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Von Klagenfurt nach Vancouver: Forschen in Kanada

Christoph Klemenjak ist Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme (NES). Derzeit ist er gerade an der Simon Fraser University, Vancouver, Kanada, für einen Forschungsaufenthalt bis Anfang August. Er arbeitet und forscht in einer sehr aktiven Forschungsgruppe zu den Themen Smart Grid, Personal Carbon Tracking und Computational Sustainability mit. Wir haben mit Christoph geskypt und mit ihm über seine Zeit in Vancouver geplaudert:

Uni Klagenfurt: Hallo Christoph, erzähl uns doch mal, wo du gerade bist?

Christoph: Ich bin zurzeit an der Simon Fraser University (SFU) in Vancouver (Kanada).

Uni Klagenfurt: Wow, sehr cool. 🙂 Wie ist es dazu gekommen?

Christoph: Im Rahmen meiner Dissertation forsche ich zu den Themen Machine Learning und Smart Grids. Ich habe mich für eine Mobilitätsförderung von NachwuchswissenschafterInnen beworben und erfreulicherweise eine Zusage bekommen. Danke an die Universität an dieser Stelle!

Uni Klagenfurt: Das klingt wirklich sehr interessant. Wie ging es dann weiter?

Christoph: Zwei bekannte Professoren von der SFU haben mich daraufhin eingeladen, in ihrem Team im „Computational Sustainability Lab“ mitzuarbeiten.

Uni Klagenfurt: Was machst du dort so den ganzen Tag?

Christoph: Es tut sich sehr viel im Moment. Wir beschäftigen uns mit einem aktuell sehr großen Problem im Bereich Smart Grids, nämlich der Vergleichbarkeit von Energiemessdatensätzen und der Anwendung von Deep Learning Techniken, um Energieflüsse besser verstehen und vorhersagen zu können. Ich glaube das beschreibt es am besten. Übrigens erleben wir im Moment auch eine schnell voranschreitende Diskussion wie man Deep Learning in Zukunft optimal einsetzen kann, um dem Klimawandel entgegenwirken zu können. Demnach scheinen unsere Bestrebungen nicht ganz falsch zu sein. Wir haben noch viel vor. Eine erste gemeinsame Publikation ist bereits zur Begutachtung eingereicht und die nächste Forschungsarbeit rollt an.

Uni Klagenfurt: Das klingt wirklich nach einer sehr spannenden und interessanten Tätigkeit.

Christoph: Aufregend ist es in der Tat, man spürt förmlich wie die Leute im Labor für dieses Thema brennen.

Uni Klagenfurt: Auweia, das klingt dramatisch. Was können wir in Zukunft beispielsweise gegen den Klimawandel tun?

Christoph: Aus Sicht eines Informationstechnikers:  Wir könnten beispielsweise die Vorhersage der Produktion von Wind und Solaranlagen versuchen zu verbessern. Durch eine exakte und verlässliche Vorhersage lässt sich das Netz besser planen und balancieren. Das ist laut Meinung vieler ExpertInnen im Moment noch ein großes Problem.

Uni Klagenfurt: Was steht als Nächstes an?

Christoph: Aus Diskussionen hier konnte ich schon viele Ideen für zukünftige Forschungsaktivitäten mitnehmen. Einige Masterarbeiten und Projekte für Studierende werden demnächst ausgeschrieben.

Uni Klagenfurt: Magst du uns noch ein bisschen mehr über deine nächsten Projekte erzählen? Was steht als nächstes an?

Christoph: Gerne. Ich würde sagen, das gliedert sich in mehrere Bereiche. Im Hinblick auf Forschung plane ich die Kooperation mit der SFU aufrecht zu halten und unseren gemeinsamen Weg fortzusetzen. Je länger wir arbeiten, desto mehr interessante Fragen ergeben sich. Konkret werden wir uns weiter mit Künstlicher Intelligenz für die Vorhersage von Energieverbrauch beschäftigen. In diesem Bereich ist noch viel Luft nach oben. Im September besucht uns in Klagenfurt zudem ein Experte aus Portugal, mit dem wir uns einem weiteren Thema widmen werden. Ich denke, unser Institut scheint einen guten Ruf innerhalb der Community zu genießen, was mich besonders freut. Lehre liegt mir natürlich auch sehr am Herzen. Hier werde ich versuchen das Gelernte erfolgreich an meine Studierenden weiter zu geben.

Uni Klagenfurt: Hui, da steht ja noch einiges am Plan. Langweilig wird dir sicher nicht werden 😉 Nun aber zu den privaten Angelegenheiten: Hast du schon ein wenig Kanada besichtigen können?

Christoph: Ich versuche die nähere Umgebung, also den Großraum von Vancouver, so gut es geht am Wochenende zu erkunden. Die Region bietet eine sehr hohe Lebensqualität, auch weil die BewohnerInnen sich aktiv für Naturschutz einsetzen. Das sieht man auch. Ich habe schon die eine oder andere Meile am Fahrrad hinter mir.

Uni Klagenfurt: Es ist sicher wunderschön dort! Wie warm / kalt ist es derzeit bei euch?

Christoph: Heute hatte es ca. 20 Grad, doch an manchen Tagen im Sommer steigt die Temperatur schon mal bis auf 30 an. Allerdings steht und fällt die Temperatur rasant mit der Sonne. Abends kann es schon mal frisch werden.

Uni Klagenfurt: Klingt angenehm. Zumindest besser als bei uns derzeit. Wir haben gerade eine Hitzewelle und schwitzen ordentlich. 😀 Welche Unterschiede gibt es denn zu uns (Leben, arbeiten & forschen an der Uni, etc.)?

Christoph: Zum Leben: Mit dieser Frage habe ich mich schon öfters beschäftigt und ich kann Folgendes sagen: Es ist anders und doch so gleich. Natürlich ist das keine vernünftige Aussage, beschreibt das Gefühl jedoch besonders gut. Ich würde sagen, man bemerkt die Verbundenheit Kanadas mit dem Vereinigten Königreich und dessen Einfluss über die Jahre hinweg sehr deutlich. Anderseits fließt hier auch sehr viel asiatische Kultur mit ein. Es ist ein interessanter und schöner Austausch. Was Forschung angeht, bin ich als PhD-Student quasi noch ein Teenager innerhalb der akademischen Welt. Fundamentale Unterschiede zu unserer Herangehensweise habe ich bislang keine erkennen können, weil auf beiden Seiten eifrig und mit Freude geforscht wird. Wir haben wöchentliche Meetings, gehen zusammen essen und trinken eine Menge Kaffee. Wirklich sehr viele Liter Kaffee. Da wäre vielleicht eine kleine Anmerkung, die eher ins Gesellschaftliche geht: Kanada scheint im Moment sehr viel Geld in Universitäten und Forschung zu investieren. Hier und in Toronto wird fleißig gebaut. Das sollte man sich vielleicht zum Vorbild nehmen. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass wir uns verstecken müssen. Ich finde Klagenfurt schlägt sich gut. Es ist eine sehr spannende Zeit und ich bin meinen Betreuer, unserem Institutsvorstand und natürlich der Universität selbst sehr dankbar für diese Möglichkeit. Das ist meiner Meinung nach nicht selbstverständlich und sollte mal gesagt werden.

Uni Klagenfurt: Dein Betreuer ist sicher sehr stolz auf dich. Und nun noch für alle StudentInnen hier zu Hause: Wie sieht denn das Studenten- und Partyleben in Kanada aus?

Christoph: Ist das eine Falle? 😉

Uni Klagenfurt: Hihi, nein. 😉

Christoph: Da ich bislang äußerst fleißig gearbeitet habe, kann ich ja einen kleinen Einblick geben. Der Campus hier ist etwas abseits gelegen und deshalb pendeln viele Studierende. Dennoch gibt es hier mehrere Cafés und Lokale, wo man sich nach erledigter Arbeit treffen kann. Die Karaoke Bar ist beispielsweise sehr beliebt und dort trifft man Leute aller Fakultäten. Was das Partyleben angeht bin ich sicherlich der falsche Ansprechpartner, doch ein bis zwei Mal waren wir am Wochenende Downtown unterwegs. Ich finde es angenehm, dass auf der Straße nicht getrunken werden darf. Allerdings unternehmen wir als Forschungsgruppe sehr viel. Nächste Woche gehen wir beispielsweise zusammen entspannt wandern.

Uni Klagenfurt: Wie lange bist du noch in Kanada?

Christoph: Ich bin bis an Anfang August an der SFU. Anschließend plane ich noch eine Rundreise in die Rocky Mountains um die Natur zu genießen. Danach bin ich wieder in Klagenfurt anzutreffen, mit frischem Wind und vollem Tatendrang.

Uni Klagenfurt: Sightseeing ist eine gute Idee. 😉 Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, um mit uns zu skypen. 🙂

Christoph: Vielen Dank für die nette Unterhaltung! Ich freue mich bereits auf meine Rückkehr. Abschließend kann ich nur sagen: Wir sind schon eine ganz coole Truppe in Klagenfurt. Liebe Grüße an das NES-Institut und meine KollegInnen an dieser Stelle!

Uni Klagenfurt: Also: Bis ganz bald und schlaf gut! 🙂 Liebe Grüße von uns allen aus Klagenfurt! 🙂

Christoph: Danke! Schönen Tag noch. Beste Grüße aus British Columbia!

 

Nähere Infos zum Labor finden sich hier: http://compsust.fas.sfu.ca/