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Vortrag: “All sorrows can be borne if you put them into a story or tell a story about them.” Erste-Person-Krisennarrativität angesichts einer Tumorerkrankung

“All sorrows can be borne if you put them into a story or tell a story about them.” Erste-Person-Krisennarrativität angesichts einer Tumorerkrankung

Maria Robaszkiewicz, Universität Paderborn

Mittwoch, 06. November 2024, 17.00 Uhr

Institut für Philosophie, N.1.71 (Nordtrakt)

 

Wie kann, soll und will man über eine unmittelbare Lebensgefahr reflektieren, die mit einer Tumorerkrankung verbunden ist? Wie will man darüber mit anderen sprechen, obwohl man mit dieser Erkrankung allein ist, auch wenn von wohlwollenden Menschen umgeben? Wie soll man auf Fragen beantworten: auf die naive, die verwirrte, die unsensible, die neugierige? Wie soll man über eine unmittelbare Lebensgefahr reflektieren, wenn sie nicht mehr da ist? In diesem Vortrag befasse ich mich mit diesen und noch weiteren Fragen, die mit dieser besonderen Lebenserfahrung zusammenhängen. Ich zeige, wie das narrative Denken und Schreiben aus der ersten Person Perspektive eine Methode bieten, um dies anzugehen, an der Intersektion der Phänomenologie, Existenzphilosophie und Schriftlichkeit.

Dr. Maria Robaszkiewicz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Philosophie an der Universität Paderborn. Sie hat Philosophie in Polen, Finnland und Deutschland studiert. Sie hat 2015 an der Universität Paderborn mit einer Dissertation zu Übungen im politischen Denken bei Hannah Arendt promoviert. Sie ist eine Associate Researcher am Center History of Women Philosophers and Scientists, Mitglied der Redaktion der on-line Zeitschrift HannahArendt.net, begeisterte Konferenzorganisatorin. Ihre aktuellen Forschungsinteressen liegen in den Beriechen der politisch- und kritisch-phänomenologischen Perspektiven auf Migrationserfahrung sowie demokratische Protestbewegungen, insbesondere feministische Proteste zur Gewährung der Reproduktionsrechte. Internationale Verbindungen und Netzwerke zu schaffen ist ihr ein großes Anliegen.

 

Der Vortrag findet auf Deutsch statt. / Predavanje bo v nemščini.

Alle sind herzlich eingeladen! / Prisrčno vabimo!

 

Der Vortrag ist Teil des Kolloquiums des Instituts für Philosophie. / Predavanje je del kolokvija Inštituta za filozofijo.

L’incanto è qualcosa di ineffabile. Venezia in letteratura. Doktorandenseminar der Università Ca’ Foscari Venezia und der Universität Klagenfurt. Venezia, 17.10.2024

Am 17. Oktober 2024 findet das 4. gemeinsame Doktorandenseminar der Ca‘ Foscari Universität Venedig und der Universität Klagenfurt statt. Es trägt den Titel:

 «L’incanto è qualcosa di ineffabile». Venezia in letteratura.

Der Titelsatz stammt von Goffredo Parise und bezieht sich auf die Piazza San Marco.

Das Seminar entstammt dem seit 2019 laufenden Doktoratsstudium der Italian Studies, in Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Klagenfurt und Ca‘ Foscari Venedig (www.aau.at/doktorat/internationales/italian-studies), genauer zwischen der Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften in Klagenfurt und dem Dipartimento di Studi Umanistici in Venedig

An dem Seminar, das in diesem Jahr in Venedig in Präsenz und online stattfindet, nehmen Dozent:innen und Doktorand:innen beider Universitäten teil.

Konkret werden Assoz. Prof. Dr.in Angela Fabris (Koordinatorin des Doktoratsprogrammes der Italian Studies in Übereinkunft mit Ca‘ Foscari), die Klagenfurter Doktorandinnen Silvia Corelli, Anna Faraon und Francesca Puddu sowie Dr.in Sandra Kremon, die 2021 ihr Doktorat abgeschlossen hat, beteiligt sein.

Das letzte Panel umfasst zunächst ein Gespräch mit Luca Cosentino (Gründer und Leiter des Verlagsprojekts Wetlands) und Shaul Bassi, Autor des Buches Venezia africana, und im zweiten Teil die Präsentation und Diskussion des Romans Resta con me, sorella von Emanuela Canepa, welches unter anderem auf einer eingehenden Studie der venezianischen Realität und insbesondere des Frauengefängnisses beruht.

Diese Beiträge werden von Anna Faraon und Francesca Puddu koordiniert.

Nähere Details entnehmen Sie gerne dem Programm.

Jack Mezirow Living Theory of Transformative Learning Award: Honorable Mention für Monika Kastner

Das Paper “Encompassing Transformation: A Holistic Approach to Assessing Learning in Adult Basic Education” wurde im Rahmen der 15th Biennial International Transformative Learning Conference (ITLC), die vom 11. bis 13. September 2024 an der Universität Siena (Italien) stattfand, mit einer “Honorable Mention” ausgezeichnet. Monika Kastner (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) beschäftigt sich darin mit Lernerfahrungen in der Erwachsenenbildung, die in bisherigen Ansätzen zur Erfassung von Lernergebnissen nur eingeschränkt sichtbar werden.

„In diesem Modell gehe ich davon aus, dass Alphabetisierungs- und Basisbildungsangebote Lernerfahrungen ermöglichen, die bei benachteiligten erwachsenen Lernenden zu tiefgreifenden persönlichen und sozialen Veränderungen führen können. Diese Veränderungen müssen im Lernprozess reflektiert werden. Dazu brauchen wir einen ganzheitlicheren Blick auf das Lernen mit seinen transformativen, formativen und summativen Dimensionen“, erläutert Monika Kastner. Das in diesem Paper vorgestellte Modell bildet die Grundlage für ein von der Europäischen Union kofinanziertes, community-basiertes und partizipativ angelegtes Forschungsprojekt (Erasmus+ Programm 2023-2-AT01-KA210-ADU-000178483). Im Zentrum steht die partizipative Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Lernenden aus Alphabetisierungs- und Basisbildungsprogrammen. Forschungsgruppen an drei Volkshochschulen (zwei in Österreich, eine in Deutschland) analysieren gemeinsam bestehende Ansätze zur Erfassung von Lernfortschritten und erarbeiten Grundlagen, um transformative Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln in einen neuen Ansatz zur Erfassung von Lernergebnissen integrieren zu können. Die Forschungsergebnisse werden dazu beitragen, das Wissen über die komplexen Lernbiographien von Teilnehmer:innen und über Wirkungszusammenhänge zu erweitern. Darüber hinaus fördert das Projekt den Dialog zwischen akademischem Wissen über transformatives Lernen und der Expertise von Lehrenden und Lernenden in der Alphabetisierung und Basisbildung.

Im Rahmen der 15th Biennial International Transformative Learning Conference (ITLC) stellte Monika Kastner ihr Paper vor. Die Konferenz bot auch den Rahmen für die Verleihung des Jack Mezirow Living Theory of Transformative Learning Award. Der Jack Mezirow Living Theory of Transformative Learning Award ist inspiriert von Jack Mezirow, dem Begründer einer der wichtigsten Theorien über das Lernen Erwachsener, der Transformative Learning Theory. Jack Mezirow (1923-2014) war ein US-amerikanischer Soziologe und Professor für Erwachsenen- und Weiterbildung am Teachers College der Columbia University.

Monika Kastner ist assoziierte Professorin an der Universität Klagenfurt. Ihre Schwerpunkte sind Lernen und Bildung Erwachsener mit Blick auf Bildungsbeteiligung über die Lebensspanne und soziale Gerechtigkeit; Analyse und Gestaltung des Zusammenhangs von Arbeit, Bildung und Lebenswelt, Analyse und Gestaltung erwachsenengerechter Lernwelten und Lernkulturen, auch im Bereich der beruflichen Bildung, pädagogische Lerntheorien sowie partizipative (Bildungs-)Forschung.

06.11. – mit dem großen Löffel (MUSIL), Theater, ORT: klagenfurter ensemble

Nach einem Gastspiel von Aus aktuellem Anlass: Delphine in Triest, eine Theater am Lend Eigenproduktion aus dem Jahr 2021, wurden Regisseurin Anja M. Wohlfahrt und Autorin Effe U Knust von klagenfurter ensemble-Intendant Gerhard Lehner eingeladen, sich für Herbst 2024 dem Autor Robert Musil zu widmen. Aus diesem ersten Gespräch entstand eine Kooperation zwischen klagenfurter ensemble und dem Musil Institut Klagenfurt, insbesondere Artur R. Boelderl.
Effe U Knust und Anja M. Wohlfahrt, die nach Aus aktuellem Anlass: Delphine in Triest im Herbst 2023 mit Das gelbe Trikot in einer weiteren Zusammenarbeit für das Theater am Lend ein Stück auf die Bühne gebracht haben, lesen sich seit Frühling 2023 durch das Gesamtwerk Robert Musils plus Sekundärliteratur und stoßen sich in dem neuen Stück von dieser Recherche, also von Musil und den Themen seiner Werke, ab. Also: Wertschätzend und wissbegierig wird hier sich abgestoßen, um eine eigenständige Kunst zu ermöglichen. Besagte Produktion feiert am 6. November 2024 am klagenfurter ensemble Premiere und gastiert im Dezember 2024 für eine Spielserie in Graz am Theater am Lend.

mit dem großen Löffel (Musil)

Ein Stück zu Robert Musil
von Effe U. Knust

Uraufführung
Eigenproduktion des klagenfurter ensemble

 

Wenn man Robert Musil auf den Kopf stellt, fällt ihm ein Mann ohne Eigenschaften aus der Hosentasche. Aber nicht nur Ulrich reibt sich die Augen, wenn er am 6. November zum 144. Geburtstag seines Erfinders von Regisseurin Anja M. Wohlfahrt und Autorin Effe U Knust auf die Bretter des klagenfurter ensembles gestellt wird. Auch seine Schwester Agathe, mit der Ulrich in (geschwisterliche) Liebe verbunden ist, wird sich zu dem Geburtstagsfest einfinden.

Überhaupt spielt die Dopplung in der Liebe und in der Politik bei Musil eine entscheidende Rolle. Das Ich ist der andere, aber immer um ein Quantum verschoben oder in einem Zerrspiegel erblickt. Ist doch das basso continuo seines Meisterwerks die Parallelaktion, in der klammheimlich eine Riesenfeier für den Monarchen vorbereitet werden soll, um den Freunden und Erzrivalen, den Preußen die Show zu stehlen. Aber anstatt sich stramm und organisiert in die Aufgabe zu stürzen, gerät Ulrich in einen Strudel aus Intrigen und Techtelmechtel – und eigentlich geht ihn das alles gar nichts an, denn er hat sich ein Jahr freigenommen.

Diese Auszeit vom Burn out ist als großes Thema unserer Zeit ein Fokus dieser Theaterarbeit. Lebt man, um zu Arbeiten, arbeitet man um zu Leben? Oder ist es eigentlich etwas anderes, das uns antreibt oder antreiben sollte. Ist es eben diese scheinbar nebensächliche Parallelaktion der Liebe?

Und wenn wir schon bei der Liebe sind. Liegt darin nicht die Identität des Einzelnen? Aber ist der Einzelne überhaupt ein Einzelner – oder eher viele? Eine Frage, der Musil in seinem Mann ohne Eigenschaft nachspürt, und man fragt sich als heutige LeserInnen, ob in Ulrich nicht auch eine Frau versteckt ist, oder in Agathe ein Mann oder ein geschlechtschangierendes Wesen?

Wir wissen es nicht. Wir ahnen es, und Regisseurin Anja M. Wohlfahrt und Autorin Effe U Knust werden uns behutsam, rabiat und zärtlich in das Werk Musils hineinlotsen und wieder heraus. Denn sie haben sich Musil einverleibt und sind in ihn eingetaucht, um sich von ihm abzustoßen und ihn gleichzeitig mitzureißen in unsere heutige Zeit.

 

Regie: Anja M. Wohlfahrt
Schauspiel: Klemens Dellacher, Clara Diemling, Anna Morawetz
Live-Musik: Grilli Pollheimer und Patrick Dunst

 

Vorstellungen: 06. bis 23. November 2024 / 20 Uhr
Dauer: 1 h 50 min, ohne Pause 
Spielort: theaterHALLE11, Messeplatz 1 / 11, Klagenfurt
Kartenreservierung: 0463 310 300 / ke [at] klagenfurterensemble [dot] at
Kartenpreise: 25 Euro (regulär) / 20 Euro (ermäßigt)

 

In Kooperation mit dem klagenfurter ensemble