Vortrag: Politik in Zeiten der Corona-Krise. Zwischen Normalitätsfetisch und Souveränitätsphantasma

Mittwoch 19. Jänner 2022, 17-19 Uhr

Online-Vortrag  (keine Anmeldung erforderlich)

Univ.-Prof.*in Dr.*in Gundula Ludwig, Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung, Universität Innsbruck.


zum Vortrag:

Seuchen ohne Seuchenpolitiken gibt es nicht. Auch die Covid-19-Pandemie ist eingebettet in gesellschaftliche Verhältnisse und in Politiken, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass aus einer Gesundheitskrise eine umfassende gesellschaftliche Krise wurde. Diesen gesellschaftlichen und politischen Einbettungen widmet sich der Vortrag im ersten Teil mit Fokus auf staatliche Politiken. Hier wird zum einen dargelegt, wie vergeschlechtlicht-intersektionale Strukturen und Diskurse des Staates die Corona-Krise (mit) hervorgebracht haben und zum anderen wie staatliche Krisenbewältigungspolitiken auf vergeschlechtlicht-intersektionale Ungleichheiten zurückgreifen.

Im zweiten Teil wird reflektiert, wie sich im Umgang mit der Pandemie Bruchlinien moderner westlicher Gesellschaften und ihre androzentrischen und kolonialen Logiken zeigen: Welches Verständnis von „Freiheit“ wird in den Diskursen um die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie aktualisiert? Warum ist die dominante Antwort auf eine Ausnahmesituation das Versprechen von Souveränität? Was wird unter Solidarität verstanden? Welche Rolle spielen Wahrheit, Wissenschaft und „fake news“? Woher rührt die Sehnsucht nach der „Rückkehr zur Normalität“? Warum gibt es im öffentlichen Diskurs kaum hörbare emanzipatorische Bezüge auf Relationalität und Fragilität? Und was könn(t)en wir von queer-feministischen, antirassistischen, dekolonialen Wissensarchiven, Praxen und ‚Beziehungsweisen‘ für einen ganz anderen Umgang mit Leben, Immunität, Gemeinschaft, Verletzbarkeit und Solidarität lernen?

 

zur Vortragenden:

Gundula Ludwig ist Politikwissenschaftlerin, Professorin für Sozialwissenschaftliche Theorien der Geschlechterverhältnisse und Leiterin des Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) an der Universität Innsbruck. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind queer-feministische Staats-, Macht- Demokratie und Gesellschaftstheorien, Bio- und Körperpolitiken, Medizingeschichte, Theorien der Subjektivierung, Rechtspopulismus und Autoritarisierung. Mitherausgeberin der Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft. Co-Leiter*in des Projekts „Covid19 – ein Mosaik. Politiken des Lebens in Zeiten der Corona-Krise. https://www.covid19-mosaik.de.

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