Ehrendoktor Georg Gottlob | Foto: aau/Michael Stabentheiner

„Galionsfigur der Informatik“

Georg Gottlob gilt als einer der klügsten Köpfe der Informatik. Ende November wurde ihm das erste technische Ehrendoktorat der AAU verliehen. Er ist Professor für Informatik an der University of Oxford und Fellow of St John’s College, Oxford, sowie Professor der Technischen Universität Wien.

 

„Die Informatik ist die Fortführung der Logik mit anderen Mitteln“, ein wichtiges Motto von Georg Gottlob. Für die Logik, die er in möglichst allen universitären Disziplinen vermittelt sehen möchte, brennt seine Leidenschaft. Georg Gottlob wundert sich darüber, wie wenig „logisch“ Suchmaschinen wie beispielsweise Google funktionieren, und arbeitet heute an der Entwicklung von „logischeren“ Wegen, sich in den Tiefen des World Wide Webs zurechtzufinden. „Das Internet ist eine Ansammlung von sehr viel Blödsinn. Diesen muss man tolerieren, weil der digitale Raum Artikulationsmöglichkeiten für viele Menschen bietet. Mein Bedürfnis ist es, das Interessante herauszufiltern, und das möglichst automatisch“, erklärt er. Aus seiner Forschung gingen Start-ups hervor, unter anderem die Firma Wrapidity, die er in Oxford mit seinen Mitarbeitern aufgebaut hat. Wrapidity, mittlerweile verkauft, basiert auf einer neuen Methode, mittels künstlicher Intelligenz präzise Daten aus verschieden strukturierten Webseiten zu extrahieren und in einem einheitlichen Format in einer Datenbank abzulegen. So können z. B. Immobilien- oder Jobangebote aus unzähligen Websites herausgefiltert werden.

 

Georg Gottlob hat die Gründerväter der Informatik an der AAU beim Aufbau des Fachbereichs vor 30 Jahren unterstützt. Das Ehrendoktorat wurde ihm im Rahmen der 30-Jahre-Feier unter anderem von Dekan Gerhard Friedrich überreicht, der dazu ausführt: „Gottlobs wissenschaftliches Werk im Bereich Datenbanktheorie sowie Wissensrepräsentation und -verarbeitung ist beeindruckend und weltweit prägend für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz sowie des Bereichs Data and Knowledge-bases.“

Der Lebenslauf des Informatikers ist der eines Ausnahmewissenschaftlers, einer „Galionsfigur der internationalen Informatik“, wie ihn Rektor Oliver Vitouch beschreibt: Die Arbeiten von Gottlob wurden über 17.900-fach zitiert und sein H-Index beträgt 69. Gottlob ist unter anderem Wittgensteinpreisträger, Fellow der Royal Society, Fellow der Association for Computing Machinery, Fellow der EDDAI (European Artificial Intelligence Society), Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie als “Highly Cited Scientist” durch das Institute of Scientific Information (ISI) ausgezeichnet. Im Gespräch erzählt er, dass er schon früh wusste, dass er Wissenschaftler werden wolle. Einer exakten Planung entziehe sich eine solche Karriere aber. „Ich hatte eine Stelle in der Privatwirtschaft in Mailand angenommen und mir drei Tage Bedenkzeit erbeten. Am dritten Tag meldete sich dann eine Kollegin bei mir, die auch nach Mailand gezogen war. Sie erzählte mir von ihrem Freund, einem Informatiker, Stefano Ceri. Zufällig hatte ich an diesem Tag einen Artikel von ihm gelesen.“ Das war dann das Zeichen für Gottlob, den Vertrag abzulehnen und doch in die Wissenschaft zu gehen. „Als Postdoc in Mailand, schlecht bezahlt, aber zufrieden.“ Mit Ceri sollte Gottlob dann gemeinsame Projekte durchführen und vielfach publizieren. Als Erfolgsgarant für seine wissenschaftliche Arbeit sieht er das Arbeiten in der Tiefe: „Wenn man tiefe Resultate hat, dann hat man auch viele.“

 

Das Forschungsgebiet des Informatikers hat sich in den letzten 30 Jahren stark gewandelt. Insbesondere die Künstliche Intelligenz hat in den 1980er und 1990er Jahren eine Hochblüte erlebt, danach kam, so erzählt er, der „AI (artificial intelligence)- Winter“. Momentan gebe es wieder viele Erfolge, ein Bereich sei für ihn aber noch herausfordernd: „Unser Gehirn hat eine rechte Gehirnhälfte, die sehr schnell erkennen und wahrnehmen kann. Die linke Gehirnhälfte kann besser formalisieren und Inhalte zu logischen Regeln bringen. Mit dem so genannten machine learning sind wir soweit, dass Maschinen ähnlich der rechten Gehirnhälfte arbeiten. Uns fehlt aber die Interpretation, die Möglichkeit, das Wissen in Regeln zu verarbeiten und das dann mit dem schnell Gelernten der rechten Gehirnhälfte zu verbinden.“ Gelänge der Wissenschaft dies, wäre künstliche Intelligenz gereift.

für ad astra: Johanna Röttl