Ein akademischer Genmix, der zu evolutionären Vorteilen führt

Martin Hitz ist Vizerektor für Personal. Als Gründungsdekan der Fakultät für Technische Wissenschaften und Hauptverantwortlicher der Generalsanierung 2016-18 treibt ihn die Frage an, was er selbst zu einer gedeihlichen Universitätsentwicklung beitragen kann. Sein Motto: Nur nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern anpacken.

Ich bin ein Mensch, der den Kopf nicht in den Sand steckt, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Ich weiß nicht, ob mich das auszeichnet, oder ob ich lediglich die schlechteren Nerven habe und immer dann aufzeige, wenn es etwas zu tun gibt und sich sonst alle bedeckt halten. Mir persönlich ist es wichtig, dass der Universitätsbetrieb gut läuft. Dazu leiste ich gerne meinen Beitrag. Für mich ist das eine Form des Gemeinschaftsgefühls: je mehr Erfolg wir als Universität haben, desto wohler fühle ich mich.

Die Universität hat sich sehr gewandelt. Viele Komponenten tragen dazu bei, dass der Name der Universität international zu klingen beginnt. Es sind besonders unsere jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die weltweit mobil sind und so wertvolle Erfahrungen sammeln. Unsere neuberufenen Professorinnen und Professoren sind international sehr gut vernetzt. Ähnlich wie in der Biologie erzeugt dies einen akademischen Genmix, der zu evolutionären Vorteilen im Wissenschaftsbetrieb führt. Ich bin davon überzeugt, dass wir am meisten erreichen können, wenn wir gemeinsam daran arbeiten. Wissenschaftsbetrieb und Administration sollen Hand in Hand gehen. Ich versuche mit gutem Beispiel voranzugehen und anzupacken, wo immer es notwendig ist. Ich bin davon überzeugt, dass sich dieser „Anpack“ entlang der Kommunikationslinien in unserem Haus vererbt. Jedenfalls spüre ich den gemeinsamen Willen in allen Bereichen, die Universität voranzubringen. Gleichzeitig gibt es Maßnahmen, die unser Universitätsleben ganz objektiv verbessern. Seit der Generalsanierung ist die Universität ein attraktiver Aufenthaltsort, an dem man sich wohlfühlt. Aufgrund unserer Überschaubarkeit und Kleinheit können wir uns ein Schmuckschatullendasein leisten. Die Universität ist damit mehr als nur ein Ort zum Arbeiten und Studieren, es ist ein Campus zum Wohlfühlen, auch weil viele einander kennen. Große Universitäten haben es da schwerer.

„Mir persönlich ist es wichtig, dass der Universitätsbetrieb gut läuft. Dazu leiste ich gerne meinen Beitrag. Für mich ist das eine Form des Gemeinschaftsgefühls: Je mehr Erfolg wir als Universität haben, desto wohler fühle ich mich.“ (Martin Hitz)

Besonders freut mich als Gründungsdekan die Entwicklung der Technischen Fakultät. Wir sind damals, noch vor nicht allzu langer Zeit, angetreten, um die schon seit 30 Jahren existierende mathematisch-informationstechnische Richtung besser bekannt zu machen. Da war sie also, die Idee, eine Technische Fakultät zu gründen. Wir haben sie ein wenig großspurig „Fakultät für Technische Wissenschaften“ genannt, denn wir wollten die zukünftige Entwicklung nicht mit hinderlichen Begrifflichkeiten einschränken. Die Fakultät hat sich bisher stark auf den informationstechnischen Bereich fokussiert. Durch diese Bündelung von Know-how haben wir die Chance, Leuchtturmeffekte zu erzielen. So haben wir im Times Higher Education World University Ranking 2020, das uns im Fach Computer Science der Ranggruppe 201-250 zuweist, den dritten Platz unter den sieben österreichischen Informatik-Standorten erreicht; wenn man die spezifische Publikationsrezeption („Citations“) betrachtet, sind wir sogar Erster.

Deshalb bin ich über die derzeitige Entwicklung ausgesprochen erfreut (zufrieden ist man natürlich nie). Jetzt sehen wir, wie die Puzzle-Steine an ihre jeweiligen Plätze fallen. Vieles entsteht erst aus einer gewissen Masse heraus: Kooperationen ergeben sich aufgrund internationaler Sichtbarkeit und einer lebendigen Scientific Community. So entstehen Andockmöglichkeiten, die nun auch rege genutzt werden. Insofern sind unser strategischer Fahrplan und die Überlegung, eine Fakultät zu gründen, nicht so falsch gewesen.

Und wenn dann die eigenen Pläne durch äußere Konstellationen, also zusätzliche Forschungszentren wie Joanneum Research, Fraunhofer Institut und Lakeside Labs ergänzt werden, ist das perfekt. Die Technische Fakultät forscht an den technischen Aspekten der Digitalisierung. Seit Anfang 2019 wird sie durch das Digital Age Research Center ergänzt. Das ist eine Schwesterinstitution, die das Thema Digitalisierungsforschung interdisziplinär vorantreiben und vernetzen wird. Unser Ziel ist es, damit einen für unsere Gesellschaft wesentlichen Beitrag zu leisten. Es ist alles andere als einfach, diese interdisziplinäre Idee am Reißbrett zu planen: lebendige Kooperationen haben immer eine starke Bottom-up-Komponente. Dafür müssen wir einen fruchtbaren Boden schaffen.

Was mich momentan sehr beschäftigt, ist die Platznot am Campus. Die Weichen für einen Neubau sind bereits seit geraumer Zeit gestellt. Das Ziel ist es, für unsere Weiterentwicklung Raum zu schaffen und unserem Idealbild einer Universität der kurzen Wege durch Übersiedlung unserer Außenstellen auf den Campus wieder ein Stück näher zu kommen. Dazu gehört aber auch die Verkleinerung unseres ökologischen Fußabdrucks. Wir wollen sicherstellen, dass das neue Gebäude mit allen derzeit bekannten Überlegungen zur Nachhaltigkeit konstruiert ist. Unsere Forschung trägt zur zukünftigen Entwicklung der Menschheit bei, mit unserem täglichen Tun wollen wir aber auch den bestmöglichen praktischen Beitrag zur Sicherung der Zukunft leisten.

 

für ad astra: Annegret Landes