universität Wien studiert und gesehen, wie es auch ausschauen kann. Ein Moloch! Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich mich damals für Klagenfurt entschieden habe.

Was machen Sie heute beruflich?
Ich bin im Finanzministerium in der IT-Sektion tätig. Hauptsächlich mache ich klassisches Requirements Engineering, also Anforderungserhebung, zum Teil gehört auch noch die Erstellung von Spezifikationen dazu. Wir sind die Schnittstellen zwischen den Fachsektionen und den Entwicklerinnen und Entwicklern, die die Anforderungen dann umsetzen.

Wie gestaltete sich Ihr Weg dorthin?
Als ich Ende 2006 angefangen habe, gab es davor einen jahrelangen Aufnahmestopp in der öffentlichen Verwaltung, was sich natürlich auf den Altersschnitt ausgewirkt hat. Meine Aufnahme ist im Rahmen eines Trainee-Programms erfolgt, bei dem auf einen Schlag 15 oder 20 neue Leute ins Finanzministerium gekommen sind. Das Ganze war damals ziemlich groß aufgezogen – ausgewählt worden sind dann interessanterweise tendenziell eher Personen mit einem „bunten“ Hintergrund: Also nicht unbedingt die, die ihr Studium in Mindestzeit absolviert haben, sondern eher mit politischem oder sozialem Engagement oder mit Auslandserfahrung punkten konnten. Wir sind auch aus unterschiedlichen Fachbereichen gekommen; wenn ich mich richtig erinnere, war ich aber der einzige „echte“ Informatiker.

Fühlten Sie sich durch Ihr Studium wohlvorbereitet auf Ihre Aufgaben?
Das fachliche Wissen aus der Informatik ist die Grundlage. Das, was ich in der ÖH darüber hinaus gelernt habe, ist eine schöne und wichtige Ergänzung: Von dort konnte ich Kompetenzen wie Sitzungsführung, Verhandeln oder Präsentieren gut mitnehmen und nutzen.

Wie lange waren Sie in der ÖH tätig?
Zu Beginn war das Studium recht anstrengend, weshalb ich mir noch keine anderen „Nebenbeschäftigungen“ zugetraut habe. Vor allem die Mathematik habe ich in den ersten Semestern als recht zäh erlebt. 1999 bin ich dann in die Studienrichtungsvertretung „hineingerutscht“. Im Zuge der Proteste gegen die Einführung von Studiengebühren war ich dann auch im Bildungspolitischen Referat aktiv. Nach meiner Rückkehr von einem Praxissemester in Paris bin ich 2001 dann selbst Bildungspolitischer Referent geworden und 2003 dann für ein Jahr Vorsitzender der ÖH Klagenfurt.

Haben Sie den Eindruck, dass Sie damals die Geschicke der Universität mitgestalten konnten?
Ja, den Eindruck hatte ich schon. Es war die Zeit, in der zuerst die Studiengebühren und dann das Universitätsgesetz 2002 eingeführt wurden. Gleichzeitig waren noch Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden, da der Gründungskonvent vieles relativ frei entscheiden konnte. Wir haben uns als Studierende damals – anders als der Mittelbau – entschlossen, diese Restfreiheiten so gut als möglich zu nutzen und den Konvent nicht zu boykottieren. Das damals entstandene Klagenfurter Studienrecht war ja trotz der absoluten professoralen Mehrheit durchaus studierendenfreundlich gestaltet. Leider ist das inzwischen über Bord geworfen worden, aber es hat einige Jahre gehalten. Günther Hödl, zuerst als stellvertretender Vorsitzender des Gründungskonvents, dann als Rektor, war ein sehr kooperativer Partner, der die Studierenden immer stark ins Boot geholt hat. Ich habe in dieser Zeit gelernt, Funktionsweisen der Politik zu nutzen: Bei der Rektorswahl haben wir zum Beispiel alle Kandidaten in Hinblick auf Studierendenthemen befragt und sind dann auch zu allen stimmberechtigten Mitgliedern der Gremien gegangen, um für unsere Wahl zu werben.

Also haben Sie „Politik gelernt“?
Ja, schon. (lacht) Man sollte in keine Abstimmung gehen, von der man nicht weiß, wie sie ausgeht.

Brauchen Sie das jetzt in Ihrer beruflichen Tätigkeit?
In der Form natürlich nicht. Aber es gibt viele Soft Skills, die durchaus nützlich sind.

Und die „zähe“ Mathematik zu Studienbeginn?
Nein. Trotzdem ist es gut, nicht nur die Grundbegriffe zu kennen und vieles zumindest schon einmal gehört zu haben. Dadurch fällt es leichter, so manche Zahlen, die man präsentiert bekommt, richtig einzuschätzen.

Politische Arbeit war Ihre Leidenschaft während des Studiums. Worin fließt diese Energie nun, wo Sie berufstätig sind?
Etwas, das mir schon vorher sehr wichtig war: Gut kochen & essen, genießen. Ich betreibe mittlerweile unter der Adresse mundschenk.at den Food-Blog „Der Mundschenk & Compagnie“. Da fließt derzeit viel Energie und Zeit rein; die Liste an neuen Themen und Ideen ist lang.

Welche weiteren beruflichen Pläne haben Sie?
Die Frage, wo ich mich in fünf Jahren sehe, habe ich schon bei meinen Bewerbungsgesprächen nie gut beantworten können. Ich bleibe neugierig, was kommt.

Zu welcher (Aus-)Bildungsstrategie würden Sie heutigen StudienanfängerInnen raten?
Engagiert euch, wo es geht, behaltet aber euer Studium im Auge. Die ökonomischen Zwänge und der Geschwindigkeitsdruck sind heute höher, als sie es während meiner Studienzeit waren, auch aufgrund der Bachelor-/Master-Struktur. Gleichzeitig hat man aber während des Studiums viel mehr Freiheiten als später. Es ist in der Studienzeit einfacher, Kontroverses zu tun und zu sagen. Es wäre schade, das nicht zu nutzen.

für ad astra: Romy Müller