Beitragsbild zur Lesung mit Alida Bremer und Laura Freudenthaler am 19.01.1

19.01.: Alida BREMER & Laura FREUDENTHALER

Freitag, 19. 01. 2024
19.30 Uhr                     

Alida Bremer: Tesla oder die Vollendung der Kreise
Laura Freudenthaler: Arson

Lesungen

Moderation: Harald Gschwandtner

 

Tesla oder Die Vollendung der Kreise

Nikola Tesla, Erfinder zwischen Genie und Wahnsinn, mit serbischen Wurzeln im heutigen Kroatien geboren, schillernde Figur im Gesellschaftsleben New Yorks um 1900, war schon zu Lebzeiten legendär. Einer seiner Bewunderer ist der junge Anton aus Zadar, der nach politischen Umtrieben gegen den österreichischen Kaiser von der Schule fliegt und mit zehn Dollar in der Tasche nach Amerika auswandert. Dort fasst er schnell Fuß, lernt Englisch, arbeitet als Dolmetscher im anatomischen Museum eines deutschen Arztes am Broadway und studiert schließlich Medizin. Er trifft den alten, vereinsamten, wunderlich gewordenen Tesla, sein Idol, und wird ihm in langen Gesprächen über dessen Leben und Gott und die Welt zum Freund. Doch dann erreicht Anton eine Nachricht aus Europa: Er soll zurückkehren, um sich um seine alten Eltern zu kümmern. Also macht er sich wieder auf, mit Frau und Kindern, in die Armut verwahrloster Dörfer im Hinterland Dalmatiens kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Zum Abschied vertraut ihm Tesla die Pläne zu einer »Friedenswaffe« an, und er bittet ihn, nach einem verschollenen Porträt zu suchen, das erst 2006 wieder auftauchen wird.

Alida Bremer studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin und Kulturvermittlerin zwischen Südosteuropa und dem deutschsprachigen Raum. Ihre Essays, Kolumnen, Erzählungen und Gedichte erscheinen in Zeitungen, Zeitschriften und Internetportalen und werden in verschiedene Sprachen übersetzt. Sie lebt in Münster und Split.

 

Arson

„Ich muss zu überleben beginnen.“ Nüchtern, ruhig und gefasst beobachtet die Frau, deren Stimme wir in Laura Freudenthalers Buch hören, wie die Dinge außer Kontrolle geraten. Die Dinge in ihrem Umfeld, in ihrem Leben, die Dinge, die eine globale Katastrophe ankündigen: Überall brennen Feuer, herrscht Dürre, macht sich Hitze breit. Die Frau, die hier erzählt, registriert es mit kalter Verzweiflung und wachsender Besessenheit. Sie sucht Zuflucht, wechselt, von Träumen getrieben, ständig ihren Wohnort, tauscht die Zudringlichkeiten der Stadt gegen die Isolation am Land und entfernt sich zunehmend von der Welt, in der man bei Abendeinladungen und Festen über Beziehungen und Psychotherapien spricht. Stattdessen findet sie einen Komplizen ihrer Obsession in einem Mann, der als Experte für Wildfeuer am meteorologischen Institut arbeitet. Er leidet unter Schlaflosigkeit, weiß aber auch, dass viereinhalb Stunden Schlaf genügen, um zu überleben. Und so wacht er über den Feuerkarten, die weltweit jeden Brand verzeichnen. Als ließe sich kontrollieren, was längst außer Kontrolle geraten ist.

Laura Freudenthaler, geboren 1984 in Salzburg, studierte Germanistik, Philosophie und Gender Studies und lebt heute in Wien. Ihr Roman Die Königin schweigt (2017) wird mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis und als bester deutschsprachiger Debütroman beim Festival du premier Roman in Chambéry ausgezeichnet. 2020 gewinnt sie den 3sat-Preis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt für ihren Text Der heißeste Sommer, 2021 wird sie für ihr Werk mit dem manuskripte-Preis ausgezeichnet.