Norbert Kröll ©Ingo Petramer

Norbert Kröll: No SARS on Mars – ESSAY

Am 28.04.2020 hätte Norbert KRÖLL in einer gemeinsamen Lesungsveranstaltung mit Paul AUER (Fallen, Septime Verlag 2020) seinen soeben erschienenen Roman Wer wir wären (Edition Atelier, 2020) im Robert-Musil-Institut vorgestellt.
Da die Buchpräsentation, wie alle weiteren Veranstaltungen bis 30. Juni, abgesagt werden musste, hat Norbert Kröll einen Essay für das Musil-Institut verfasst, den wir hier erstmals veröffentlichen dürfen.

 

No SARS on Mars

oder was sosl distensi mit Krieg zu tun hat und was Omas Reindling mit Gott

Essay

Nobert Kröll

 

Sie sei ja schon ein bisschen eine Heilige, haucht meine Oma ins Telefon. Deshalb glaube sie, dass die Krise von oben herabkomme, direkt von Gott, als Strafe, gerade weil sie alle betreffe. Ich frage sie, warum die Krise nicht von unten heraufkomme, direkt von Satan, gerade weil sie alle betreffe? Aber nein, lacht sie in den Hörer, der sei doch nicht fürs Bestrafen verantwortlich!

Ich schreibe diesen Text und werfe einen müden Blick auf die Uhr. Es ist fünf Uhr dreißig morgens, meine beiden kleinen Kinder waren zwischen zwei und vier Uhr munter: Hunger? Verdauung? Gehirnentwicklung? Schlecht geträumt? So genau weiß man das nicht, und es macht im Nachhinein auch keinen Unterschied. Das Baby – es kam auf die Welt, als SARS-CoV-2 bereits in China wütete –, hat zuerst geschrien und dann mit breitem Grinsen vor sich hin gebrabbelt, der Zweijährige ist bald über unsere Körper gerollt und hat dabei unaufhörlich abgejandlt, also Wörter erfunden, auf die Jandl sicherlich stolz gewesen wäre. Nun bin ich, nach zwei vollen Windeln, die dringend zu wechseln waren, munter und kann nicht mehr zurück.

Am Schreibtisch meines jugendlichen Stiefsohnes Platz genommen. Er schläft ohnehin wie ein Stein. Der merkt nichts davon, dass ich seinen Schreibtisch zu meinem Schreibtisch umfunktioniere. Homeoffice nennt man das neuerdings. Ich habe das Gefühl, dass wir uns, um unbequeme Veränderungen in unseren Leben zu verschönern, daran gewöhnt haben, auf englische Wörter zurückzugreifen. Homeoffice, das klingt doch schon mal recht sexy. Da schreibt es sich gleich angenehmer. Und Big Data hört sich besonders lässig an, vor allem für Jugendliche, die sich für Datenschutz gerade noch nicht interessieren, sowie für jene, die oftmals blind darauf vertrauen, dass die da oben schon wissen werden, wovon sie sprechen.
Ob sie eine Ahnung habe, was darunter zu verstehen sei, frage ich Oma. Mit Big Ben habe es wohl nichts zu tun, schnauft sie in den Hörer. Mit dem ausgerechnet nicht, sage ich und füge schmunzelnd hinzu, aber sie sei wirklich nahe dran.

 

Meine Oma hat nie Englisch gelernt. Wie sich für sie wohl social distancing anhört? Wie leicht es uns über die Lippen geht. Und wie leicht auch die Umsetzung im täglichen Leben, nicht wahr? (Hier bitte einen zwinkernden Smiley denken.) Mit den beiden Wörtern räumliche Distanzierung hätten wir gewiss gröbere Probleme gehabt. Das wäre uns zu technisch gewesen, da wären wir gestolpert, so genau hätten wir es dann bitteschön gar nicht wissen wollen! Nein, habe ich zu meinem Zweijährigen gesagt, als er gestern mit ausgestreckten Armen auf ein anderes Kind zugelaufen ist, er dürfe in nächster Zeit leider nicht zu den anderen Kindern hin, er müsse Abstand halten. Ob er etwa nicht wisse, was social distancing bedeute, habe ich ihn gefragt (und mich gewundert, warum Kinder nicht von Geburt an ironische Bemerkungen verstehen). Er hat den Kopf geschüttelt, mich angelächelt und versucht, die Wörter zu wiederholen: sosl distensi, hat er gesagt. Genau, wiederholte ich, so nenne man das heutzutage: sosl distensi. Blöd, hat er darauf gemeint. Stimmt, habe ich gesagt, blöd. Aber notwendig.

 

Ich sitze hier und schreibe diesen Text, weil jemand in China, der sogenannte Patient null – ich denke automatisch an einen Mann, warum? –, als erster Mensch vom SARS-CoV-2 Virus befallen wurde. Und der Premierminister von Großbritannien lag deshalb auf der Intensivstation und viele andere liegen genau aus diesem Grund unter der Erde oder zu Asche verbrannt in einer Urne.
Wenn man sich das so überlegt: Dieser eine Mensch, genau betrachtet war er – und ich will ihm hier keine Schuld zuweisen, denn er wusste ja nichts von der zukünftigen Pandemie –, und trotzdem: Diese Person war es, die das Virus weiterverteilt hat. Wäre dieser eine Mensch kurz nach der Infektion niemandem mehr begegnet, wäre es, sagen wir, zufällig ein Eremit gewesen, der sich, bloß um seine Speisekammer aufzufüllen, an jenem verhängnisvollen Tag beim Besuch eines Markts in Wuhan angesteckt hätte, sagen wir, da er von einem Rüpel unsanft weggestoßen worden wäre und daraufhin mit dem Kopf an einen mit Fäkalien beschmutzten Käfig geknallt, worin – wieder rein zufällig – ein mit Covid-19 infiziertes Gürteltier (oder ein anderes Mittlertier, das erst gefunden werden muss) auf seinen Tod gewartet hätte, so wäre der Kelch an uns vorübergegangen. Warum? Nun, er hätte die Krankheit in seiner Einsiedelei bekommen, die Symptome – wenn er denn überhaupt welche gehabt hätte – als Grippe abgetan, und wäre genesen … oder verstorben, ohne dass die Welt davon Notiz genommen hätte.

Aber, und das wissen wir, es wäre nur ein Aufschub gewesen, ein verflixtes Spiel mit der Zeit. Denn solange der Handel mit Wildtieren und dessen Verzehr in China, und dem Rest der Welt, aufrecht erhalten bleibt (man wird noch sehen, ob das Verbot diesmal eingehalten wird, denn nach der SARS-Pandemie 2002/2003 wurde der Verkauf bald wieder erlaubt), solange ist die potentielle Gefahr gegeben, dass eines von den dutzenden verschiedenen Coronaviren der Fledermäuse abermals ein Mittlertier befällt und dort mutiert, um – und an diesem Punkt würde sich gewiss ein gelangweilter Gott ins perfide Spiel einklinken – endlich auf den Menschen überzuspringen. Auf den Menschen, der zu dumm ist, um rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, der einerseits fähig ist auf den Mond zu fliegen und Sonden zum Mars zu schicken (will nicht irgendjemand den Hit: No SARS on Mars schreiben? Bei Interesse gebe ich den Titel bei zehnprozentiger Tantiemenbeteiligung gerne her), der fähig ist Teilchenbeschleuniger zu bauen, und doch beschleunigt sich in den Gehirnen der Regierenden relativ wenig, da werden Schulen, Après-Ski-Hütten und Geschäfte nicht oder viel zu spät geschlossen, je nachdem welche Herdenimmunitäts-Theorie gerade en vogue zu sein scheint.

 

Da wird auch bald das Wort Krieg in den Mund genommen, salopp bei einer Rede an die Nation herausgeschüttelt, weil es sich toll anhört, weil jeder Politiker, der einen Krieg führt, an Sympathiewerten gewinnt.
Unverantwortlich, wie ich meine. Denn von diesen Zuständen sind wir weit entfernt. Auch Italien, Frankreich, Spanien, Großbritannien und die USA sind davon weit entfernt. Einige Militärfahrzeuge fahren mit Leichen zur Einäscherung und andernorts werden vorsorglich Massengräber ausgehoben, ja, es ist äußerst tragisch, und das Herz tut mir weh, wenn ich diese und ähnliche Bilder sehe, aber das bedeutet – bei allem Mitleid mit den Covid-19 Opfern – noch lange nicht, dass dort Krieg herrscht.

Denn: Ein Krieg, das ist etwas anderes. Ein Krieg zerreißt Kinder wie Erwachsene, ein Krieg bedeutet, in zerbombten Ruinen wohnen zu müssen, keine oder wenige Arzneien (oder Krankenhäuser, geschweige denn Beatmungsgeräte oder Intensivbetten) zur Verfügung zu haben, keine oder wenig Nahrung zu besitzen, zu hungern, zu hungern, zu hungern und nochmals: zu hungern; wir sind, ganz im Gegensatz zum soeben Erwähnten, dazu verdammt, Fett anzulegen, so wir nicht täglich zehn Mal um den Häuserblock joggen oder uns Fitness-Total-Body-Indoor-Workout Videos reinziehen (freilich ohne die Übungen nachzumachen). Wir stopfen das Essen in uns hinein. Wir haben Tonnen an Klopapier, um uns nach dem Fressen die Ärsche wund zu wischen. Können die Leidenden in einem Kriegsgebiet dasselbe von sich behaupten? Ich glaube kaum. Also reißt´s euch gefälligst zam, ihr Regierenden da draußen, und hört auf, von Krieg zu sprechen, das ist eine unglaubliche Beleidigung für all jene, denen tatsächlich tagtäglich die Kugeln um die Köpfe schwirren, die gezwungen werden, ihre Länder zu verlassen – im Gegensatz zu den im Ausland lebenden Österreicherinnen und Österreichern, die von der Regierung aufgerufen werden, nun, in dieser Krise, nach Hause zurückzukehren!

 

Mein bald vier Monate altes Baby scheint munter zu sein, ich schlüpfe kurz ins Schlafzimmer, hebe es in die Trage, schreite ein paar Kilometer in der Wohnung ab, frage es, was es eigentlich von Homeoffice halte. Es scheint sich nicht für meine Frage zu interessieren, schläft ein. Um es nicht wieder aufzuwecken, nehme ich in Zeitlupentempo am Schreibtisch Platz. Der Stuhl knarzt. Das Baby seufzt, dann Stille. Vorsichtig lehne ich mich zurück, lege die Finger auf die Tastatur. Plötzlich fährt der Kopf meines Stiefsohnes in die Höhe, er murmelt etwas vom Satz des Pythagoras; sein Kopf legt sich daraufhin, als wäre fürs Erste das Wichtigste gesagt, nieder auf den Polster. Homeschooling, frage ich, was er davon halte. Ich wiederhole die Frage. Er antwortet nicht, beginnt leise zu schnarchen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, es ist halb sieben. Gut so, sage ich mir. Endlich können die Kinder nach ihrer eigenen Uhr leben und nicht nach der der Gesellschaft. (Alle Eltern wissen, dass der Schulbeginn um acht Uhr ein kompletter Schwachsinn ist, übrigens auch die Neurologinnen und Neurologen – aber wir bleiben dabei, weil so mach ma das halt, so hammas immer g´macht und aus uns is a wos gwordn, nit wohr?)

          Homeschooling – auch wieder so ein Wort, das ultramodern rüberkommen soll, in Wahrheit aber, na ja, höchstens suboptimal umzusetzen ist. Bei den Lehrerinnen und Lehrern scheint noch keine Vernetzung stattgefunden zu haben. Die einen schicken Aufgaben per Mail, die anderen schreiben sie ins sogenannte digitale Klassenbuch, die einen benützen diese Plattform, die anderen jene, die dann aber wegen der vielen gleichzeitigen Zugriffe überlastet ist und nicht reagiert, sich immerfort aufhängt. Eine Lehrerin schreibt, dass sie die Arbeitsblätter bitte nicht mit dem Handy fotografiert haben will, sondern unbedingt als Scan benötigt. Wie kann sie davon ausgehen, dass jede Familie einen Scanner zuhause rumstehen hat? Laptop oder Computer soll (muss?) ohnehin jedes Kind schon besitzen, sonst ginge überhaupt nichts. Ach, eine schnelle Internet Verbindung wäre fein. Und, wenn´s kein größeres Problem darstellt, dann vielleicht noch ein Headset, falls doch mal eine Unterrichtsstunde gestreamt wird. Dass davon ausgegangen wird, dass sich jede Familie diese Geräte leisten kann, finde ich überheblich. Ebenso, dass wir, als Eltern, plötzlich Lehrer und Eltern zur selben Zeit sein sollen.

Manche Lehrerinnen und Lehrer schicken gleich gar nichts: Warum bittet der Turnlehrer die Kinder nicht, bestimmte Übungen für zu Hause zu machen, als Lockerungsübungen für zwischendurch? Er hat sich tatsächlich kein einziges Mal gemeldet, scheint untergetaucht zu sein. Warum schickt die Deutschlehrerin keine Liste raus mit zeitgenössischen Büchern, die zu lesen wären? Wann, wenn nicht jetzt? Vielleicht, weil es zu viel Arbeit wäre, sich mit einem neuen Buch auseinanderzusetzen? Hauptsache Sturm und Drang hätten sie zum x-ten Mal durchgekaut! (Ja, die Herren Goethe und Schiller, ihr seid eh sehr sehr SEHR wichtig und werdet es auch bleiben, aber ihr wart bestimmt froh, dass ihr zu Lebzeiten rezipiert wurdet, um überleben zu können, nicht?) Wieso verschickt die Biologielehrerin kein Infomaterial über Viren – zum Beispiel im Unterschied zu Bakterien – an die Schülerinnen und Schüler? Es wäre doch eine unglaublich große Chance, dieses Thema aufzugreifen. Warum schickt der Musiklehrer nicht Youtube-Videos von The Knack mit My Sharona und allen dazugehörigen My Corona Coverversionen raus, um die Kinder, nach erfolgreich hochgeladenem Arbeitsblatt über die Renaissancemusik, dem Madrigal und der Viola da gamba, zwischendurch einfach einmal aufzuheitern? Wieso verteilt die Geografielehrerin kein Infomaterial zur derzeitigen Wirtschaftslage an die Kinder? Weshalb empfiehlt der Geschichtelehrer nicht eine interessante Online-Doku über Pandemien, über die spanische Grippe? Weil das ja genau genommen zu Biologie gehöre und nicht zu Geschichte? Echt jetzt? Ist es vom Lehrpersonal zu viel verlangt, Bezüge zur Gegenwart herzustellen? Ist das nicht eigentlich ihre Aufgabe, ihre Pflicht? Geht halt nicht, weil sie nichts Neues durchnehmen dürfen. Weil Camus’ Die Pest heuer leider nicht im Lehrplan steht. Tut das Lehrpersonal absichtlich so, als würden wir im Moment nicht unter einer weltweiten Krise, unter einer absoluten Ausnahmesituation leiden? Würde es einen verpflichtenden Ethikunterricht (für ALLE) geben, könnten auch die psychischen Herausforderungen und philosophischen Implikationen diskutiert werden. Aber ich vergaß: Es stünde nicht im Lehrplan. Am besten also Augen zu und irgendwie durchwurschteln!

 

Das Baby erwacht abermals, schaut mich mit großen Augen an und fragt mich, was es dann sei, wenn es kein Krieg sei? Ganz einfach, erkläre ich ihm: Die Grausamkeit der Natur habe zugeschlagen. Ich korrigiere mich: Die Natur habe zugeschlagen, ohne Grausamkeit. Ich korrigiere mich abermals: Die Natur, sage ich, und füge hinzu, nur die Natur, mehr nicht. Sie schlage nicht zu, sie sei da, umgebe uns und sei in uns. Es selbst sei auch ein Teil davon, sage ich dem Baby. Das Baby nickt. Es ist ein guter Zuhörer. Es fragt, ob Viren auch etwas Gutes bewirken können. Viren seien weder gut noch böse, erkläre ich, aber ja, ich verstehe, was es meine: Viren können Krebszellen töten, sie sorgen für Artenvielfalt und für ein ökologisches Gleichgewicht in den Ozeanen, die Viren der Bakterien unserer Darmflora beeinflussen auch unser Immunsystem, sie waren ein wichtiger Faktor in der menschlichen Evolution. Falls es sich näher dafür interessiere, sage ich dem Baby, könne es sich gerne im Internet darüber informieren, freilich nur als ersten Anknüpfungspunkt, um dann zur Vertiefung die wissenschaftlichen Beiträge in den Zeitungen und einschlägigen Zeitschriften zu lesen. Das Baby sagt: cool. Es schläft weiter.

Ich huste. Oma fragt mich sogleich, ob er trocken sei, der Husten. Ich sage, er sei feucht, meines Erachtens extrem feucht (er ist trocken), außerdem hätte ich mich nur verschluckt. Panik steigt in mir hoch. Es erinnert mich an die ersten Tage im Lockdown. Nun endlich ein Wort, das im Englischen bedrohlicher klingt als das schale Ausgangssperre im Deutschen, aber vermutlich nur deshalb, weil mich der Klang an dystopische Weltuntergangsfilme erinnern lässt. Es wird, denke ich, wegen der trockenen Luft sein, sage ich meiner Oma. Das habe die Erna von der Schattenseite drüben auch gemeint, ich kenne sie doch? Aber ja, sage ich, die gute alte Erna (wer zur Hölle ist Erna?). Sie habe anfangs jedenfalls auch Ausreden parat gehabt, meint Oma, doch nun liege sie im Krankenhaus. Gott möge sie beschützen, fügt sie hinzu. Ob ich das richtig verstanden hätte, frage ich: Gott habe uns zuerst alle absichtlich bestraft, und nun soll er die Erna vor seiner eigenen Strafe beschützen? Lange höre ich nur Omas Schnaufen durch den Hörer. Ich verstehe das halt nicht, sagt sie schließlich und legt nach einer kurzen Entschuldigung auf. Ich werde sie später zurückrufen und fragen, wie ihr der Osterreindling diesmal gelungen sei und ob sie mir nicht ein Stück, das übriggeblieben sei, per Post nach Wien schicken wolle. Das wird sie bestimmt aufheitern. (Sie wird mir keinen halben Reindling schicken, sie wird für mich extra einen neuen backen, was auch meinen Magen aufheitern dürfte.)

Ich öffne die Jalousien, dann die Fenster. Mein Stiefsohn erwacht durch die schräg hereinfallenden Sonnenstrahlen und wirft mit einem Ruck die Decke zurück. Er habe von der Schule geträumt, murmelt er. Seine Freunde, er vermisse sie. Ich öffne den Mund, um ihm Trost zu spenden. Plötzlich schreit das Baby, es will trinken. SOFORT! Zeitgleich trippelt mein Zweijähriger – wie sehr ich dieses Geräusch liebe! – mit einem (leider vergriffenen) Erwin Moser Buch in seinen kleinen Händen ins Zimmer und ruft bestimmt: lesen! Okay, okay. Einatmen. Ausatmen. Ich huste abermals, diesmal bewusst in die Armbeuge. Ich glaube, es wird bloß wegen der trockenen Luft gewesen sein. Oder? Oma würde wohl sagen: Wenn du unbedingt glauben willst, ruf Gott an, aber in diesem konkreten Fall dann doch lieber die 1450!

 

 


Norbert Kröll, geb. 1981 in Villach (Österreich), lebt und arbeitet in Wien.

Sprachkunst Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Mitherausgeber des Literaturmagazins JENNY #2 (De Gruyter). Arbeits- und Reisestipendien des Kunstministeriums. Wiener Literatur Stipendium 2016. Forum Land Literaturpreis 2017. Jubiläumsfonds-Stipendiat der Literar-Mechana 2018. Förderpreis für Literatur des Landes Kärnten 2018. Dritter Preis beim Feldkircher Lyrikpreis 2019. Wiener Literatur Stipendium 2020.

Veröffentlichungen in Literatur-Zeitschriften und Anthologien (LICHTUNGEN, Die Rampe, etcetera, DUM, …). Der Debüt-Roman Sanfter Asphalt erschien 2017 im Löcker Verlag. Der Roman Wer wir wären erschien im März 2020 bei Edition Atelier.
http://www.norbertkroell.net/


Neuerscheinung:

Norbert Kröll: Wer wir wären (Roman)
Edition Atelier, März 2020
296 Seiten
ISBN: 978-3-9906502-6-4